Neue Moral im Doppelpack

25.07.2002
Gegensätzliche Gemeinsamkeiten und Rück(en)tritte

Die Armen, nun stehen sie ohne richtigen Job da. In einem Alter, wo man in unserer Branche entweder gut versorgt ist oder Stütze beantragen muss. Mit ihrer linken Einstellung haben weder Ron Sommer im globalkapitalistischen Konzernmonopoly noch Rudolf Scharping in der zurzeit mitte-rechts-dominierten SPD eine nahe Zukunft. Dem einen fehlt es an menschlicher Härte, dem anderen die Freude an überteuertem Kriegsspielzeug. Da setzt man als Aktionär auf die primären menschlichen, pardon männlichen, Grundbedürfnisse Macht, Geldgier und Kaliber - und dann läuft so ziemlich alles aus dem Ruder. Gelernt hat die Wirtschaft von der Politik und umgekehrt. Wie man unbequem gewordene Zeitgenossen in der Öffentlichkeit demontiert oder aus schwarzen Edelsocken einen Skandal bastelt. Obwohl Minister- und Manager-Mobbing in einer anderen Spielklasse stattfindet als der tägliche Kaffeetassenterror, ist es doch für Außenstehende ähnlich unterhaltsam. Wer sich vor Augen hält, welche Koryphäen vorher die Geschicke der Telekom leiteten, oder etwa wie viel Steuerkohle durch einen Bundeswehrhardliner verbrannt werden kann (Starfighter, Phantom, Jäger 90), darf eigentlich kein Befürworter dieser Ereignisse sein. Immerhin hat der eine die Volksaktie erfunden und der andere gezeigt, dass sogar Politiker öffentlich verliebt sein können. Aber Sommer und Scharping haben außer ihren Initialen noch mehr Gemeinsamkeiten. Nicht etwa die Spontaneität oder den Hang zu gepflegter Garderobe, sondern die Art und Weise, wie man sich von ihnen befreite. Bei dem einen mischt sich die Politik in die Wirtschaft ein, was normalerweise nicht öffentlich bekannt wird, beim anderen ist es das gewohnte Bild, dass die Wirtschaft Politik macht, was jeder weiß, aber kaum einer sagt. Beiden wird Geld zum Verhängnis, dem einen weil er es hat, dem anderen weil es seinem Laden abhanden ging. Während der eine aus kämpferischen Postangestellten erst Aktionäre, dann Kapitalisten machte und sie zuletzt ihre Rationalisierung selbst beschließen ließ, ging der andere als Kriegsdienstverweigerer und Friedensdemonstrant bei der eigenen Truppe auf Abrüstungskurs. Prinzipiell eine spannende Ausgangsposition, wären da nicht die grauen Eminenzen beim Kapital, der Rüstungsindustrie und der Politik, die ihre Felle davonschwimmen sahen. Beide wurden sie so lange geduldet, bis sie ihrem Chef schadeten. Eine große Koalition, ein Bündnis für neue Moral.

Mein Fazit: Zum Glück, darf im September gewählt werden, zwischen zwei Machtmenschen, zwischen Pat und Patachon. Welch eine Wahl!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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