Online-Marketing für Telekommunikationsunternehmen

Marketing findet heute zumeist online statt



Christian Endres-Beck ist DAPR-geprüfter PR-Berater und betreut seit bald 20 Jahren Unternehmen der digitalen Wirtschaft in internen und externen Funktionen bei ihrer Kommunikation.
Der Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt ist hart. Gleichzeitig ist das Potenzial des Marktes noch lange nicht ausgeschöpft. Aufgrund der schnellen Veränderungen müssen Unternehmen immer auf dem neuesten Stand auch in Sachen Marketing sein.

Die Nutzung des Internets verändert sich ständig - das Internet of Things (IoT) ist mittlerweile kein unbekannter Begriff mehr. In absehbarer Zeit werden wir immer mehr vernetzte Gegenstände verwenden, die untereinander und mit dem Internet verbunden sind. Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt werden zunehmend verschmelzen.

Stellen Sie sich folgendes Anwendungsszenario vor: Über eine App auf Ihrem Smartphone erstellen Sie eine Einkaufsliste - vervollständigt um die von den Sensoren in Ihrem Kühlschrank gemeldeten fehlenden Lebensmittel. Die Vernetzung hört aber nicht bei Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschine, Geschirrspüler, Kühl- und Gefriergeräten etc. auf, sondern setzt sich im Supermarkt fort. Mit Hilfe einer App werden Sie gezielt durch dessen gelotst, um die gewünschten Einkäufe zu tätigen. Am Ausgang erfolgt dann eine automatische Erkennung der eingekauften Waren und die Bezahlung wird bargeldlos über Ihr Smartphone abgewickelt.

Das ist ein einfaches Beispiel dafür, wie technische Geräte intelligent kommunizieren werden - oder bereits kommunizieren. So ist das Internet of Things beispielsweise schon heute im Freizeitpark Disney World an jeder Ecke vertreten. Dessen Besucher erhalten ein sogenanntes MagicBand - ein Armband und gleichzeitig die zentrale Eintrittskarte -, das mit etlichen Sensoren ausgestattet ist.

Durch die mobile Durchdringung des Internets wächst die digitale Welt in rasantem Tempo weiter.
Durch die mobile Durchdringung des Internets wächst die digitale Welt in rasantem Tempo weiter.
Foto: ESB Professional - shutterstock.com

Die Besucher nutzen es während ihres Aufenthalts im Vergnügungspark für praktisch alles: Als Eintrittskarte für den Park, um im Hotel einzuchecken, beim Kauf von Essen und Getränken und als Platzreservierung für Attraktionen. Dabei werden die Besucher per RFID (Radio Frequency Identification) getrackt und das Parkmanagement erhält wertvolle Informationen über die Gäste und kann direkt auf Besucherströme reagieren, zum Beispiel um Besucheranstürme auf eine Fahrattraktion zu erfassen und gegebenenfalls zu regulieren.

Internet der Dinge: Goldgrube für die Telekommunikationsbranche?

Bereits in den vergangenen Jahren wurden massive Wachstumsraten in allen digitalen Bereichen verzeichnet. 2017 erreichte die globale Verbreitung der Internetnutzung erstmals die Marke von 50 Prozent. Inzwischen ist laut Global Digital Report 2018 mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung online. Ein wesentlicher Reichweitentreiber ist die Durchdringung des Internets mit mobilen Endgeräten. Heutzutage nutzen zwei Drittel der Weltbevölkerung Smartphones. Und da überall auf der Welt die mobilen Datenverbindungen schneller werden, besitzen mittlerweile Smartphones auch einen größeren Web-Traffic als alle andere Devices zusammengenommen.

Wird neben der weltweiten Smartphone-Verbreitung das Internet of Things mit all den Dingen berücksichtigt, welche ans Internet angeschlossen sind, dann - so schätzt Cisco Systems - werden bis zum Ende der aktuellen Dekade über 50 Milliarden Geräte vernetzt sein. Wenn die Prognosen des Verbands der Internetwirtschaft eco und der Unternehmensberatung Arthur D. Little stimmen, dann erhöht sich der Umsatz allein für das Industrielle Internet der Dinge in Deutschland von 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf 16,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 - mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von knapp 19 Prozent.

Der Telekommunikationsmarkt hat eine sehr große Zielgruppe, die unterschiedliche Alters- und Interessengruppen einschließt. Deswegen ist es besonders in dieser Branche wichtig, die aktuellen Entwicklungen im Auge zu behalten und seine Marketing-Maßnahmen daran auszurichten. Und diese finden überwiegend online statt, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter Marketingverantwortlichen von IT- und Telekommunikationsunternehmen ermittelt hat. Demnach wird rund ein Drittel des gesamten Marketingbudgets in Online-Marketing-Maßnahmen investiert. Deutlich dahinter rangieren Ausgaben etwa für Werbeanzeigen oder E-Mail-Newsletter.

Nur Suchmaschinenoptimierung reicht nicht mehr

Das klassische Online-Marketing, also reine Suchmaschinenoptimierung für die organischen Suchergebnisse, ist längst nicht mehr ausreichend, um sich gegen den Wettbewerb durchzusetzen. Die bezahlte Suchmaschinenwerbung (SEA) mittels Google AdWords spielt mittlerweile eine große Rolle. Für die relevanten Keywords sollten daher auch SEA (Search Engine Advertising) und SEO (Search Engine Optimization) stark miteinander verzahnt sein.

Der Telekommunikationsmarkt hat eine sehr große, heterogene Zielgruppe. Daher ist es in dieser Branche besonders wichtig, aktuelle Entwicklungen im Auge zu behalten und Marketing-Maßnahmen daran auszurichten.
Der Telekommunikationsmarkt hat eine sehr große, heterogene Zielgruppe. Daher ist es in dieser Branche besonders wichtig, aktuelle Entwicklungen im Auge zu behalten und Marketing-Maßnahmen daran auszurichten.
Foto: Michail Petrov - shutterstock.com

Ebenso empfiehlt es sich, die sozialen Medien als Teil des Online-Marketing-Mix aktiv zu nutzen. Vor allem Testimonials (zum Beispiel Justin Bieber für die Deutsche Telekom) und Influencer sind für diese Kanäle besonders geeignet und momentan auch stark auf dem Markt vertreten. Dabei müssen nicht die übermäßig gehypten YouTuber oder Blogger die erste Wahl sein, sondern es bieten sich auch namhafte Businesspartner, renommierte Journalisten oder repräsentative Mitarbeiter für diese spezifische Form des Online-Marketings an.

Lesetipp: Influencer – wie und wo Sie die passenden Personen finden

Insbesondere Kunden, deren Erwartungen beim Kauf eines Produktes übertroffen oder nicht erfüllt worden sind, berichten darüber oft online, um anderen Kaufinteressierten behilflich zu sein. Potenzielle Kunden achten bei ihrer Vorabrecherche auch auf solche Empfehlungen oder Bewertungen. Aus diesem Grund ist das Empfehlungsmarketing mit Hilfe etwa von professionellen Influencern aktuell so beliebt - auch wenn diese umstritten sind und der Grat zur Schleichwerbung schmal ist. Die Kunden vertrauen "ihren" Influencern und deren Meinung und bekommen so eine (scheinbar neutrale) genaue Einschätzung vom beworbenen Produkt. Letztendlich gilt: Menschen vertrauen Menschen, nicht den Botschaften von Unternehmen!

Neben dem Social-Media-Marketing wird die visuelle Kommunikation immer wichtiger. Besonders komplexe Themen, erklärungsbedürftige Produkte oder Lösungen müssen verständlich aufbereitet und kommuniziert werden, wenn sie erfolgreich sein sollen. Durch den Einsatz von Live-Videos lässt sich - im Gegensatz zu Video-on-Demand - sehr unmittelbar mit der eigenen Zielgruppe kommunizieren. Facebook Live, Periscope, Ustream oder YouNow beispielsweise sind Applikationen, die Live-Video-Streaming ermöglichen - und stellen daher ein hilfreiches Marketinginstrument dar.

Abseits der all genannten Maßnahmen sind auch andere Trends für ein erfolgreiches Online-Marketing wichtig oder können es sein. Dazu gehören:

  • Präzisere und effektivere Zielgruppenerfassung durch Big Data,

  • sprachbasierte Suche im Search Engine Marketing (SEM) oder

  • psychografisches Targeting von Werbekampagnen, um Einstellungen und Motive, die Menschen zu ihren Kaufentscheidungen führen, zielgenau zu bedienen,

Schlussendlich aber gilt - und dass nicht nur für Telekommunikationsunternehmen - Augen und Ohren offen zu halten. Probieren Sie aus, welche Trends zu Ihnen passen, und trauen Sie sich auf unbekannte Pfade!

Lesetipp: Social-Media-Marketing: Mehr Umsatz durch Influencer

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