Anstieg um 23,6 Prozent

Ladendiebstahl ist ein 4,8-Milliarden-Euro-Problem

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Rechnerisch entfällt auf jeden Bundesbürger ein Warenwert von rund 34 Euro, der nicht bezahlt wird - oder jeder 200. Einkaufswagen passiert unbezahlt die Kasse. Geklaut wird durch Kundschaft, Beschäftigte, Lieferanten und Servicepersonal – und immer häufiger organisiert und gewerbsmäßig.
Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen im Jahr 2023 in Deutschland sind rund 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten.
Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen im Jahr 2023 in Deutschland sind rund 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten.
Foto: Mike_shots - shutterstock.com

Im Jahr 2023 ist das ohnehin hohe Niveau bei Ladendiebstählen in Deutschland noch einmal um 15 Prozent gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie des EHI Retail Institute. Der Rückgang während der Corona-Pandemie erwies sich damit nicht als Trendwende, sondern als Sondereffekt.

"Die Zunahme der Diebstähle im Jahr 2022 stellte noch eine Rückkehr zur 'Normalität' der Vor-Corona-Zeit dar", erklärt Frank Horst, Studienautor und Spezialist für Inventurdifferenzen beim EHI. "Nun ist aber ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt und besondere Aufmerksamkeit erfordert."

Inventurdifferenzen steigen 2023 um fast 5 Prozent

Die Inventurdifferenzen sind 2023 insgesamt sind um fast 5 Prozent gestiegen. Der dadurch entstandene Schaden liegt bei 4,8 Milliarden Euro. Der Anteil der Verluste durch Diebstahl von Kundschaft, Beschäftigten, Lieferanten und Servicepersonal beläuft sich auf insgesamt 4,1 Milliarden Euro. 700 Millionen entfallen auf organisatorische Mängel. Dazu zählen eine falsche Preisauszeichnung sowie Erfassungs- und Bewertungsfehler.

Neben der Kundschaft sorgen auch Lieferanten und Beschäftigte für eine erheblichen Anteil an den Inventurdifferenzen.
Neben der Kundschaft sorgen auch Lieferanten und Beschäftigte für eine erheblichen Anteil an den Inventurdifferenzen.
Foto: EHI Retail Institute

Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen sind rund 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten. 910 Millionen Euro gehen auf die eigenen Angestellten zurück. Waren im Wert von 370 Millionen Euro werden durch das Personal von Lieferanten und Servicefirmen entwendet. Statistisch gesehen entfällt damit auf jeden Bundesbürger oder -bürgerin jährlich ein Warenwert von rund 34 Euro, der nicht bezahlt wird. Anders ausgedrückt passiert jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse.

Starker Zuwachs bei schwerem Ladendiebstahl

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind Ladendiebstähle um 23,6 Prozent auf insgesamt 426.096 Fälle (Vorjahr 344.669) gestiegen. Die Polizei unterscheidet zwischen einfachem und schwerem Ladendiebstahl. Schwerer Diebstahl ist es zum Beispiel, wenn das Diebesgut etwa durch ein eine Vitrine oder eine andere Schutzvorrichtung (etwa eine Warensicherung), besonders gesichert und von gewissem Wert ist. Darunter fallen auch Bandendiebstähle, wie sie bei Smartphones häufig sind.

Der schwere Ladendiebstahl hat 2023 mit 27.452 angezeigten Fällen einen Höchststand erreicht. Allerdings wird längst nicht jeder Ladendiebstahl angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund im Handel ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben, was rund 100.000 Ladendiebstählen je Verkaufstag entspricht. Der Wert wiederum liegt in etwa auf dem Niveau von 2007.

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