OpenStack auf dem Vormarsch

Open Source in der Cloud - eine Zwischenbilanz der Schwarmintelligenz

17.07.2013
Mit einer gemeinsamen Entwicklung von Rackspace und der NASA im Jahr 2010 hat der Open-Source-Gedanke auch im Cloud Computing Fuß gefasst und erlebt nun den Durchbruch, vorrangig durch Hybrid-Cloud-Modelle auf Open-Source-Basis. Eine Zwischenbilanz anlässlich des dreijährigen Jahrestags von "OpenStack".
Markus Mattmann, Regional Director Central Europe bei Rackspace International
Markus Mattmann, Regional Director Central Europe bei Rackspace International
Foto: Rackspace

Der Open-Source-Gedanke ist inzwischen bei Verbrauchern ebenso wie auf Geschäftsseite dank Linux und Android breit akzeptiert. Fakt ist, dass die Community-getriebene Schwarmintelligenz viele Vorteile bringt: Innovation, Flexibilität, Wahlfreiheit - häufig auch weniger Kosten.
Von Markus Mattmann*
Mit einer gemeinsamen Entwicklung von Rackspace und der NASA im Jahr 2010 hat die Offenheit auch im Cloud Computing Fuß gefasst und erlebt nun den Durchbruch, vorrangig durch Hybrid-Cloud-Modelle auf Open-Source-Basis. Eine Zwischenbilanz anlässlich des dreijährigen Jahrestags von "OpenStack".

Die Open-Cloud-Bewegung ist die jüngste der in den letzten Jahren überaus erfolgreichen Open-Source-Initiativen. Sie boomt analog zu Linux und Android, und dies nicht nur aus der Entwicklerperspektive, sondern auch im Hinblick auf ihren Einfluss auf das Business.

Langen Atem bewiesen

Es hat allerdings einige Zeit gebraucht, ehe sich die Open-Source-Bewegung zu Cloud Computing eine Meinung gebildet hat: Erst 2009 erschien beispielsweise das "Open Cloud Manifest", in dem die Forderung aufgestellt wird, dass die Cloud grundsätzlich offen zu sein habe, sprich: Anwender nicht auf Gedeih und Verderb an eine bestimmte Plattform gebunden werden dürfen. Ein Jahr später, 2010, entwickelt und veröffentlicht das Unternehmen Rackspace gemeinsam mit der NASA "OpenStack" - die inzwischen am weitesten verbreitete Open-Source-Software für Cloud-Architekturen.

OpenStack ist eines der erfolgreichsten Open-Source-Projekte der letzten Jahre - weltweit treiben mehr als 850 Organisationen und 6.000 Personen das Projekt tagtäglich voran. Die Entwickler des Co-Gründers Rackspace sind dabei immer noch für einen Grossteil des Codes verantwortlich. OpenStack basiert auf Linux und ist freie Software unter Apache-Lizenz.
Die einzelnen Komponenten sind modular aufgebaut und umfassen eine Vielzahl von Einzelaufgaben wie zum Beispiel das Berechtigungsmanagement, die Speicherverwaltung, das Netzwerk und ein Dashboard zur webbasierten Steuerung. OpenStack kann von jedem Anbieter genutzt werden, der Cloud-Dienstleistungen anbietet oder von jeder IT-Organisation, die damit ihre privaten Clouds kontrollieren möchte. Prominente Nutzer sind PayPal, ebay, die Wikimedia Labs der Wikimedia Foundation, das CERN und Yahoo.

Viele Vorteile

Kollektive Intelligenz: Für eine Technologie, die sich dermaßen schnell entwickelt und so komplex ist wie die Cloud, zählen viele Köpfe mehr als einer. Selten wird das Phänomen der Schwarmintelligenz so gelebt wie bei Open-Source-Projekten - die weltweit besten Entwickler der renommiertesten und führenden IT-Firmen leisten täglich ihren Beitrag und verbessern kontinuierlich das Produkt.

Kosten: Egal, ob sich ein Nutzer für ein reines Open-Source-Angebot oder für eine kommerzielle Open-Source-Lösung entscheidet, wird er im Vergleich zu einer proprietären Software (Lizenz-) Kosten sparen können.

Unabhängigkeit vom Hersteller: Wird eine Cloud auf Basis einer offenen und weit verbreiteten Open-Source-Technologie aufgebaut, hat kein Anbieter die volle Kontrolle über das Open-Source-Framework. Mit der Prävention des so genannten "Vendor Lock-ins" ist gewährleistet, dass Unternehmen jederzeit den Anbieter wechseln oder eine Multi-Vendor-Strategie leben und damit Dienste von verschiedenen Anbietern beziehen können.

Nachhaltigkeit der Investitionen:´Zugleich fördert die Offenheit auch eine bessere Integration der Cloud-Dienste in bestehende offene oder proprietäre Lösungen, so dass getätigte IT-Investitionen innerhalb der neuen Architektur geschützt sind.

Vielfältige Funktionen: Inzwischen sind viele große IT-Unternehmen der OpenStack-Foundation beigetreten und unterstützen diese. Anbieter wie Rackspace offerieren funktionsreiche "Wolken" auf OpenStack-basierten Technologien, kombiniert mit einem qualitativen Support- und Service-Programm.

Eine ausgereifte Plattform: Im April 2013 erschienen das siebte OpenStack-Software-Update namens "Grizzly". In den sechs Monaten vor dem Update stiegen die weltweiten Beiträge aus der OpenStack-Community um 56 Prozent, über 7.500 Patches wurden behoben. Grizzly bringt weit über 200 neue Funktionen für die Entwicklung von Public-, Private- und Hybrid-Clouds, die noch stärker mit Unternehmenstechnologien integriert werden können. Eine der neuen Funktionen ist "OpenStack Networking", Codename: Neutron. Neutron ermöglicht es, virtuelle Netzwerke für private Cloud-Umgebungen zu entwickeln, zu bearbeiten und zu löschen.

Die Vision: Cloud-Standard

Was wäre das Web ohne offene, universelle Standards wie HTTP und HTML? Die OpenStack-Vision ist es, einen ähnlichen Standard für Cloud-Technologien zu erreichen. Ebenso wie Rackspace investieren viele andere IT-Unternehmen hinsichtlich Zeit und Forschung sehr viel in OpenStack. Dieses intensive Engagement, gebaut auf einer breiten internationalen Basis, ist der beste Garant dafür, dass OpenStack ein sehr gesundes und nachhaltiges Ökosystem mit Zukunft ist.

Um diese Vision des Cloud-Standards zu realisieren, müssen die Cloud-Anbieter nun entsprechende Angebote auf OpenStack-Basis entwickeln, die die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse von Organisationen treffen. Und das ist den meisten Fällen die Hybrid Cloud als Mischmodell: denn die wahren Vorzüge des Cloud Computing - extreme Skalierbarkeit und Performance - lassen sich nur mit einer Public Cloud erreichen. Gleichzeitig benötigen die Unternehmen für kritische Daten oder Prozesse den Rahmen der sicheren Private Cloud.

Best Practice: Pizza aus der Hybrid Cloud - schnell und sicher

Wie sich das Beste aus zwei Welten - Bestellen in der Public Cloud, Bezahlen in der Private Cloud - verbinden lässt, zeigt das Beispiel der Pizzakette Domino´s.

Die internationale Pizzakette Domino’s Pizza hat allein in Großbritannien fast 700 Shops und ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Online-Umsätze machen einen Großteil des Wachstums aus, ein Drittel der Bestellungen geht online ein - daher ist ein reibungsloser und schneller Bestellvorgang im Web für Domino’s geschäftsentscheidend.

Aufgrund der hohen Wachstumsraten und vor allem zu Zeiten extrem hohen Website-Traffics, zum Beispiel vor oder während der Übertragung von Fußballspielen oder anderen Großereignissen, stieß die Website des Pizzalieferanten regelmäßig an ihre Grenzen. Ein verzögerter Bestellvorgang bedeutete für Domino’s jedoch deutlichen Umsatzverlust.

Daher entschied sich Domino’s Pizza für eine Hybrid-Cloud-Lösung auf OpenStack-Basis des Anbieters Rackspace. Bei sehr hohen Besucherzahlen werden die zusätzlichen Kapazitäten für die Online-Bestellungen zeitweise, aber innerhalb von Sekunden über eine Public Cloud zur Verfügung gestellt. Der hinsichtlich Datensicherheit unkritische Auswahlprozess und Bestellvorgang wird so ohne Verzögerungen in der Rackspace Public Cloud ausgeführt. Für den Zahlungsprozess werden die Online-Nutzer dann unmerklich in eine Private-Cloud-Umgebung geleitet, wo sie die Zahlung tätigen und die Bestellung abschließen.

So sind die kundenspezifischen und Kreditkarten-Daten hinter einer sicheren Firewall verborgen und entsprechend höheren Sicherheitsvorkehrungen als die Wahl des Pizza-Toppings. Eben das Beste aus zwei Welten - basierend auf offenen Standards. (rb)
*) Der Autor Markus Mattmann ist Regional Director Central Europe der Rackspace International GmbH

Zur Startseite