In vielen Unternehmen nutzen Mitarbeiter inzwischen mehrere mobile Endgeräte. Wie wird sich das künftig auf die Virtualisierungsstrategien auswirken?
Tewes: Auf lange Sicht werden vermutlich nur noch zentrale Desktops verwaltet werden - unabhängig davon, ob diese im eigenen Rechenzentrum liegen oder in dem eines Providers. Denn die Vielfalt und auch die Anzahl der Endgeräte werden bald zu groß sein, als dass jedes Gerät individuell betrachtet werden kann. Die Unternehmens-IT wird dann nur noch Arbeitsumgebungen auf virtualisierten Plattformen bereitstellen, die unabhängig von den Endgerätetypen laufen.
Ist Desktop-as-a-Service also schon ein marktrelevantes Thema?
Tewes: Spricht man hier davon, dass Desktops im Rahmen von Managed-Services- und Outsourcing-Projekten als Service bereitgestellt werden, ist das durchaus ein marktrelevantes Thema. Zu berücksichtigen ist dabei, dass dann die Desktops nicht unabhängig von Daten und Applikationen im Rechenzentrum des Anbieters gehostet werden können.
- VDI (Virtual Desktop Infrastructure / Hosted Desktop Virtualization)
Der komplette personalisierte Desktop (inklusive Betriebssystem, Daten und Benutzereinstellungen) wird zentral im Rechenzentrum auf einem virtualisierten Server bereitgestellt und betrieben. Offline-Betrieb und Zugriff von mobilen Endgeräten sind möglich. Problematisch: die benötigte Storage-Kapazität. (Quelle: Experton) - Session oder Presentation Virtualization
Früher auch als "Server Based Computing" oder "Terminal Services" bezeichnet:stellen den Zugriff auf zentral betriebene Anwendungen bereit. Problem: In der Regel ist weder eine Personalisierung noch der Offline-Betrieb möglich. Einsatzbereich: einfache Arbeitsplätze, die nur eine oder zwei Applikationen nutzen und nicht mobil sind, meist in Verbindung mit Thin Clients genutzt. (Quelle: Experton) - Application Streaming
Applikationen werden paketiert und zentral bereitgestellt, um lokal auf dem Client in einer Sandbox betrieben zu werden. Dies ist auch offline möglich. Problematisch ist, dass die Paketierung nach jedem Software-Update der jeweiligen Applikation wiederholt werden muss. Einsatzbereich ist die Bereitstellung von Anwendungen, die mit anderen Applikationen nicht kompatibel sind. (Quelle: Experton) - Managed Desktop VM
Ein Client-Image wird zentral gemanagt und an die Clients verteilt. Die eigentliche Rechenleistung wird vom Client ausgeführt, so kann er auch offline genutzt werden. Problematisch ist das Management der virtuellen Maschinen und des Basis-Clients. Einsatzbereich: Clients in Niederlassungen und Home-Offices. (Quelle: Experton Group)
Hersteller wie Cisco, Dell, IBM, HP, NetApp und EMC, aber auch Distributoren wie Magirus (vBundles), Arrow und Avnet sowie erste B-Brands wie beispielsweise Tarox gehen zunehmend dazu über, Referenzarchitekturen für Rechenzentren anzubieten, die Netzwerk, Storage, Server, Virtualisierungssoftware und teilweise auch Security-Komponenten integrieren. Wo liegen die Chancen und die Grenzen der Referenzarchitekturen für Reseller und Kunden?
Schiller: Die Vorteile der Referenzarchitekturen liegen ganz klar darin, dass Unternehmen eine gekapselte Infrastruktur als fertiges Produkt bekommen. Hat man eine gefunden, die optimal zur vorhandenen IT-Landschaft passt, lässt sich diese schnell und einfach integrieren.
Nichtsdestotrotz geht es bei Virtualisierung aber neben der Technologie auch immer um die Veränderungen in der IT-Organisation: Service-Denken und Kundenorientierung verwischen die Grenzen traditioneller Abteilungen für Netze, Client-Server und Storage. Organisationsstrukturen und Prozesse müssen angepasst werden, und bei den Mitarbeitern gilt es, Vertrauen in die neue IT-Welt zu schaffen.
Was wird bei der Absicherung virtueller Umgebungen häufig zu wenig beachtet?
Tewes: Es darf nicht vergessen werden, dass die verschiedenen Virtualisierungsschichten auch verwaltet werden müssen. Die Hypervisor-Plattformen und alle Schnittstellen müssen administriert und aktualisiert werden.
(rb)