Produkttest der Woche: Doppelkerner versus Quad-Core-CPUs

Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.

Zwei-Kern-CPUs: uneingeschränkt empfehlenswert

Damit sich die Kraft der zwei Kerne voll entfalten kann, müssen Programme so geschrieben sein, dass der Prozessor die anfallenden Rechenaufgaben parallel auf seine beiden Rechenwerke verteilen kann. Im Fachjargon nennt sich dieser Vorgang Multi-Threading. Zur Premiere der Desktop-Doppelkerner war erst wenig Software entsprechend programmiert, inzwischen hat sich einiges getan. Insbesondere rechenintensive Anwendungen arbeiten mittlerweile mit zwei parallelen Threads.

Wenn Sie zum Beispiel häufig Musikstücke und Videos in ein anderes Dateiformat, eine höhere Kompressionsstufe oder eine andere Auflösung überführen, macht sich ein Zwei-Kern-Prozessor mehr als bezahlt. Die meisten aktuellen De- und Encodier-Algorithmen arbeiten mit zwei parallelen Threads.

Dazu einige Beispiele aus der Praxis: In unserem Transcodier-Test mit Nero Recode war beispielsweise der Pentium D 960, ein 3,6-GHz-Doppelkerner auf Basis des Pentium 4, mehr als 36 Prozent schneller als der baugleiche 3,8-GHz-Einkerner Pentium 670. Das gleiche Bild ergab sich unter Itunes beim Umwandeln einer Musik-CD ins MP3-Format. Auch hier war der Pentium D 960 rund 37 Prozent schneller mit der Transcodierung fertig.

Besonders deutlich profitieren die Doppelkerner bei Rendering-Programmen. Sehr anschaulich lässt sich das mit unserem Cinebench-Test belegen: Der Rendering-Benchmark von Cinebench erlaubt nämlich Testdurchläufe, die entweder einen oder mehrere Prozessorkerne nutzen. Damit lassen sich auch aktuelle Architekturen wie AMD AM2-Athlon oder Intels Core 2 Duo direkt vergleichen. So ermittelten wir beispielsweise für AMDs Athlon 64 FX-62 im Multi-Thread-Modus einen Vorsprung von mehr als 54 Prozent gegenüber dem Single-Thread-Modus. Sogar 86 Prozent Mehrleistung erreichte der Core 2 Duo E6700 im Multi-Thread-Modus.

Eine Leistungssteigerung von 100 Prozent zwischen einer baugleichen Ein- sowie Zwei-Kern-CPU ist aber selbst bei optimal angepasster Software nicht zu erzielen. Denn nach dem Amdahlschen Gesetz kostet auch der Datenaustausch zwischen den einzelnen Rechenkernen bei Parallelberechnungen Leistung. Dabei steigt der Leistungsverlust mit zunehmender Anzahl der Kerne. Ausserdem verschwendet auch das Betriebssystem für die dynamische Rechenlastverteilung auf die verfügbaren Kerne bis zu drei Prozent der Gesamtleistung.

Andererseits punkten die Dual-Core-CPUs, wenn mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen. Beispiel PC-Sicherheit: Virenscanner, Firewall und Verschlüsselung erzeugen eine Grundlast, die bereits heute rechenaufwendige Software im Vordergrund ausbremst. Mit einem Zwei-Kern-Prozessor verlagern Sie diese stetig wachsende Hintergrundlast auf einen Kern und fahren Ihre Hauptanwendung mit vollem Tempo auf dem zweiten Rechenwerk.

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