Die beiden Software-Schwergewichte SAP und Oracle haben ihre Preise für Wartung und laufenden Support erhöht. Den Anfang machte Oracle vor einem Monat - jetzt zog SAP nach. Beobachter werten diese ungewohnte Einigkeit als Konsolidierungsanzeichen im Software-Markt. Anders als in den vergangenen zehn Jahren, als Preiskämpfe an der Tagesordnung waren, beruhe der Preisanstieg weder auf einer Verknappung noch auf einer steigenden Nachfrage seitens der Kunden, sagte Brendan Barnicle, Analyst bei der US-Bank Pacific Crest Securities Inc.
Oracle hatte im Juni seine Preise um 15 bis 20 Prozent erhöht. Allerdings, und das zeigt, in welchem Wettbewerb Oracle mit dem Walldorfer Konkurrenten steht, nicht in Europa.
SAP AG erklärte, es werde für die umfassende Wartung ("Enterprise Support") ab 1. Januar 2009 das jährliche Entgelt von 17 Prozent stufenweise erhöhen. Nach vier Jahren müssen Kunden 22 Prozent zahlen. Die Prozentangaben beziehen sich auf den Lizenzpreis und auf den gewählten Support - "Standard" oder "Premium". 22 Prozent verlangt SAP für den Premium Support. Die neuen Preise gelten für alle Lösungen, die vor dem 1. Juli 2008 lizenziert wurden.
Der Support umfasst Wartung rund um die Uhr, auch von Software, die von anderen Herstellern stammt, erklärte SAP. Es erklärte weiter, die Preiserhöhungen seien "in engem Dialog mit den Kundenvereinigungen der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) und der Americas’ SAP Users’ Group (ASUG) entwickelt" worden. Dazu erklärte die DSAG, die rund 2.000 Mitglieder zählt, gegenüber ChannelPartner, dass sie das Konzept des Stufenplans nicht entwickelt habe. "Vielmehr hat sich die DSAG gegenüber dem ursprünglichen Konzept dahingehend geäußert, dass eine 30-prozentige Erhöhung auf einen Schlag für SAP-Anwenderunternehmen nicht zu leisten ist. SAP ist uns dahin gehend entgegen gekommen, dass es eine Abstufung der Erhöhung geben wird." Der DSAG zufolge wird demnächst in Workshops geprüft, ob SAPs Preiserhöhungen für mittelständische Unternehmen akzeptabel seien. Es werde diskutiert, ob nicht "für den Großteil der mittelständischen Unternehmen der Enterprise Support überdimensioniert sein" könnte, hatte DSAG-Vorsitzende Karl Liebstückel erklärt.
Gleichzeitig mit SAPs Preiserhöhungen erklärte Vorstandschef Henning Kagermann, das Unternehmen werde seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung kürzen. Er sagte gegenüber der Tageszeitung "Die Welt": "Der Anteil von Forschung und Entwicklung am Umsatz liegt bei SAP gegenwärtig bei 14 Prozent. Das ist sehr viel und höher als der Branchendurchschnitt. Wir haben früher einen Wert von 12 Prozent gehabt." SAP wolle da wieder hinkommen. "Das wird dann auch der Profitabilität gut tun."
SAP gab eigenen Aussagen zufolge im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus. Größere Anteile dürften auf die SOA-Umwandlung der Walldorfer ERP-Software R/3 und das SaaS-Angebot "Business ByDesign" entfallen sein. (wl)