Mit freundlichen Grüßen ...

12.10.1998

Herrn Mario Adorfc/o Agentur Lentz

Holbeinstraße 4

81679 München

München, 4.12.1998

Sehr geehrter Herr Adorf,

von den vielen Filmen, in denen ich Sie bewundern durfte, hat mir einer besonders gut gefallen: "Der große Bellheim". Ein beeindruckendes Unternehmensepos in vier Teilen, welches das ZDF vor vier oder fünf Jahren ausstrahlte. Sie glänzten in der großartigen Rolle des eigentlich schon "auf Rente" befindlichen Sanierers und Retters eines vom Untergang bedrohten Einzelhandelskonzerns. Wie Sie es als der "große Bellheim" damals geschafft haben, mit Tatkraft, frischen Ideen und einer von Grund auf optimistischen Lebenshaltung die Scherben zusammenzufegen, die verunsicherten Seelen der Mitarbeiter zu massieren, die Lieferanten bei der Stange zu halten und letztlich so das Unternehmen aus der Asche wieder auferstehen zu lassen - das war schon fast zu schön, um wahr zu sein. Super auch die Idee von damals, unseren heutigen Bundeskanzler Schröder in einer Nebenrolle (als Ministerpräsident von Niedersachsen) auftreten zu lassen.

Heute gibt es wieder eine Firma - allerdings im richtigen Leben -, die einen "großen Bellheim" gut gebrauchen könnte. Sie heißt Vobis, handelt mit Computern und ähnlichen Geräten, und steckt derzeit in der schwersten Krise seit Bestehen des Unternehmens. Aus der Vobis-Geschichte ließe sich ein spannendes Drehbuch schreiben. In den 80er Jahren von zwei cleveren Studenten gegründet, steigt das Unternehmen im Zuge seiner äußerst preisaggressiven Strategie zum größten Computereinzelhändler Europas auf. Doch die Zeiten ändern sich. Aufgrund von Marktveränderungen gerät Vobis immer mehr unter Druck. Inzwischen sind die Unternehmensgründer ausgestiegen, und der neue Eigentümer, ein riesiger Handelskonzern, hat den Spaß an diesem Geschäft verloren und will den Laden an einen amerikanischen Interessenten verscherbeln. Doch der Deal platzt in letzter Minute. Daraufhin parkt die Eigentümerin das ungeliebte Kind in einer Zwischengesellschaft und sucht nach einem neuen Investor. Doch das ist schwierig. Zumal dann auch noch ein direkter Konkurrent Pleite macht (schon der zweite innerhalb von zwei Jahren), was zu Diskussionen in der Branche führt, wer wohl der nächste sei. Der Name Vobis taucht in diesem Zusammenhang fast zwangsläufig auf.

Das alles und noch viel mehr hat dazu geführt, daß Vobis derzeit ziemlich orientierungslos in schwerer See herumschlingert. Aufgrund der ungewissen Perspektive ist die Unternehmensspitze nahezu handlungsunfähig, Mitarbeiter und Lieferanten sind stark verunsichert, die Kunden laufen zu anderen, preisgünstigeren Anbietern über. Mit anderen Worten: Das Schiff droht zu kentern. Jetzt ist es wichtig, sehr schnell wieder klare Verhältnisse zu schaffen und dem Unternehmen eine neue Perspektive aufzuzeigen. Und das kann nur einer: der "große Bellheim".

Vielleicht haben Sie Lust, sich mit Ihrer Erfahrung als großer Bellheim im Rücken dieser Herausforderung zu stellen. Für alle Fälle gebe ich Ihnen mal die Adresse: Vobis Microcomputer AG, Herr Dr. Gert Hügler (das ist

der Vorstandschef), Carlo-Schmid-Str. 12, 52146 Würselen, Tel.: 0 24 05/4 44-0 (öfter klingeln lassen).

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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