Mit dem Verschwimmen der Grenzen zwischen Desktops, Laptops, Tablets, Smartphones, Wearables und sogar IoT-Geräten verlagert sich auch der Fokus der Anwenderunternehmen: Statt separaten Lösungen für das traditionelle Client-Management und das Enterprise Mobility Management (EMM) interessieren sie sich verstärkt für eine einheitliche Verwaltungsplattform für sämtliche Devices (Unified Endpoint Management - UEM).
Als Konsequenz hatte Gartner bereits 2016 angekündigt, den Magic Quadrant für Client Management Tools (CMT) einzustellen und durch einen Einkaufsratgeber zu ersetzen. Ein ähnliches Schicksal zeichnete sich 2017 auch mit dem Erscheinen des Gartners Magic Quadrant EMM Suites ab: Hier veränderte sich gegenüber dem Vorjahr nur wenig an den Positionen der Anbieter, allerdings bewegte sich der Gesamtmarkt stark in Richtung Unified Endpoint Management.
Was ist Unified Endpoint Management?
Gartner definiert UEM als eine neue Klasse von Tools, die als einheitliche Verwaltungsoberfläche für Mobilgeräte, PCs und andere Geräte fungieren können. Unternehmen sind damit in der Lage, Devices mit Android, iOS, macOS und Windows 10 zu konfigurieren, managen und zu überwachen. Außerdem lassen sich damit auch einige IoT-Geräte und Wearables verwalten. Neben der Unterstützung von Funktionen wie die zentrale Bereitstellung von Konfigurationen, Management-Profilen, Gerätekonformität und Datenschutz erhoffen sich die Unternehmen von UEM einen einheitlichen Blick auf den Nutzer mehrerer Geräte, um so die Effizienz des Enduser-Supports zu steigern.
Die Hersteller in dem noch jungen Marktsegment bedienen diesen Wunsch auf unterschiedliche Weise. So gibt es aus Sicht von Gartner zwei Kategorien von UEM-Anbietern: Solche, die stark in mobiles und modernes Management investiert haben und nur wenig CMT-Funktionalität bieten, und solche, die eine bestehende Client-Management-Lösung integriert oder explizit CMT-Features in ihr UEM eingebaut haben.
Auf Seite der Anwenderunternehmen ist die größte Herausforderung bei der Einführung von UEM derzeit noch der Umstand, dass sie viele Legacy-Anforderungen aus dem Windows-Umfeld mit sich herumschleppen, konkret Win32-Anwendungen und Gruppenrichtlinien (Group Policy Objects - GPO). Diese können aktuell nicht mit UEM-Lösungen adressiert werden. Da die Mehrheit der Unternehmen UEM noch nicht als primäres Management-Tool eingeführt haben, stellen viele Anbieter heute Funktionen bereit, um eine Brücke zwischen CMT und UEM zu schaffen. Laut Gartner stellt dieses Feature heute noch eine starke Differenzierung dar - in der Zukunft werde die Bedeutung dieser Funktionen jedoch abnehmen.
Stärken und Schwächen der Anbieter
Waren die Positionen in Gartners Magic Quadrant EMM Suites in den vergangenen Jahren weitgehend absehbar, kommt nun mit der (Mit)Berücksichtigung der Client-Management-Fähigkeiten wieder etwas frischer Wind in den Markt. Davon können in Gartners Magic Quadrant Unified Endpoint Management (gegen Registrierung bei zahlreichen UEM-Herstellern erhältlich) unter anderem Anbieter wie Microsoft oder IBM profitieren, die schon länger in beiden Welten zuhause sind und jetzt ihr Portfolio entsprechend ausgerichtet haben.
Bei Microsoft etwa bildet die EMS-Suite (Enterprise Mobility + Security), die den System Center Configuration Manager (ConfigMgr) mit Intune kombiniert, das Fundament der UEM-Strategie. Außerdem ermöglicht Intune nativ die Verwaltung mobiler Office365-Apps, Unternehmen, die die beliebte Productivity-Suite mit einer anderen EMM/UEM-Lösung und der von Microsoft bereitgestellten Graph API verwalten wollen, benötigen zusätzlich eine Lizenz für Intune/EMS. Gartner bemängelt bei Microsoft allerdings den unzureichenden Support für ältere Android-Versionen und dass Intune einige populäre Identity-Management-Lösungen (z.B. Ping Identity und Okta) nicht voll unterstützt.
IBM wiederum hat seine EMM-Lösung MaaS360 um CMT-Features von BigFix (ehemals IBM Endpoint Manager) erweitert. Unternehmen wird auf diese Weise die Migration der Verwaltung ihrer PC-Clients auf moderne Management-Methoden erleichtert. Dies gelte allerdings nur für BigFix, moniert Gartner, für die Integration von CMT-Features konkurrierender Lösungen müssten die Devices parallel mit MaaS360 und der CMT-Lösung des Drittanbieters verwaltet werden. Positiv bemerken die Marktforscher indes, dass IBM seine KI-Lösung Watson nutzt, um anhand der gesammelten UEM-Daten mögliche Probleme oder Sicherheitsrisiken vorherzusagen.
Während beiden Player im Leader-Quadranten weit vorne liegen, geht die Führung allerdings an Dell-Tochter VMware, die eine andere Strategie eingeschlagen hat. So basiert das UEM-Produkt Workspace ONE auf der etablierten EMM-Lösung AirWatch und wurde um Technologien aus dem CMT-Umfeld erweitert. Dazu zählen unter anderem das von Adaptiva in Lizenz genommene Patch Management oder die Bridging-Lösung Workspace One AirLift - diese unterstützt Firmen bei der Modernisierung auf Windows 10 dabei, Apps, Policies und Konfigurationen vom ConfigMgr zu übernehmen.
Der Top-Position entsprechend hat Gartner kaum etwas an VMwares Strategie im UEM-Bereich auszusetzen. Die Marktforscher weisen lediglich darauf hin, dass sich VMware mit seinen UEM-Lösungen stark in Konkurrenz zu Microsoft stelle und sich der Großteil der Kunden für die UEM-only-Pakete entscheidet, während breitere Produkt-Bundles nicht so stark nachgefragt würden.