Poso macht in Netzwerken und holt sich ISP ins Boot

08.03.2001
Umtriebig wie kaum einer, unterhält Poso-Arowana-Chef Y. S. Chen ein weltweites Netz von Beziehungen. Was läge näher - oder ferner -, als mit Sina.com, dem größten chinesischen Internet-Service-Provider, in den Netzwerkmarkt einzusteigen?

Y S Chen, der in Schanghai gebürtige Gründer und Chef von Poso Arowana, hat für den deutschen Markt große Pläne. Dazu hat er sich für die Leitung der neuen Deutschlandzentrale in Kempen mit Hans Pelzl einen Mann an Bord geholt, der über langjährige Hersteller- und Distributionserfahrungen verfügt.

Chens Firma, die bisher hauptsächlich als Anbieter preisgünstiger Eingabegeräte und Lautsprecher in Erscheinung getreten ist, sucht nämlich derzeit aktiv nach kleineren und mittelgroßen Sys-tempartnern für den Vertrieb von Netzwerkprodukten und - man höre und staune - Internet-Dienstleis-tungen. Als Grund für seinen Einstieg in den Servicebereich nennt Chen den dramatischen Niedergang des Hardware-Geschäfts, den auch sein Unternehmen deutlich zu spüren bekommen habe.

"An einer Compu-Shack können und wollen wir uns nicht messen. Aber bei kleinen Projekten verlieren die großen Spezialdistributoren schnell das Interesse. Das ist unsere Marktnische", triumphiert Chen und erklärt weiter: "Gerade kleine und mittlere Systemhäuser sind bei der Einrichtung individueller Netzwerke ohne umfassenden Service häufig überfordert - und genau dieses Defizit möchten wir beheben."

Chinesische Techniker sollen Aufbauhilfe leisten

Als ideale Kundenklientel für seine LAN-Lösungen stellt sich Chen Rechtsanwaltskanzleien und Steuerbüros ab zehn Arbeitsplätzen vor. Sein Konzept, das in China bereits erfolgreich angelaufen sei, sieht vor, dass die Kunden im ersten Jahr nicht nur kostenlose Wartungsverträge, sondern für den Aufbau einer eigenen Homepage auch Internet-Zugang mit 15 Megabyte Web-Speicherplatz erhalten. Als Internet-Service-Provider hat Chen dafür sogar den chinesischen Marktführer Sina.com gewinnen können, der in den Niederlanden schon mit den Hufen scharrt, um in den europäischen Markt zu gelangen.

Die Systempartner sollen auch nicht zu kurz kommen. "Denn wer unsere Netzwerkprodukte einsetzt, muss natürlich auch upgraden, wodurch unsere Partner Gelegenheit haben, Zusatzgeschäfte zu generieren", erklärt Chen. Abgerundet werden soll das Programm durch Schulungen. Wo er denn die ganzen Leute für Wartung und Schulung hernehmen will? Für den Poso-Chef ist das "no Problem": "Dann schicke ich einfach ein paar Jungs aus China hierher, zur Not lasse ich sie dafür auch Deutsch lernen."

www.arowana.de

ComputerPartner-Meinung:

Was Chen anpackt, ist ihm bisher immer gelungen. Fragt sich allerdings, ob er sich mit dem Einstieg ins Netzwerk-Business inklusive Services wie Schulung und Wartung nicht ein wenig übernimmt. Vom Kistenschieber zum IT-Dienstleis-ter ist es nun mal ein sehr großer Schritt, zumal er dafür seine Leute aus China antanzen lassen will. Aufbauhilfe Deutschland aus China - das wäre vor dem Hintergrund der Diskussion über die IT-Fachkräfte aus Indien ja gar nicht so abwegig. Aber es spricht eben nicht jeder so gut Englisch wie Chen. Zugegeben, Gleiches trifft auch auf viele Deutsche zu. Aber wenn zwei so unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, kann es schon recht große Verständigungsprobleme geben. (kh)

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