Schmiergeldprozess

Media-Markt-Manager waren "wie eine Waschmaschine"

28.03.2013
Von Christian Töpfer
Im Prozess um Korruption und Schmiergelder bei Media Markt hat das Landgericht Augsburg weitere Urteile erlassen. Wegen Beihilfe wurden sechs Angeklagte zu Bewährungsstrafen verurteilt.
"Wie eine Waschmaschine": Jeder Schleudergang hat die beiden Hauptangeklagten und ehemaligen Media-Markt-Manager um 60.000 bis 80.000 Euro reicher gemacht.
"Wie eine Waschmaschine": Jeder Schleudergang hat die beiden Hauptangeklagten und ehemaligen Media-Markt-Manager um 60.000 bis 80.000 Euro reicher gemacht.

Im Prozess um Korruption und Schmiergelder bei Media Markt hat das Landgericht Augsburg weitere Urteile erlassen. Wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet, wurden sechs Angeklagte wegen Beihilfe zur Bestechlichkeit schuldig gesprochen und zu Bewährungsstrafen verurteilt. Aufgrund ihrer Geständnisse müssen die Angeklagten nicht ins Gefängnis.

Am Freitag vor Weihnachten waren bereits Urteile gegen die beiden Hauptangeklagten ergangen. Michael Rook, der frühere Deutschland-Chef von Media Markt, wurde wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in 66 Fällen zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Bruno Herter, der frühere Media-Markt-Regionalleiter für Süddeutschland, zu vier Jahren und neun Monaten.

Während Herter die Vorwürfe weitestgehend gestanden hatte, hatte Rook die Vorwürfe stets bestritten. "Es ist für uns eine Hop- oder Top-Entscheidung", sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Natale bei der Urteilsbegründung.

Schuldig oder Unschuldig? "Schuldig" nach Meinung des Gerichts. Michael Rook will jedoch von den ganzen Schmiergeldzahlungen nichts gewusst haben.
Schuldig oder Unschuldig? "Schuldig" nach Meinung des Gerichts. Michael Rook will jedoch von den ganzen Schmiergeldzahlungen nichts gewusst haben.

Rook soll zusammen mit Herter über Jahre hinweg vom Unternehmer Peter N. aus Wetzlar bestochen worden sein. Als Gegenleistung für das Schmiergeld von mehr als vier Millionen Euro sollen Herter und Rook dem Unternehmer N. exklusiv Aufträge für dessen Firmen zugeschanzt haben. N. bekam zum Beispiel die Erlaubnis, in den Media-Markt-Filialen lukrative DSL-Verträge anzubieten. Über Provisionen von TK-Providern haben die Firmen von N. auf diesem Weg nach Angaben der Staatsanwaltschaft über mehrere Jahre hinweg mehr als 50 Millionen Euro eingenommen.

Unter den jetzt Verurteilten befindet sich auch Tina Herter, die Ehefrau von Bruno Herter, die zwei Jahre auf Bewährung bekam. Sie und die anderen fünf Verurteilten haben durch Scheinrechnungen und Buchungstricks jahrelang geholfen, die Zahlungen an Rook und Bruno Herter zu verschleiern – teilweise über Tarnfirmen.

Richter Natale verglich diese sechs Personen, die hauptsächlich in Hamburg ansässig sind, laut der "Augsburger Allgemeinen" mit einer "Waschmaschine": "Jeder Schleudergang hat die beiden Media-Markt-Manager um 60.000 bis 80.000 Euro reicher gemacht." In Restaurants, Hotels oder Toiletten am Münchner Flughafen waren die Geldbeträge übergeben worden. (tö)

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