Kühne Visionen standen im Mittelpunkt der Konferenz Dreamforce vom 19. bis 22. November 2019 in San Francisco. Binnen vier Jahren will Salesforce, Spezialist für Kundenmanagement (CRM) in der Cloud, seinen Umsatz verdoppeln. Das ist nicht unrealistisch, denn Salesforce, das seit der Firmengründung auf die Cloud setzte, hat seine traditionellen Mitbewerbern Oracle und SAP abgehängt, die noch stark mit sich selbst beschäftigt sind.
Partnerökosystem wird ausgebaut
"Wir können das nicht alleine schaffen. Wir werden all unsere Partner mitnehmen", sagte Marc Benioff, Co-CEO von Salesforce, in seiner Eröffnungs-Keynote. "Wir wissen, dass Sie mehr als Salesforce selbst einbringen können. Wir verpflichten uns, dass wir mit allen zusammenarbeiten und als eine Gemeinschaft operieren."
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J.C. Collins, SVP, COO of Industries & Partners, untermauert dies: "Die Chancen für Partner werden größer und es wird immer attraktiver mit Salesforce Partnergeschäft zu machen. Das gilt gleichermaßen für ISVs, Consultants und MSPs. Unser Ziel ist es, unser Partnerökosystem massiv auszubauen, bis 2022 wollen wir 250.000 externe Salesforce-Consultants zertifiziert haben!" Partner sollen sich auf bestimmte Branchen spezialisieren und dort echte Mehrwerte für die Kunden erbringen.
Das Partnerprogramm bemisst sich künftig noch stärker am Kundenerfolg und Salesforce will einen stärkeren Schwerpunkt auf Trainings legen. Das ist nötig, weil Reseller sonst nicht mit dem Innovationstempo von Salesforce Schritt halten können, das dreimal jährlich größere Neuerungen einführen will. "Unsere Partner müssen unsere Technologie verstehen und agil sein", so Collins. Dafür soll das bisher starre Partnerprogramm aufgeweicht und flexibler werden.
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Konkret hat Salesforce auf der Dreamforce eine Reihe von neuen Initiativen für Partner vorgestellt. Dazu gehören ein "Architect Certification Program", verbesserte Beratungs-Services und neue Ressourcen, die Kunden helfen sollen, die für ihre Zwecke am besten geeigneten Consultants und Systemhäuser zu identifizieren.
Verbesserungen am Partnerprogramm von Salesforce
Es gibt noch einiges im Partnerprogramm zu verbessern, wie das Unternehmen selbst zugab. Lori Steele, Executive Vice President, Global Professional Services Salesforce, erklärt: "Im Moment läuft die Hälfte unseres Services Umsatzes über Partner. Das ist gut, aber nicht gut genug." Es solle keinen Wettbewerb mit den Resellern mehr geben, sondern alle sollten an einem Strang ziehen. Dafür sollen die internen Sales Advisory Services stärker auf den Channel zugehen.
Laut einer Studie von IDC gibt es ausgezeichnete Geschäftschancen für das Ökosystem: Die Partner von Salesforce sollen weltweit bis 2024 erhebliche Umsätze generieren und zwar 5,80 US-Dollar pro Dollar, den Salesforce selbst erwirtschaftet. Das Salesforce-Ökosystem ist schon heute mehr als viermal so groß wie Salesforce selbst. Und es soll bis 2024 fast sechsmal so groß werden.
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Tyler Prince, EVP, Industries and Partners bei Salesforce, betont: "Ob durch branchenspezifische Erweiterungen oder geschäftsspezifische Apps: Die Salesforce Customer 360 Plattform trägt dazu bei, das Wachstum unseres Partnerökosystems und vor allem das Wachstum unserer Kunden zu beschleunigen."
Ferner soll die kostenlose Online-Lernplattform Trailhead neuen Partnern die Möglichkeit gewähren, sich schnell in die Salesforce-Technologie einzuarbeiten.
Kooperation mit Apple und AWS
Strategisch arbeitet Salesforce enger mit Amazon Web Services (AWS) und Apple zusammen (wir berichteten). Bei der Kooperation mit AWS geht es vor allem um Spracherkennung: Salesforce Service Cloud Voice soll nahtlos mit Amazon Connect zusammenwirken, um eine Contact Center Lösung in der Cloud zu ermöglichen. Außerdem sollen künftig Amazon Einstein Voice Skills mit Amazon Alexa verbunden werden. Damit sollen Kundengespräche aufgezeichnet und ausgewertet werden.
Auch bei der Kooperation mit Apple geht es in erster Linie um Sprache. Die neu gestaltete Salesforce Mobile App unterstützt nun auch Siri Shortcuts und Face ID. Das Salesforce Mobile Software Development Kit (SDK) wurde für Swift und iOS 13 optimiert. Es soll Entwicklern helfen, native Salesforce-Apps für das iPhone sowie iPad zu entwickeln.
Tableau bleibt unabhängig
Im August 2019 hat sich Salesforce durch den Zukauf von Tableau Software verstärkt und sich die Übernahme 15 Milliarden Dollar kosten lassen. Durch das Zusammengehen der Nr. 1 bei CRM und der Nr. 1 bei Analyseplattformen wird die Analyse von CRM-Daten stark vereinfacht. Tableau soll weiter als unabhängige Firma operieren und hat eine Woche vor der Dreamforce eine eigene Partnerkonferenz Global Partner Summit in Las Vegas mit fast 1.000 teilnehmenden Partnern veranstaltet und dabei das neue Partnerprogramm Tableau Partner Network vorgestellt, das in mehreren Phasen im Jahr 2020 ausgerollt werden soll.