Erdbeben in Neuseeland, Überschwemmungen in Australien, Tsunami und Super-Gau in Japan: Katastrophen, aber auch politische Auseinandersetzungen wie in Libyen, Jemen oder Syrien zeigen, wie anfällig auch hoch entwickelte und scheinbar zivilisierte Kulturen für unvorhersehbare Ereignisse sind. Immer dann, wenn irgendwo in der Welt natürliche oder technisch bedingte Ausfälle drohen, springen die Krisenbewältigungsmechanismen an - oft zu spät, denn statt Vorsorge gegen das Unplanbare zu treffen, reagieren viele Unternehmen nur auf Vorkommen mit dem Ziel, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten oder möglichst schnell wiederherzustellen.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage der AFCOM, einer weltweiten Vereinigung von Managern und Administratoren aus dem Rechenzentrumsbetrieb. Eine strategische Katastrophenvorsorge, so die Umfrage, gibt es nur selten.
Die Ergebnisse im einzelnen:
Viele Rechenzentren sind nicht auf ein mögliches Disaster vorbereitet: Mehr als 15 Prozent der Mitwirkenden geben an, dass ihr Rechenzentrum keinen Plan für Daten-Backup und -Recovery hat. Die Hälfte hat keinen Schimmer, wie sie beschädigte Ausrüstung nach dem Schadensfall ersetzen kann, zwei Drittel gar haben weder einen Plan noch eine Liste mit Maßnahmen für einen Fall von Cyber-Kriminalität. Wo es Notfallpläne gibt, widmen die sich zu knapp 60 Prozent den Online- und mobilen Anwendungen des Unternehmens, zu 22,4 Prozent den Cloud-Services und zu 43,1 Prozent den Aktivitäten des Unternehmens und seiner Mitarbeiter in den sozialen Netzwerken des Internet.
Wachsende Einführung von Cloud-Services: Es gibt in den Rechenzentren ein signifikantes Wachstum von Cloud Computing. Im vergangenen Jahr waren nur 14,9 Prozent an die Wolke angeschlossen, heute beträgt die Connection-Rate bereits 36,6 Prozent. Weitere 35,1 Prozent der Befragten erwägen, solche Dienste einzuführen. Die AFCOM glaubt, dass diese Kurve auch in den kommenden fünf Jahren nach oben zeigen wird bis zu einem Zustand, wo 80 bis 90 Prozent aller Datencenter Cloud-Services nutzen werden.
Niedergang der Mainframes: Früher waren Mainframe-Rechner das Rückgrat für alle Mission-Critical-Anwendungen. Seit Jahren sinkt der Anteil der Großrechner aber kontinuierlich. AFCOM sagt aber dennoch nicht das vollständige Ableben voraus. Zwar werde der Anteil der Mainframes weiter sinken, aber für einige Anwendungen werde es weiter einen Bedarf an Großrechnern geben. In der Umfrage geben allerdings 58,8 Prozent der Befragten an, dass sich die Zahl der Mainframes in den vergangenen drei Jahren nicht verändert hat. Bei 32,5 Prozent hat sich die Zahl verringert, während immerhin 8,7 Prozent angeben, dass sie nun mehr Großrechner im Einsatz haben. Unterm Strich zeigen aber auch diese Zahlen ein deutliches Minus in der Bilanz der Mainframe-Architekturen.
Starke Ausbreitung von Web-Applikationen: In der AFCOM-Umfrage geben 86,6 Prozent der Befragten an, dass sie im Vergleich zu vor drei Jahren mit einer dramatisch gewachsenen Zahl von Web-Applikationen arbeiten.
Größer und besser: Sogar in Zeiten schwächelnder Weltwirtschaft haben viele Rechenzentren ihren Platzbedarf vergrößert: 44,2 Prozent der Administratoren geben an, dass sie nun mehr Raum für die Server benötigen als noch vor drei Jahren. Weitere 49,4 Prozent sind derzeit dabei, sich auszubreiten, oder planen das für die nächste Zukunft. Nur 16,4 Prozent haben raumtechnisch abgerüstet.