MÜNCHEN: Berti Vogts wäre mit dieser Reihenfolge sicher zufrieden gewesen: Im boomenden westeuropäischen PC-Markt des Jahres 1998 belegte Deutschland den zweiten Rang hinter Frankreich. Rund 25 Millionen PC fanden Käufer. Der Boom soll laut Marktforscher Context in diesem Jahr anhalten.Noch Mitte des Jahres 1998 schien der deutsche PC-Markt die Erwartungen der meisten Hersteller zu enttäuschen: Die schwache Nachfrage ließ hierzulande die hohen Lagerbestände kaum schrumpfen, und so mußte sich beispielsweise bei Big Blue PC-Chef Dieter Hildebrandt fragen, wie er die Ziele für 1998 bewältigen sollte.
Doch die im dritten und vor allem im vierten Quartal in Gang gekommene Konjunktur, kauflustige Privatkunden und große Unternehmensorder sorgten in Deutschland und ebenso in Europa für ein kräftiges PC-Wachstum; die Gesichter der Marketiers nahezu aller PC-Hersteller hellten sich angesichts des deutschen Rekordjahres mit einem Stückzahlenplus von 16,2 Prozent (1997: 11,3 Prozent) und 5,8 Millionen ausgelieferten PC (1997: 4,5 Millionen) wieder auf. Besonders dürfte das vierte Quartal die Hersteller erfreut haben. In Deutschland, dem größten europäischen PC-Markt, schlug das letzte Vierteljahr mit einem Stückzahlzuwachs von 21,2 Prozent zu Buche. Context führt zur Begründung große Unternehmensorder an sowie das Privatkundeninteresse an billigen PC, gleichermaßen angeboten von Fachhandel, Retailer und Lebensmittelketten. Nur der Mittelstand hielt sich laut den Marktauguren zurück. Ihnen zufolge wird der SMB-Markt in diesem Jahr nachziehen, allein schon deshalb, weil das Jahr-2000-Problem zur Tagesaufgabe wird.
Compaq vor IBM und Dell
Auch europaweit verbuchte der PC-Markt eine neues Rekordjahr: Bei insgesamt 24,99 Millionen ausgelieferten PC (1997: 19,38) Millionen belief sich der Stückzahlzuwachs auf 21,2 Prozent (1997: 14,5 Prozent).
Bei Betrachtung der westeuropäischen Marktzahlen fällt auf, daß die Top-Five unter den Herstellern, nämlich Compaq, IBM, Dell, Hewlett-Packard und Siemens, mit 32,3 Prozent Plus überdurchschnittlich wachsen konnten. Sie lieferten 11,46 Millionen PC aus, womit sie zusammen auf 45,9 Prozent Marktanteile kamen. Hinter der unangefochten führenden Compaq, die europaweit insgesamt 4,3 Millionen PC auslieferte und einen Marktanteil von 17,3 Prozent bei einem Stückzahlplus von 29,2 Prozent eroberte, liegt IBM mit 2,14 Millionen PC und einem Marktanteil von 8,3 Prozent. Dicht dahinter rangiert bereits Dell mit nunmehr 7,9 Prozent Marktanteil (1,98 Millionen PC). Der Direktanbieter verbuchte nämlich einen Zuwachs von 76,3 Prozent und lag damit an der Spitze der Zuwachskönige vor Fujistu (54,5 Prozent), Siemens (31,6), Compaq/Digital (29,2), Apple (28,3) und Packard Bell/NEC (25,9 Prozent). Der bisherige Dritte, Hewlett-Packard, rutschte trotz 24,9 Prozent Zuwachs, 1,6 Millionen abgesetzter PC und 7,9 Prozent Marktanteil hinter Dell auf den vierten Platz, gefolgt von Siemens (1,4 Millionen PC; 5,6 Prozent Marktanteil), Fujitsu, Packard Bell, Toshiba, Apple und Acer. Apple stieg damit wieder in die Liga der Top-Ten-Hersteller auf. (wl)