Bislang ist das Open-Source-Betriebssystem vor allem auf Servern populär. Auf Desktops konnte es sich außer bei technisch versierten Nutzern bis dato nicht in vergleichbarer Weise durchsetzen (siehe "Warum Linux auf dem Desktop nicht funktioniert"). Hovsepian hat aber einige Veränderungen ausgemacht, die aus seiner Sicht den Markt reif machen für Desktop-Linux - dabei hat er speziell den hauseigenen "Suse Linux Desktop 10" im Auge.
Dieser müsste speziell drei Nutzergruppen ansprechen, glaubt der Novell-Mann: Erstens große Unternehmen mit Mitarbeitern, die keinen vollwertigen PC brauchen, sondern eher grundlegende Software wie einen Web-Browser. Zweitens kleinere Firmen, bei denen die im Vergleich zu Microsofts Windows geringeren Lizenzkosten direkt in die eigene Brieftasche fließen. Und drittens die vielköpfige Schar preissensibler Einwohner der BRIC-Länder (= Brasilien, Russland, Indien, China), die noch keine großen Investitionen in Windows getätigt hat. China hält Hovsepian wegen des dort wachsenden Drucks gegen Windows-Piraterie dabei für besonders interessant.
Die Verkäufe des kommenden Suse-Desktops sollen zunächst mit größeren "Anchor Accounts" loslegen, die heuer jeweils 3000 bis 5000 Lizenzen ordern, mutmaßt der Novell-Manager. Im kommenden Jahr soll der Vertrieb dann aggressiver werden.
Der Gartner-Analyst Steve Kleynhans meldet allerdings Zweifel an. Große Firmen hätten bereits massiv in Windows-Infrastruktur investiert und tendierten dazu, damit einfach weiterzumachen statt auf neue Technik zu wechseln. Und die Nutzer in Schwellenländern wollten dieselbe Software wie die Nationen der Ersten Welt, und damit sei Windows weiterhin im Vorteil. (tc)