Die IT-Budgets wachsen überall
Zwar unterliegen die IT-Budgets einem generellen Kostendruck, aber die Unternehmen haben wohl eingesehen, dass sie ohne Investitionen keinen Wertbeitrag bekommen. Die Teilnehmer an der AT-Kearney-Studie gehen durchweg davon aus, dass die IT-Budgets in den kommenden sieben Jahren zunehmen - im Durchschnitt um insgesamt 30 Prozent.
Hier tut sich vor allem die Maschinenbaubranche hervor, zu der auch die Automobilhersteller und die Produzenten von Wehrtechnik zählen. Ein Grund für die besonders hohe Budgetsteigerung ist sicher die produktimmanente Informationstechnik, die in dieser Branche bereits einen hohen Stellenwert hat.
Überraschend hoch ist die prognostizierte Steigerung im Handel ; hier gibt es offenbar großen Nachholbedarf. In den Branchen, wo die IT längst ein Kernbestandteil des Unternehmens ist, beispielsweise bei den Finanzdienstleistern und in der Hightech-Industrie, wachsen die Budgets hingegen langsamer.
Wie A.T. Kearney prognostiziert, werden die Banken ihre Architekturen überarbeiten, so dass sie weniger komplex und besser an das Business angepasst sind. Auf diese Weise ließen sich leichter neue Produkte und Services entwickeln. Darüber hinaus sei den Banken daran gelegen, die Kundenerfahrung zu verbessern, indem sie die unterschiedlichen Kanäle und die darüber erzeugten Daten besser integrierten und nutzten.
Supply: Drei große Veränderungen
Vor allem in dreierlei Hinsicht wird sich die IT in sieben Jahren von der heute üblichen unterscheiden, so A.T. Kearney:
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Zum einen wird die IT wesentlich weniger komplex sein - dank standardisierter Softwarepakete und weniger kundenspezifischer Lösungen.
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Zum anderen werden die operativen Bereiche schlanker, weil sich Outsourcing und Offshoring zum Normalfall entwickeln.
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Last, but not least wird die Lücke zwischen erforderlichem und vorhandenem Know-how immer breiter, so dass Business-affine IT-Experten auch noch im fortgeschrittenen Alter einspringen werden.
Eine zu komplexe IT verhindert, dass die IT ihre PS auf die Straße bringt. Zudem macht sie es schwieriger und kostspielige, die Anwendungen funktional zu ergänzen oder an veränderte Regularien anzupassen. Doch trotz der Bemühungen, die IT-Landschaften zu konsolidieren und zu vereinfachen, wird die Zahl der IT-Anwendungen bis 2020 weiter zunehmen. Das jedenfalls sagten 84 Prozent der Befragten. Wachsen wird auch die Anzahl der Schnittstellen, weil immer mehr mobile Endgeräte in die Umgebungen einbezogen werden.
Standardlösungen sollen dafür sorgen, dass die IT dadurch weder teurer noch langsamer wird. Mehr als die Hälfte der notwendigen Funktionalität wird sich 2020 durch Standards abdecken lassen, prognostizieren rund vier Fünftel der befragten CIOs.
Viele Unternehmen mühen sich aber nach wie vor mit wenig standardisierten, komplexen Anwendungen ab. Diese Applikationen verschlingen immer mehr Entwicklungs- und Betriebskosten. Auf der anderen Seite belasten sie die Performance der IT generell.
Konsolidierungsprojekte sind aber teuer, vor allem, wenn es darum geht, eine Menge unterschiedlicher Schnittstellen zu bedienen. Gibt es für diese Funktionen Standardsoftware, so ist es eine Überlegung wert, ob man nicht lieber die alte Anwendung durch eine neue ersetzen sollte. Wer "auf der grünen Wiese" ganz neu beginnt, kann den Softwareanbieter für Entwicklung und Maintenance in die Pflicht nehmen.
Inseln der Spezialisierung
Konsolidieren und Aufstocken sind nicht mehr die Universalantwort auf die Frage: Wie kriegt die IT den steigenden Bedarf in den Griff? Tatsächlich gehen fast 60 Prozent der befragten IT-Chefs den entgegengesetzten Weg: Sie bauen unabhängige "Inseln der Spezialisierung". Damit hoffen sie, die Nachfrage schneller und effektiver befriedigen zu können.
Ein Beispiel dafür ist die Transformation, welche die Digitalisierung der Medienbranche aufgezwungen hat. Jahrelang war das beherrschende Thema für die IT, die Produktionsprozesse zu verbessern und kosteneffektiver zu machen. Im Zeitalter der Content-Konvergenz und Veröffentlichung auf unterschiedlichen Kanälen braucht die IT ganz andere Fähigkeiten: Kurz gesagt, sind Agilität, Flexibilität und Time-to-Market die entscheidenden Kriterien, um im digitalen Medienmarkt wettbewerbsfähig zu sein.
Outsourcing: Von Asien nach Osteuropa
Alle Unternehmen werden 2020 stärker als heute von externen IT-Dienstleistungen Gebrauch machen. Dabei verschiebt sich der Fokus wegen der steigenden Kosten und der Zeitzonen-Differenzen von Asien allmählich nach Osteuropa. Diesen "Mini-Trend" beobachtet A.T. Kearney derzeit.
Die Unternehmen im angelsächsischen Sprachraum haben weniger kulturelle Unterschiede zu überwinden und sind deshalb dem Offshoring gegenüber aufgeschlossener als beispielsweise deutsche Betriebe, wo Sprachbarrieren immer noch als eine Herausforderung gelten. Nichtsdestoweniger wird auch im EMEA-Raum das Offshoring zunehmen, so hat A.T. Kearney in seiner Studie festgestellt.
Angesichts der Vielzahl von Anforderungen aus dem Business muss die IT das operationale Risiko verringern. Eine Möglichkeit ist die Auslagerung großer Teile der IT-Services an "Mega-Supplier" wie SAP oder Accenture. Sevice-Level-Agreements (SLAs) definieren die zu erbringende Leistung und die Anreize beziehungsweise Pönalen, die mit der (Nicht-)Erfüllung des Vertrags verbunden sind.
60.000 unbesetzte IT-Stellen in Deutschland
Leute, die sowohl die IT als auch das Business verstehen, sind dünn gesät - und wachsen auch keineswegs auf den Bäumen, um im Bild zu bleiben. Diese Know-how-Lücke gilt es zu schließen, damit die Bemühungen um Geschäftsentwicklung und Time-to-Market nicht ins Leere laufen.
Besonders gravierend ist der Mangel an qualifiziertem Personal laut A.T. Kearney in Frankreich und Deutschland. Hierzulande würden 2020 rund 60.000 IT-Stellen unbesetzt bleiben. Es sei denn, den Unternehmen gelänge es, weit stärker als heute IT-Leute mit Verständnis für das Geschäft anzuziehen beziehungsweise auszubilden. (mhr)