Nun doch: Verkauft IBM seine PC-Sparte?

03.12.2004
Die Branche steht Kopf. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf "vertraute Kreise", dass IBM, Erfinder des PCs 1981 und drittgrößter Anbieter (laut Gartner mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent und 3,2 Millionen verkauften Rechnern), seine PC-Sparte (Desktops und Notebooks) verkaufen wolle. Neben dem chinesischen PC-Hersteller Lenovo wird auch von einem weiteren Interessenten geschrieben. Das Volumen dieses Verkaufs wird auf ein bis zwei Milliarden Dollar geschätzt.

Die Branche steht Kopf. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf "vertraute Kreise", dass IBM, Erfinder des PCs 1981 und drittgrößter Anbieter (laut Gartner mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent und 3,2 Millionen verkauften Rechnern), seine PC-Sparte (Desktops und Notebooks) verkaufen wolle. Neben dem chinesischen PC-Hersteller Lenovo wird auch von einem weiteren Interessenten geschrieben. Das Volumen dieses Verkaufs wird auf ein bis zwei Milliarden Dollar geschätzt.

Analysten legen IBM seit Jahren nahe, sich von der PC-Sparte zu trennen. Gartner hatte kürzlich IBM und HP namentlich als potentielle Aussteiger aus diesem hart umkämpften Markt genannt.

Was könnte an der Geschichte dran sein? Tatsache ist, dass Lenovo, das keinen Kommentar abgeben wollte, den weltweiten PC-Markt erobern will und auch über eine entsprechend prall gefüllte Kriegskasse verfügt.

Und was sagt IBM selbst dazu? "Wir kommentieren grundsätzlich keine Gerüchte" ist die einzige Stellungnahme, die derzeit von IBM erhältlich ist.

Warum sollte IBM sein traditionelles Stammgeschäft verkaufen? Es stimmt, dass das PC-Geschäft einige Zeit nicht sehr rentabel war. Schon zu Zeiten von Lou Gerstner kochten regelmäßig Verkaufsgerüchte hoch. Andererseits hat sich IBM seit zwei Jahren intensiv und erfolgreich bemüht, diese Sparte über die Think-Strategie eng mit den Konzernzielen zu verknüpfen.Im dritten Quartal 2004 hatte die "Personal Systems Group" 3,3 Milliarden Dollar umgesetzt; über 100 Millionen Dollar waren als Gewinn bilanziert worden, und die Sparte erfreute sich eines kontinuierlich, zweistelligen Wachstums.

Möglich wäre jedoch, das IBM für seine PC-Sparte einen Käufer sucht, bei dem Big Blue als garantierter OEM-Abnehmer über Jahre hinweg einkauft. Auf diese Weise könnte IBM die "Think"-Palette weiterhin mit den hauseigenen, spezifischen Ausstattungsmerkmalen ("ThinkVantage") anbieten und müsste nicht auf Dell und Company verweisen, wenn es um Desktops geht.

Abschied vom "Box moving"Denn tatsächlich sind im reinen "Box moving"-Geschäft die PCs nahezu gleich. Alle Anbieter basteln aus Standardkomponenten ihre Marken-PCs zusammen. Preis und Verfügbarkeit sind folglich die zentralen Kriterien. Aber diese erbarmungslose Geschäft gab IBM vor zwei Jahren nach vielen Fehlschlägen auf. Doch was Big Blue nicht aufgab, war das professionelle Desktop-Geschäft. Denn das Zugpferd im Projekt- und täglichen Geschäft sind (mobile) PC-Workstations, ausgerüstet mit Intel- oder AMD-Prozessoren. Das weiß man bei IBM - und das belegen die vielen Partner des IT-Riesen.

Schließlich bleibt die Frage, wie vertraut diese diese gesprächigen Kreise tatsächlich sind. Denn als IBM PriceWaterhouseCoopers übernahm, waren die echten Vertrauten sehr verschwiegen und der Deal wurde erst bekannt gegeben, als er in trockenen Tüchern war. (go/wl)

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