Sie sollen ahnungslose eBay-Käufer in unzähligen Einzelfällen um Hunderttausende Euro geprellt haben: Am Landgericht Würzburg hat am Freitag der Betrugsprozess gegen drei junge Männer aus Hessen begonnen. Nachdem die Staatsanwaltschaft 80 Minuten lang die Anklageschrift verlesen hatte, äußerten sich die drei Angeklagten nicht zu den Vorwürfen. Das Gericht strebt nun wegen des Umfangs der Vorwürfe eine beschleunigende Verständigung zwischen Verteidigern und Staatsanwaltschaft an. Der Prozess soll am 11. Juli fortgesetzt werden.
Den Ermittlungsbehörden liegen mehr als 1.000 Strafanzeigen von geprellten Kunden vor. In mindestens 1.800 Fällen seien über 98 Konten und neun Paypal-Accounts Betrügereien aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass über die bekanntgewordenen Vorfälle hinaus eine Vielzahl weiterer Taten begangen worden sein könnten, möglicherweise von einem größeren Personenkreis, etwa aus dem Freundes- und Familienkreis der Angeklagten.
Die Angeklagten sollen sich von den ergaunerten Einnahmen in Höhe von knapp 900.000 Euro ein Leben in Saus und Braus geleistet haben: Teure Autos, teure Reisen, teure Kleidung, Besuche bei Prostituierten. Ihnen wird banden- und gewerbsmäßiger Betrug, Missbrauch von Ausweispapieren und Datenhehlerei angelastet.
Die Angeklagten sind 20 und 21 Jahre alt, der Prozess findet vor der Jugendkammer statt. Sie sollen sich spätestens im Juni 2020 zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Das Trio soll gehackte Benutzerkonten von anderen Plattform-Nutzern genutzt haben, um den Verkauf von Artikeln wie Smartphones, Spielkonsolen und Grafikkarten über die damalige Plattform eBay-Kleinanzeigen (heute: Kleinanzeigen) vorzutäuschen. Die Ware kam jedoch nicht bei den Käufern an. Das Geld soll unter anderem auf Konten geflossen sein, die von einer Gruppe im Raum Schweinfurt eröffnet worden sein soll. (dpa/rs/rw)