Gerade erst vor wenigen Tagen hat die chinesische Führung in Peking (Beijing) eingeräumt, dass die Lungenkrankheit SARS (Severe Acute Respiratory Snydrome) sich in einem schlimmeren Maße ausgebreitet habe als ursprünglich befürchtet. Matsushita, weltgrößter Hersteller von Consumer Electronics und Anbieter der Marken Panasonic, Technics und National, musste für einen Tag ein Fließband in Chinas Hauptstadt stilllegen und 100 Leute nach Hause schicken, weil der Ehemann einer Arbeitnehmerin mit jemandem in Kontakt gekommen war, der sich nachweislich mit SARS infiziert hatte. Das zeigt, dass die Lungenkrankheit in der Industrie durchaus ernst genommen wird. Das taiwanische Unternehmen Quanta Computer, die namenlose Nummer eins unter den Notebook-Herstellern, hat verfügt, dass die 8.000 Arbeitnehmer in China täglich zum Fiebermessen antreten müssen. Darüber hinaus sind Geschäftsreisen zwischen den Fabriken in Taiwan und China bis auf weiteres untersagt. Motorola musste Anfang April wegen Erkrankung eines Mitarbeiters in Singapur 300 Leute für einen Tag in Quarantäne schicken. SonyEricsson hat den Arbeitnehmern in Peking dringend empfohlen, nur noch mit Mundschutz zu arbeiten und von Reisen Abstand zu nehmen. Sony China Ltd. wiederum hat alle internen Meetings abgesagt. Auf solche internen Meetings könnte man zur Not noch verzichten. Was aber wesentlich schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass auch immer mehr Kundenkontakte von einheimischen und ausländischen Unternehmen in Asien aus Angst vor Ansteckung praktisch zum Erliegen kommen. Russel Craig, Analyst der Technologieberatung Aberdeen Group, hat Anfang des Monats für die Elektronik-Industrie bereits die Gefahr eines „nuklearen Winters" heraufbeschworen, der drohe, wenn SARS jegliche Geschäftsreisen von und nach China und anderen Teilen der Region verbiete. Eine chinesisch-sprachige Tageszeitung in Taiwan sieht unter Berufung auf Quellen in der OEM-Industrie sogar schon das Weihnachtsgeschäft 2003 gefährdet, wenn internationale Einkäufer aus Angst vor SARS ihre Qualitätskontrollbesuche abblasen. Liu Jianbao, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, räumte in der Pekinger Abendzeitung „Beijing Wanbao" Fehler im Umgang mit SARS ein und nannte die Krankheit eine „Katastrophe". Von den über 2100 bis Ostern offiziell bekannt gewordenen Fällen in China waren allein 488 in der Hauptstadt Peking gemeldet. Und täglich kommen neue dazu. Gerüchte über eine mögliche Abriegelung Pekings haben in der chinesischen Hauptstadt bereits zu ersten Panikkäufen geführt. In Kanada, mit 316 Fällen das am stärksten betroffene Land außerhalb Asiens, taucht SARS trotz strenger Quarantäne und anderer Maßnahmen täglich an neuen Orten auf. Quanta-Sprecher Tim Li äußerte sich besorgt, dass sich die Krankheit zu einer globalen Seuche ausweiten könnte - mit verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft bis hin zum vorübergehenden Kollaps. Doch auch so hat SARS bereits weitreichende wirtschaftliche Folgen. Eigentlich sollte jetzt die berühmte Kanton-Messe stattfinden. Traditionell handelt es sich dabei um die größte Leistungsshow Chinas in der Hauptstadt Guangzhou der südlichen Provinz Guangdong (beide Namen zu Deutsch „Kanton"). Wurden letztes Jahr noch 120.000 Besucher und Abschlüsse über 16,8 Milliarden Dollar registriert, kam die Hongkonger Tageszeitung „South China Morning Post" für die erste Hälfte gerade mal auf 16.000 Besucher und Abschlüsse über 2,2 Milliarden Dollar. Die größte Automesse des Landes in Shanghai wurde wegen SARS vorzeitig für beendet erklärt. Nach der Cebit und der Comdex in Amerika drittwichtigstes Event für die IT-Industrie ist die Computex in Taipei Anfang Juni. Sollte der ohnehin schon schwindende Besucherstrom ganz ausbleiben, wäre das ein böses Omen für die Branche. Um das Schlimmste zu verhindern, werben die Macher der Show - nicht gerade taktvoll - mit dem Slogan: "COMPUTEX TAIPEI is free from SARS". (kh)
25.04.2003
Gerade erst vor wenigen Tagen hat die chinesische Führung in Peking (Beijing) eingeräumt, dass die Lungenkrankheit SARS (Severe Acute Respiratory Snydrome) sich in einem schlimmeren Maße ausgebreitet habe als ursprünglich befürchtet. Matsushita, weltgrößter Hersteller von Consumer Electronics und Anbieter der Marken Panasonic, Technics und National, musste für einen Tag ein Fließband in Chinas Hauptstadt stilllegen und 100 Leute nach Hause schicken, weil der Ehemann einer Arbeitnehmerin mit jemandem in Kontakt gekommen war, der sich nachweislich mit SARS infiziert hatte. Das zeigt, dass die Lungenkrankheit in der Industrie durchaus ernst genommen wird. Das taiwanische Unternehmen Quanta Computer, die namenlose Nummer eins unter den Notebook-Herstellern, hat verfügt, dass die 8.000 Arbeitnehmer in China täglich zum Fiebermessen antreten müssen. Darüber hinaus sind Geschäftsreisen zwischen den Fabriken in Taiwan und China bis auf weiteres untersagt. Motorola musste Anfang April wegen Erkrankung eines Mitarbeiters in Singapur 300 Leute für einen Tag in Quarantäne schicken. SonyEricsson hat den Arbeitnehmern in Peking dringend empfohlen, nur noch mit Mundschutz zu arbeiten und von Reisen Abstand zu nehmen. Sony China Ltd. wiederum hat alle internen Meetings abgesagt. Auf solche internen Meetings könnte man zur Not noch verzichten. Was aber wesentlich schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass auch immer mehr Kundenkontakte von einheimischen und ausländischen Unternehmen in Asien aus Angst vor Ansteckung praktisch zum Erliegen kommen. Russel Craig, Analyst der Technologieberatung Aberdeen Group, hat Anfang des Monats für die Elektronik-Industrie bereits die Gefahr eines „nuklearen Winters" heraufbeschworen, der drohe, wenn SARS jegliche Geschäftsreisen von und nach China und anderen Teilen der Region verbiete. Eine chinesisch-sprachige Tageszeitung in Taiwan sieht unter Berufung auf Quellen in der OEM-Industrie sogar schon das Weihnachtsgeschäft 2003 gefährdet, wenn internationale Einkäufer aus Angst vor SARS ihre Qualitätskontrollbesuche abblasen. Liu Jianbao, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, räumte in der Pekinger Abendzeitung „Beijing Wanbao" Fehler im Umgang mit SARS ein und nannte die Krankheit eine „Katastrophe". Von den über 2100 bis Ostern offiziell bekannt gewordenen Fällen in China waren allein 488 in der Hauptstadt Peking gemeldet. Und täglich kommen neue dazu. Gerüchte über eine mögliche Abriegelung Pekings haben in der chinesischen Hauptstadt bereits zu ersten Panikkäufen geführt. In Kanada, mit 316 Fällen das am stärksten betroffene Land außerhalb Asiens, taucht SARS trotz strenger Quarantäne und anderer Maßnahmen täglich an neuen Orten auf. Quanta-Sprecher Tim Li äußerte sich besorgt, dass sich die Krankheit zu einer globalen Seuche ausweiten könnte - mit verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft bis hin zum vorübergehenden Kollaps. Doch auch so hat SARS bereits weitreichende wirtschaftliche Folgen. Eigentlich sollte jetzt die berühmte Kanton-Messe stattfinden. Traditionell handelt es sich dabei um die größte Leistungsshow Chinas in der Hauptstadt Guangzhou der südlichen Provinz Guangdong (beide Namen zu Deutsch „Kanton"). Wurden letztes Jahr noch 120.000 Besucher und Abschlüsse über 16,8 Milliarden Dollar registriert, kam die Hongkonger Tageszeitung „South China Morning Post" für die erste Hälfte gerade mal auf 16.000 Besucher und Abschlüsse über 2,2 Milliarden Dollar. Die größte Automesse des Landes in Shanghai wurde wegen SARS vorzeitig für beendet erklärt. Nach der Cebit und der Comdex in Amerika drittwichtigstes Event für die IT-Industrie ist die Computex in Taipei Anfang Juni. Sollte der ohnehin schon schwindende Besucherstrom ganz ausbleiben, wäre das ein böses Omen für die Branche. Um das Schlimmste zu verhindern, werben die Macher der Show - nicht gerade taktvoll - mit dem Slogan: "COMPUTEX TAIPEI is free from SARS". (kh)