Alle reden über Nachhaltigkeit in der IT und wie wichtig sie für das grüne Image eines Unternehmens ist. Egal ob Hersteller, Händler oder Dienstleister: Nachhaltigkeit ist Pflicht. Genauer betrachtet kann es jedoch nicht so arg weither sein, denn seit dem Beginn des Informationszeitalters ist die Umweltverschmutzung durch Energieverbrauch und die Produktion unnötiger Produkte in überlebenskritische Höhen geschnellt. Nicht zuletzt auch durch den immensen Stromhunger der "Cloud-first"-Digitalisierung.
Dass mit einer Grafikkarte Bitcoins "erschaffen" werden, erscheint erst einmal belanglos, doch die Blockchain ist eine stromfressende CO2-Schleuder. Auch die verkürzte Lebensdauer von IT-Gerätschaften durch billigstmögliche Massenproduktion, die aus Profitgier um die ganze Welt verschickt werden und wertvolle Ressourcen verschwenden, ist nicht geächtet. Im Gegenteil wird der nach Gebrauch hochgiftige Schrott über kriminelle Wege mit Gewinn in den Elendsgegenden dieser Welt "recycelt", wo er Grundwasser, Boden und Menschen verseucht. Moderner CO2-Ablasshandel macht es möglich.
Nachhaltig ist es, ein funktionierendes Betriebssystem und die darauf angepasste Software nicht künstlich sterben zu lassen, wie es bei Windows, MacOS, Android und Co. üblich ist. Office 97 oder Windows 98 könnten auch heute noch auf angeblich veralteten PCs ihre Dienste tun. Mein zwangsregistriertes Wolken-Word ist seitdem weder schneller noch übermäßig intelligenter geworden - verschwendet aber jede Menge Energie für ungewollte Verbindungen.
Der digitale Fortschritt relativiert sich weiter, wenn man etwa ein Grafikabenteuer wie Myst von 1998 mit den penetrant nervenden Onlinebrowserspielen des Jahres 2022 vergleicht. Nachhaltig wäre es, die genialen Spiele für Windows und DOS auch heute noch spielen zu können, so wie man Bücher aus dem letzten Jahrtausend lesen kann. Nachhaltig wäre es ebenfalls, alte Corel-Draw-Zeichnungen aus den 90ern mit der aktuellen Software öffnen zu können oder "veraltete" Datenbanken, die ihre gesammelten Schätze bereits mit ins digitale Nirwana genommen haben.
Mein Fazit: Im Endeffekt werden aus den knappen Energieressour- cen der Erde Nullen und Einsen erzeugt, um Reales in Virtuelles zu verwandeln. Das ist zwar ziemlich profita- bel – aber nicht nachhaltig.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.