"Kerngeschäft rund um Infrastruktur wird vernachlässigt"
Hinzu kommen lokale Befindlichkeiten: Die Nachfrage nach traditionellen On-Premise-Produkten, insbesondere im Bereich Infrastruktur wie SystemCenter, sei ungebrochen hoch, gleiches gelte generell für das gesamte UCC-Portfolio. Noch immer suchten außerdem viele ihrer Kunden, die beispielsweise Teile ihre Office-Anwendungen nicht in die Cloud verlagern wollten, nach einer kostengünstigen Alternative für den Small Business Server (SBS). Doch diese Themen habe Microsoft in der Kommunikation mit Partnern komplett aus den Augen verloren.
Zudem hake es beim Support rund um die Infrastruktur-Produkte. "Alles wirklich gute Lösungen, aber immer wieder tauchen massive Probleme bei der Integration auf, weil bei den Upgrades und Service-Packs plötzlich wichtige Funktionen der Vorgängerversion fehlen – oder vergesse wurden", ist immer wieder von Partnern zu hören. Die wenigen Support-Tickets, die im Rahmen des Partnerprogramms zur Verfügung stehen, seien damit schnell aufgebraucht. Und dann beginne die Odyssee durch die Hotlines.
Die Cloud habe Microsoft den Blick verschleiert für die Gegebenheiten des deutschen Marktes, monieren die Kritiker, alles drehe sich nur um Office 365 und Azure.
Dass die Cloud künftig eine wichtige Rolle spielen werde, bestreitet dabei keiner der Partner, im Gegenteil. Wie Microsoft sind sie überzeugt, dass Kunden hybride Szenarien, also einen Mix aus hausintern betriebener und aus der Cloud bezogener IT-Ressourcen, einsetzen werden. Sie stört, dass Microsoft die zweite Komponente dieses Mixes vernachlässigt und gleichzeitig in überstürztem Tempo neue, nicht ausreichend getestete Produkt-Releases oder Versionen auf den Markt bringt.
Vielleicht werden sich Kunden in Deutschland tatsächlich viel schneller Richtung Cloud bewegen, als es die Partner erwarten. Dann müssten sich bei Microsoft schon jetzt Projektanfragen all jener Kunden häufen, deren Dienstleister noch nicht auf den Zug aufgesprungen ist.