Teil-Lockdown reicht nicht

RKI mahnt zu deutlich stärkerer Corona-Eindämmung

04.12.2020
Der bundesweite Teil-Lockdown im Kampf gegen die Corona-Pandemie zeigt erste Effekte - aber reicht das und geht es schnell genug voran? Experten des Bundes sehen stärkere Kontaktvermeidung als Schlüssel.
Hardliner fordern Maßnahmen, die über einen Teil-Lockdown hinausgehen.
Hardliner fordern Maßnahmen, die über einen Teil-Lockdown hinausgehen.
Foto: Cryptographer - shutterstock.com

Die Zahl der neuen Corona-Fälle in Deutschland muss aus Sicht des Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich stärker gesenkt werden, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen. "Die Lage bleibt weiter sehr angespannt", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin. Auch nach den Beschränkungen der vergangenen Wochen, die die Fallzahlen als ersten Erfolg stabilisiert hätten, seien sie immer noch zu hoch. Ziel bleibe, "die Infektionen auf ein Level zu senken, mit dem wir alle umgehen können".

Aktuell sei leider eine Entwicklung zu sehen, wie sie bei anhaltend hohen Fallzahlen befürchtet worden sei. Die Gesundheitsämter seien zusehends erschöpft und schafften es nicht mehr zu ermitteln, wo sich Betroffene angesteckt haben. Es gebe mehr Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen, in einigen Regionen kämen Krankenhäuser an Belastungsgrenzen. Die Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle steige von Woche zu Woche, zu rechnen sei mit vielen weiteren Fällen.

Abstand, Hygiene und Alltagsmasken "immer und überall"

Wieler rief alle Bürger eindringlich dazu auf, Regeln zu Abstand, Hygiene und Alltagsmasken "immer und überall" zu beherzigen. Dies sei entscheidend, da man sich prinzipiell überall anstecken könne, wo Menschen zusammenkommen. "Wir sind dem Virus nicht hilflos ausgeliefert." Covid-19 sei "eine vermeidbare Erkrankung."

Nach einer sehr erfolgreichen Eindämmung im Frühjahr bekomme Deutschland die Zahlen derzeit "nicht mit aller Verve runter". Der RKI-Präsident äußerte aber die Hoffnung, dass die Mitmach-Bereitschaft (Compliance) den Menschen zunehme, da inzwischen auch mehr aus eigener Anschauung merkten, wie ernstzunehmend die Krankheit sei.

Mit Blick auf die von Bund und Ländern angestrebte Senkung der Neuinfektionen auf unter 50 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sagte Wieler, dies sei "prinzipiell machbar". Es hänge aber maßgeblich vom Verhalten der Menschen ab, wie schnell es machbar sei.

In Deutschland wurden laut RKI nun 22.046 neue Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet - etwas weniger als am Donnerstag der Vorwoche mit 22.268. Mit 479 innerhalb eines Tages gemeldeten Todesfällen gab es jetzt den zweithöchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Um die Virus-Ausbreitung einzudämmen, hatten Bund und Länder beschlossen, den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown mit Schließungen zahlreicher Einrichtungen bis 10. Januar 2021 zu verlängern. Das RKI hob hervor, dass mit "großer Sorge" Ansteckungen in Alten- und Pflegeheimen zu sehen seien, die Bewohner seien sehr gefährdet. (dpa/rs)

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