Für wen eignet sich das iPad Pro?
Es gibt Argumente für und gegen ein großformatiges iPad. Spanndender ist die Frage: Wer genau soll das iPad Pro kaufen und wie beeinflusst (oder verwirrt es) potenzielle Kunden?
Apple beschäftigt sich ständig mit unterschiedlichen Monitorgrößen. Jony Ive hat in der Vergangenheit den Design-Ablauf für iPods und iPhones beschrieben und wie der damalige Chef (Steve Jobs) sich Schaumstoff-Dummys in zahlreichen Größen angeschaut habe, um danach die weitere Richtung vorzugeben. Man kann davon ausgehen, dass Apple, als die Firma das erste iPad entwickelte, bereits ein 12-Zoll-Gehäuse als Prototyp hatte, der grob dem iPad Pro entsprach.
Der Unterschied zwischen Apple und einer Firma wie Samsung ist, dass Apple nur einen Bruchteil seiner Prototypen auf den Markt bringt. Man befürwortet Einfachheit, nicht nur beim Design, sondern auch bei den Produktlinien. Es gab einen Zeitpunkt, da bot Apple nur zwei Bildschirmgrößen für seine Mobilgeräte an: 3,5 Zoll für die Smartphones und 9,7 Zoll für sämtliche Tablets.
Apple hat sein Angebot seitdem ausgebaut (momentan gibt es drei iPhone-Größen und drei unterschiedliche Display-Größen für das iPad.) Doch Apple ist sich darüber im Klaren, dass jede weitere Option für zusätzliche Verwirrung bei den Kunden sorgt.
Welche Gründe gibt es also für ein großformatiges iPad? Ein Wort bringt es auf den Punkt: Produktivität.
Fünf Jahre nach seiner Einführung, gibt es noch immer Zweifel, ob das iPad als primäres Arbeitsgerät dienen kann, denn sein Display ist kleiner als das der meisten Laptops, iOS ist in vielen Bereichen eingeschränkt und das iPad unterstützt kein Multitasking. Einige oder alle diese Schwächen kann das iPad Pro ausräumen. Es ist groß und leistungsfähig genug, um mehrere Apps gleichzeitig laufen zu lassen und es gibt eine ansprechende Tastatur als Zubehör, die mobile Geschäftskunden anspricht. Und Microsoft ist mit seinen Office-Lösungen ebenfalls mit an Bord.
Handelt es sich also um ein Produkt fürs Geschäftsumfeld? Nicht nur: Apple hat die kreativen Aspekte stark hervorgehoben, mit Demos von Adobe zu Layoutmöglichkeiten und Bildbearbeitung. Und es gibt Videos von Künstlern, die mit dem Apple Pencil kreative Werke erstellen. Auch Spiele-Fans werden vom super-schnellen A9X-Prozessor begeistert sein (und weniger begeistert vom halbherzigen 32-GB-Speicherangebot).
Apple hat bisher die iPads mit Recht als Multifunktionsgeräte für jedermann beworben. Die Fokussierung auf bestimmte Kunden birgt Risiken: Mir scheint es, dass Geschäftskunden kein so leistungsstarkes Gerät benötigen (oder es zu teuer finden); dass Profi-Spieler, die den A9X-Chip benötigen, lieber eine Konsole oder ein Laptop kaufen, wenn sie ein größeres Display als das des iPad Air 2 wollen, da das iPad Pro nicht besonders mobil ist. Und Kreativ-Anwender könnte es irritieren, dass dies ein Gerät ist, für welches Microsoft Apps entwickelt. (Andererseits: viele Kreative mögen das Surface Pro).
Preisgerüchte
Apple hat die US-Preise der drei Konfigurationen des iPad Pro bekanntgegeben. Es gibt Gold, Silber und Space Grey als Farboptionen, die den Preis nicht beeinflussen. Die Preise für Europa werden zum Verkaufsstart veröffentlicht. Hier sind die US-Preise:
32 GB (nur WLAN) 799 US-Dollar
128 GB (nur WLAN) 949 US-Dollar
128 GB (WLAN und Cellular) 1,079 US-Dollar
Basierend auf dem aktuellen Wechselkurs entspräche das folgenden Preise in Deutschland: 512 Euro, 610 Euro und 693 Euro. Da Apple in Deutschland jedoch eine andere Preisstruktur verfolgt, sind folgende Schätzungen wahrscheinlicher:
32 GB (nur WLAN) 859 Euro
128 GB (nur WLAN) 1039 Euro
128 GB (WLAN und Cellular) 1199 Euro
Gerüchte zum Verkaufsstart
Wir wissen aktuell nur, dass das iPad Pro im November auf den Markt kommt, die zuverlässigsten Quellen sprechen von einem Datum gegen Ende des Monats. Man kann annehmen, dass Apple bemüht ist, den Verkaufsschub des Schnäppchenfreitag in des USA zu nutzen (das wäre der 27. November in diesem Jahr).
Unsere Einschätzung
Wir sind von der Prozessorleistung des iPad Pro beeindruckt, von der Bildschirmtechnik und davon, wie die Designer es geschafft haben, so viel Display in einem so dünnen und leichten Gerät unterzubringen. Aber es bleiben einige Fragen offen – etwa wie sich der Balance-Effekt der vier Lautsprecher unter Alltagsbedingungen macht und wo die Zielgruppe ist, die Apple ansprechen möchte. All das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. (Macwelt)