Jeden Morgen mit Schmetterlingen im Bauch zur Arbeit gehen ... ja, das wär's! Für manchen Angestellten oder Freiberufler ist das Gefühl kein ferner Wunschtraum, sondern Realität. Einer Forsa-Umfrage zufolge hat sich hierzulande fast jeder Fünfte schon mal am Arbeitsplatz verliebt, 14 Prozent der Berufstätigen sind eine feste Beziehung im Job eingegangen.
Ein riskantes Unterfangen. Im Berufsalltag gelten besondere Regeln für Verliebte. Wer die nicht kennt, katapultiert sich schnell ins Aus – bei seiner/m Angebeteten, Kollegen und Chefs. Was ist zu beachten, wenn es im Büro funkt? Was, wenn die neue Chefin oder Auftraggeberin genau mein Typ ist? Oder wenn der Geschäftsführer oder Dienstleister unanständige Sprüche klopft? Unser Liebesknigge gibt Antworten auf zehn wichtige Fragen rund um Flirts, Liebe und Affären am Arbeitsplatz.
1. Ich finde eine Kollegin aus meinem Team süß. Darf ich sie ansprechen?
Grundsätzlich gilt: Be never "intim" in the team. Falls man nur auf einen Flirt aus ist: Hände weg! Meint man es ernst, am besten mit einem Lächeln austesten, ob die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht. Falls Ihre Angebetete auch wirklich noch zu haben ist (Infos einholen!), könnte man mit einem unverfänglichen Kaffee in der Kantine starten. Von Jobthemen dann langsam zu Hobbys und Privaterem wechseln, und wenn es gut läuft, ein nächstes Treffen vorschlagen. Diplompsychologin Brigitte Scheidt empfiehlt einen Realitätscheck: "Männer deuten reine Freundlichkeit der Frau oft als Zustimmung zu ihrer Person", so die Familientherapeutin. Daher sollten sie an Körpersprache und Gesten herausfinden, ob die Herzensdame wirklich an ihnen interessiert ist – oder vielleicht nur an dem vorgeschlagenen Kinofilm. Gutes Indiz: Wer körperlichen Kontakt zulässt, hat oft mehr als rein freundschaftliches Interesse. Wer seine Hand dagegen bei einer Berührung wegzieht, will nur ein Kumpel sein.
2. Meine neue Chefin ist genau mein Typ.
Eine Affäre mit Vorgesetzten führt meistens zu Ärger und kann sogar den eigenen Arbeitsplatz gefährden. "Wer solch einen Flirt anfängt", so Beziehungs-Coach Lisa Fischbach, "sollte vorher prüfen, ob er in der Lage ist, die Konsequenzen psychisch auszuhalten." Die sind nicht ohne. Lästereien, Ausgrenzungen, Mobbing: Kollegen kennen kein Pardon. "Man steht schnell im Verdacht, sich durch eine Beziehung mit dem Chef einen Vorteil für die Karriere verschaffen zu wollen", so Fischbach. Beim Liebesaus leiden die Betroffenen durch das Abhängigkeitsverhältnis doppelt - privat wie beruflich.
3. Ich habe eine Affäre im Büro und will sie beenden.
Ein schwerer Schritt – ähnlich wie eine Kündigung. "Die Trennung zwischen Kollegen birgt noch mehr Schmerz in sich als bei anderen Liebespartnern", erklärt Psychologin Scheidt. "In den Liebeskummer mischt sich die Sorge, dass man weiter mit dem Ex zusammenarbeiten muss – oder sogar die Furcht, dass der andere einen seine Macht im Job spüren lassen wird." Wichtig ist, klar und wertschätzend mit dem Partner zu sprechen. Nicht herumeiern! Sich kein Hintertürchen offen lassen! Keine schmutzige Wäsche waschen! Alles würde im privaten Seelen- und beruflichen Arbeitsleben zu zusätzlichen Verwicklungen führen.
4. Die Leistungen eines Teammitglieds lassen wegen Liebeskummers nach.
Zeit zu handeln. In einem Vier-Augen-Gespräch sollten Vorgesetzte den Mitarbeiter auf seine nachlassende Performance ansprechen und ihn um eine Erklärung aus seiner Sicht bitten. "Spricht er von sich aus den Liebeskummer an, so zeigen Sie Verständnis. Verschweigt er den Grund, so respektieren Sie dies", sagt Scheidt. "In jedem Fall aber müssen Sie ihn auf die beruflichen Belange hinweisen." Bei einem schwerwiegenden Leistungsabfall ist die Abmahnung das Mittel der Wahl. "Nachdem Verliebtsein und Liebeskummer regelmäßig nur vorübergehende Zustände sind, dürfte es in der Regel damit sein Bewenden haben", sagt Arbeitsrechtler Helmut Krause. Verbessern sich danach die Leistungen aber nicht, kann sogar die Kündigung drohen.
5. Ein Kollege bittet mich um ein Date, aber ich finde ihn nur nett ...
Hier ist Diplomatie gefragt. "Aus Angst vor Spannungen und Kränkungen fällt vielen der Korb unter Kollegen noch schwerer als im Privatleben", weiß Fischbach. Nur zum Gefallen mit dem Kollegen auszugehen, schüre falsche Hoffnungen. Die Beziehungsexpertin empfiehlt, ein freundliches Dankeschön für die Einladung mit dem Hinweis auf andere Verpflichtungen zu verbinden. Wer dreimal einen Korb bekommen hat, sollte diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden haben.