Der ERP-Markt präsentiert sich trotz aller Konsolidierungstendenzen viel bunter und breiter, als es die bekannten Portfolios vieler Analystenhäuser vermuten lassen. Obwohl etliche Marktauguren in den vergangenen Jahren immer wieder das große Sterben der kleinen Anbieter prophezeit hatten, gibt es weiterhin jede Menge lokaler Player, die sich gut gegen die sogenannten "Global Player" behaupten können und in ihrer Summe den Markt letztlich auch dominieren.
Darüber hinaus lässt sich immer noch das Phänomen beobachten, dass bestimmte Softwareanbieter von Enterprise Resource Planning (ERP) zwar global durchaus auf ein gewisses Renommee pochen können, im deutschsprachigen ERP-Markt aber kaum eine Rolle spielen. So fehlen auch in der diesjährigen Studienausgabebekannte Namen wie Oracle, QAD, Exact oder Epicor in den Auswertungen von i2s.
Die Gründe
Es gibt es keinen wirklich "globalen" ERP-Markt: ERP-Märkte sind im Grunde immer lokal geprägt und werden demzufolge von lokalen ERP-Anbietern beziehungsweise den lokalen Partnern von globalen Anbietern beherrscht.
Der ERP-Markt ist ein Mittelstandsmarkt: Im Mittelstand finden sich die großen Kundenzahlen aber auch die gesamte Angebotsbreite des Marktes.
Der deutschsprachige Raum dominiert den globalen ERP-Markt: Es gibt keine Wirtschafts- und Sprachregion auf der Welt, in der so viele Unternehmen in Relation zur Wirtschaftsleistung ERP-Systeme nutzen und gleichzeitig eine so umfangreiche und detaillierte Nutzung von ERP-Systemen auch bei kleineren Unternehmen erfolgt.
Eine Folge dieser Umstände ist, dass im deutschsprachigen Raum überdurchschnittlich hohe Kundenerwartungen auf eine hervorragend ausgeprägte Leistungsdichte seitens der Softwareanbieter treffen. Der deutschsprachige Raum stellt gerade für globale ERP-Player einen wichtigen Umsatzträger dar. Gleichzeitig gelten die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei den in der Regel nicht-deutschsprachigen Managern und Strategen der grossen ERP-Anbieter jedoch als kompliziert und pedantisch. Hier hat der deutschsprachige Raum einen großen Nachholbedarf, dem er sich allerdings durchaus mit einem gewissen Selbstbewusstsein stellen sollte.
Globale und lokale ERP-Player
Dieser etwas komplizierte Umstand, dass sich globale und lokale Anbieter in einem gemeinsamen ERP-Anwendermarkt vermischen, war der Grund, im Rahmen der diesjährigen Zufriedenheitsstudie zwei eigenständige Portfolios zu veröffentlichen:
ein Portfolio mit den ERP-Anbietern, die sich klar als "Globale Player" positionieren und global über viele regionale Märkte hinweg präsent sind und
ein Portfolio spezifisch für den DACH-Markt, in dem sowohl globale Player als auch die führenden "lokalen Player" im deutschsprachigen Raum vertreten sind.
Bei den im "Globalen Portfolio" aufgeführten Anbietern konnten im Rahmen der Erhebung Daten aus zahlreichen Ländern und nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum gewonnen werden. In der Liga der globalen Anbietern können sich relativ wenige Systeme platzieren – hier finden sich: SAP, Microsoft, infor und IFS sowie als "Außenseiter" das aus Deutschland stammende ERP-System ABAS.
Letzteres profitiert dabei davon, dass die Unternehmensführung in den zurückliegenden Jahren konsequent an seiner Globalisierungsstrategie gearbeitet hat und mittlerweile in zahlreichen Ländern Installationen und Lokalisierungen aufweisen kann. Dieser Umstand ist eher selten und trifft auf die zahlreichen anderen ERP-Anbieter aus dem deutschsprachigen Raum nicht zu.
Obwohl eine ganze Anzahl von Systemen, wie etwa ProAlpha, eNVenta ERP oder Comarch ERP ausreichende Mehr-Mandanten-Qualitäten haben, arbeiten die dahinterstehenden Unternehmen nicht konsequent an einer Internationalisierungsstrategie. So melden zwar Manager und Marketingvertreter immer wieder, man habe doch verschiedene internationale Installationen – doch dabei handelt es sich in aller Regel um Töchter deutscher Unternehmen und nicht um eigenständige Kunden.