Test

Prozessor AMD Phenom X4 9850 Black Edition

Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.
Mit 2,5 GHz führt der "Phenom X4 9850" AMDs Vierkern-Baureihe an. Die PC-Welt prüft, wie schnell die CPU rechnet, wie viel Strom AMDs taktstärkster Quad Core konsumiert, und ob das vermeintliche 180-Euro-Schnäppchen sein Geld wert ist.

Mit 2,5 GHz führt der "Phenom X4 9850" AMDs Vierkern-Baureihe an. Die PC-Welt prüft, wie schnell die CPU rechnet, wie viel Strom AMDs taktstärkster Quad Core konsumiert, und ob das vermeintliche 180-Euro-Schnäppchen sein Geld wert ist.

Von Michael Schmelzle, PC-Welt

Testbericht

Das Spitzenmodell der Phenom-X4-Baureihe ist mit 2,5 GHz der aktuell taktstärkste Desktop-Vierkerner von AMD, dessen Hypertransport-Link gleichzeitig mit der höchsten Frequenz von 2 GHz arbeitet. Die 50 am Ende der Modellnummer des Phenom X4 9850 weißt auf die B3-Kernrevision hin, bei der AMD den TLB-Fehler (Translation Lookaside Buffer) behoben hat. Den Zusatz Black Edition trägt der Phenom X4 9850 wegen des frei wählbaren Multiplikators. Dadurch lässt sich der Prozessor bequem übertakten, ohne den Referenztakt ändern zu müssen, der wie gehabt bei 200 MHz liegt.

Stromverbrauch: Im Leerlauf sowie unter Last hatte das Testsystem des Phenom X4 9850 mit 185 respektive 311 Watt den höchsten Verbrauch aller CPUs. Zum Vergleich: Intels Top-CPU Core 2 Extreme QX9770 verbrauchte unter Last mit 222 Watt nur 71 Prozent der Energie des Phenom X4 9850 - allerdings fertigt Intel sein Spitzenmodell bereits im 45-Nanometer-Verfahren. Doch auch im hausinternen Vergleich der 65-Nanometer-Prozessoren von AMD macht der Phenom X4 9850 keine gute Figur. Sein Testsystem benötigt beispielsweise gut 21 Prozent mehr Strom als das seines 2,3-GHz-Pendants Phenom X4 9600 (256 Watt).

Eine noch wichtigere Kenngröße als der Bruttoenergieverbrauch der Testsysteme stellt die Rechenleistung pro Watt dar: Sie ist ein Hinweis darauf, wie effizient der Prozessor Energie in Rechengeschwindigkeit umsetzt. Hier schnitt der Phenom X4 9850 im hausinternen Vergleich schlecht ab. Mit 26,0 Punkten pro Watt positioniert er sich beispielsweise hinter dem Vierkerner Phenom X4 9600 (29,0 Punkte/Watt). In einer ganz anderen Liga - dank fortschrittlicher Fertigung - spielt hingegen die Intel-Konkurrenz. Mit 57,2 Punkten pro Watt ging etwa der Core 2 Extreme QX9770 mehr als doppelt so effizient mit Energie um, wie AMDs Vierkern-Flaggschiff.

Ausstattung: Der Phenom X4 9850 glänzt mit tadellosem Funktionsumfang: Er verfügt über 128 KB L1- sowie 512 KB L2-Cache pro Kern. Zudem teilen sich die vier Rechenkerne einen gemeinsamen 2 MB großen L3-Cache. Der im Prozessor integrierte 128 Bit breite Speichercontroller unterstützt DDR2-SDRAM des Typs PC800 und PC1066. Mit an Bord sind neben den bewährten zusätzlichen Befehlssätzen 3DNow, MMX, SSE, SSE2 und SSE3 auch das moderne SSE4a. Zudem beherrscht der Phenom X4 9850 die Virtualisierungs-Technik AMD-V und unterstützt 32- und 64-Bit-Betriebssysteme via AMD 64.

Die verbesserte Energiespartechnik Cool'n'Quiet 2.0 erlaubt die dynamische Spannungsregelung der Rechenkerne und des integrierten Speichercontrollers. Zudem lässt sich mittels der Technik DICE (Dynamic Independent Core Engagement) die Taktfrequenz aller Prozessorkerne unabhängig voneinander dynamisch regulieren. So kann beispielsweise ein voll ausgelasteter Rechenkern mit maximalem Takt arbeiten, ein halb ausgelasteter Kern den Takt auf 50 Prozent reduzieren und die beiden unbeschäftigten Kerne begeben sich in den Ruhemodus.

Rechenleistung: Zur Paradedisziplin der Vierkerner gehört der Rendering-Test von "Cinebench". Mit 8.095 Punkten ist der X4 9850 allerdings gut sieben Prozent langsamer als Intels kleinster Quad-Core im Test, der Core 2 Quad Q6600. Über alle Benchmarks gemittelt muss sich der X4 9850 sogar Intels Doppelkerner Core 2 Duo E8500 geschlagen geben. Im hausinternen Vergleich kann der X4 9850 zumindest den Phenom X4 9600 mit einem Abstand von neun Prozent hinter sich lassen.

Die Multi-Media-Fähigkeiten eines Prozessors prüft die PC-Welt unter anderem mit Apples iTunes. Dabei wandelt sie mit den integrierten De- und Encodern von Itunes 7.5 den 1.080i-High-Definition-Trailer von Ice Age 2 im H.264-Format ins MPEG-4-Format mit 124 KBit/s und einer für den iPod Touch sowie das iPhone optimierte Auflösung von 640 x 352 Bildpunkten um. Itunes teilt die Encoder-Arbeitslast allerdings nur in zwei parallele Prozesse auf, so dass Vierkern-Prozessoren ihr Potential nicht ausspielen können. Der Phenom X4 9850 benötigt für diese Video-Transcodierung 137 Sekunden und war damit nur unwesentlich langsamer als der direkte Intel-Rivale Core 2 Quad Q6600 (133 Sekunden). Gegen die hauseigene Konkurrenz macht der Phenom X4 9850 eine gute Figur: Gegenüber AMDs Triple-Core Phenom X3 8750 mit 2,4 GHz erarbeitet sich der X4 9850 einen Vorsprung von fast neun Prozent und gegenüber dem 2,3-GHz-Vierkerner Phenom X4 9600 von gut zwölf Prozent.

Fazit: Den wahnwitzig hohen Stromverbrauch setzt der Phenom X4 9850 nicht besonders effizient in Rechenleistung um. Und wer noch mehr Leistung aus der Black Edition herauskitzeln will, muss mit einem noch höheren Energieverbrauch rechnen. Dank der sehr guten Ausstattung und dem vergleichsweise niedrige Preis von rund 180 Euro ist AMDs Vierkern-Flaggschiff aber trotzdem ein attraktives Angebot. Empfehlenswert ist der AMD-Prozessor in jedem Fall für alle, die das letzte Quäntchen Leistung aus Ihrem PC mit AM2(+)-Hauptplatine herauskitzeln wollen.

Alternativen: Über alle Benchmarks gemittelt bietet Intels Core 2 Quad Q6600 eine Rechenleistung auf ähnlich hohem Niveau, verbraucht aber deutlich weniger Strom. Wenn ihre Kunden hingegen hauptsächlich Programme einsetzen, die maximal zwei Rechenkerne auslasten, sind sie mit einem Zweikerner besser beraten.

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