Es war die kürzeste Hauptversammlung in der Geschichte der PC-Spezialist Franchise AG: 52 Minuten. "Eine Rekordzeit", wie Frank Roebers, Vorstandssprecher der Aktiengesellschaft, schmunzelnd bestätigt. Temperaturen von über 30 Grad und das anschließende Viertelfinale (Deutschland - USA) dürften die Diskussionsfreude der 63 Teilnehmer wohl gedämpft haben. Roebers hält dagegen: "Bei uns gibt und gab es keine Skandale. Damit hatten die Aktionäre auch keinen Anlass zur Kritik. Außerdem haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal eine Dividende ausgezahlt - und auch da gab es keinen Widerspruch."
Die Zahlen des Franchise-Unternehmens im ersten Quartal 2002 sprechen für sich: Zwar musste auch PC-Spezialist Umsatzeinbußen von acht Prozent hinnehmen, gleichzeitig konnte das Unternehmen aber seine Rohertragsmarge im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Prozent steigern. "Unsere Franchise-Nehmer haben einfach einen guten Job gemacht", begründet Roebers kurz und knapp. Und ergänzt stolz: "Unsere Ebit-Marge lag im ersten Quartal bei 49,4 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 30 Prozent. Damit sind wir Weltmeis-ter am Neuen Markt."
Die Begründung dafür ist für Roe-bers offensichtlich: "Wir haben einfach einen Systemvorteil, den man nur als Franchise-Unternehmen ausspielen kann: Das Poten-zial liegt in den hochmotivierten Mitarbeitern." Finanzvorstand Andreas Wenninger legt nach: "Bei uns läuft viel über Empfehlung: Und die Pflege des Kundendatenstamms - einfach mal anrufen und fragen, ob und was der Kunde eigentlich braucht - vernachlässigen andere Filialsysteme im Zeitalter der millionenschweren Marketing-Budets."
Pläne für das laufende Geschäftsjahr
Entsprechend selbstbewusst will PC-Spezialist auch seine Pläne für die kommenden Monate umsetzen: "Als nächstes werden wir verstärkt den Unterhaltungselektronik-Bereich angehen: Denn ITProdukte mit DVDs und Soundsys-temen werden an der Endkundenfront verstärkt nachgefragt", kündigt Roebers an. Außerdem sei man endlich mit der neuen Tech-Data-Führung, sprich: Martin Furuseth, einig geworden und habe einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. "Wir haben noch viel mit Tech Data vor", versichert Finanzchef Wenninger. Einzelheiten will er aber noch nicht preisgeben.
Auch das Projekt "virtuelle Distribution" ist bei PC-Spezialist nicht vom Tisch: "Der Pilot läuft auf schmaler Basis weiter. Ich würde mir wünschen, dass wir im dritten Quartal loslegen können", erklärt Roebers vorsichtig.
Den neuen Systemhaus-Verbund, Actebis-Network, der Soester betrachtet man in Bielefeld gelassen: "Für uns ist das ein interessanter Versuch eines Distributors zur stärkeren Kundenbindung", meint Roebers. Mehr will er allerdings dazu nicht sagen. Um die Mitgliederzahlen der IT-Fachhandelskooperation Microtrend zu erreichen, muss Actebis noch ganz schön schuften: 946 Partner zählte die Bielefelder Kooperation am Ende des ersten Quartals.
www.pcspezialist.de
www.microtrend.de
ComputerPartner-Meinung:
Die Zahlen der PC-Spezialist Franchise AG sprechen für sich: Zwar mussten auch die Bielefelder im ersten Quartal Umsatzeinbußen von acht Prozent hinnehmen, kamen damit aber noch gut davon. Marktkenner vermuten, dass die Großflächenvermarkter im ers-ten Quartal im Durchschnitt mit einem Umsatzrückgang von 25 Prozent leben mussten. Auch die An- kündigung von PC-Spezialist, sich verstärkt im Unterhaltungselektronik-Bereich zu engagieren, klingt viel versprechend: An der Endkundenfront könnte UE/IT das derzeit brachliegende Nachfragepotenzial wieder pushen. (ch)