Als Intel 2015 die ersten Produkte mit 3D Xpoint ankündigte, einer Alternative zu Flash-Speicher, weckte der Konzern sehr hohe Erwartungen. Entwickelt wurde 3D Xpoint von Intel gemeinsam mit Micron. In Kombination mit seinen eigenen Speicher-Controllern, Schnittstellen und Treibern vermarktet Intel die neue Storage-Technologie unter der Bezeichnung "Optane Technology". Einsatzgebiete sieht der Hersteller in Notebooks ebenso wie im Rechenzentrum.
Wie NAND-Flash ist auch 3D XPoint ein nicht flüchtiger Speicher (non-volatile memory). Informationen bleiben daher im Gegensatz zum klassischen Arbeitsspeicher in PCs und Servern auch dann erhalten, wenn der Strom ausgeschaltet wurde. Der Name 3D XPoint spielt auf die dreidimensionalen "Cross Point"-Architektur an. Dabei werden die Speicherzellen über sogenannte Selektoren individuell angesteuert, die kreuzweise in Schichten angeordnet sind. Unter anderem die geringe Größe der Speicherzelle ermöglicht laut Intel schnellere Statusänderungen mit geringeren Latenzzeiten als bei herkömmlichem NAND-Speicher.
Es dauerte aber letztendlich bis Anfang 2018, bis Intel für die Neuentwicklung den richtigen Platz gefunden hatte. Zwar fallen die Vorteile geringer aus, als nach den ersten Ankündigungen von vielen erwartet, sie sind aber immer noch deutlich. Der Einsatz in komplexen Szenarien in Rechenzentren steht dennoch erst am Anfang. Am anderen Ende des Einsatzspektrums hat die Optane Technology dagegen jetzt ihre Daseinsberechtigung gefunden.
Intel Optane Technology für den Client-Bereich
Angeboten wird Optane Memory mit 16 und 32 GByte. Zielgruppe der kleineren Variante sind Mainstream-User, die größere empfiehlt Intel für Power-User und insbesondere für Gamer. Die Endkundenpreise liegen bei etwa 30 respektive 55 Euro. Damit ist die Hürde für die Kunden vergleichsweise niedrig.
Im Client-Bereich offeriert Intel zudem zwei Optane SSDs. Bei der Reihe Optane SSD 800P handelt es sich um eine PCIe 3.0x2 NVMe SSD im Formfaktor M.2 mit 80 Millimetern. Sie ist für den Mainstream-Markt gedacht und wird mit Kapazitäten von 58 und 118 GByte angeboten. Die ungewohnten Werte resultieren aus der Bauart: Bei 3D XPoint werden im Gegensatz zu NAND keine "spare cells" benötigt.
Mit der Reihe Optane SSD 905P hat Intel auch ein Angebot für Profi-Nutzer im Portfolio. Als Anwendungsszenarien sieht der Hersteller unter anderem 3D-Rendering, Simulationen oder anspruchsvolle Spieleentwicklung. Verfügbar sind SSDs mit 280 und 480 GByte, als Add-in-Card sind zusätzlich auch 960 GByte erhältlich.
Was bringt Intel Optane Technology für Clients?
Die Optane-Technologie wird für Notebooks und PCs auch als Nachrüsttechnologie angeboten. Ziel ist es, vergleichsweise günstige Geräten zu einem erschwinglichen Preis erhebliche Performance-Verbesserungen zu bescheren. Am besten funktioniert das und am meisten lohnt sich das bei Notebooks und PCs, die mit herkömmlichen Festplatten ausgeliefert werden oder wurden.
Zahlen von Intel zufolge sind das derzeit etwa 50 Prozent respektive 70 Prozent der verkauften Modelle. Aber auch bei Dual-Systemen mit SSD und großer Festplatte steigert Optane die Leistung deutlich. Um wieviel, hängt immer von der jeweiligen Konfiguration ab. Wichtig ist, die Kunden darauf hinzuweisen, dass Optane mit der Zeit immer besser wird, da es "lernt", was der Nutzer braucht. Die ersten paar Systemstarts sind daher teilweise wenig beeindruckend. Schon nach wenigen Tagen verspricht Intel aber spürbare Geschwindigkeitsvorteile.
Darüber hinaus bietet Optane Memory als nichtflüchtiger Speicher einige Vorteile, sie sich oft ebenfalls erst im Laufe der Nutzung erschließen. Zum Beispiel können Anwender nach einem Neustart genau da weiterarbeiten, wo sie vor dem Herunterfahren des Rechners aufgehört. Eindrucksvoll zeigen lässt sich das zum Beispiel bei einem Film oder anhand einer E-Mail, die in Outlook nicht zu Ende geschrieben wurde.
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Um einen Aha-Effekt zu erzielen, sollten Fachhändler einen Vorführrechner mit ein paar Beispielen vorbereitet haben. Selbst preisbewusste Kunden können aufgrund der sichtbaren Vorteile damit leichter überzeugt werden, entweder in ein höherwertiges Produkt zu investieren oder sich zumindest für die Aufrüstung zu entscheiden.
Bisher brachte Optane Memory vor allem etwas, wenn im System eine "alte" HDD verbaut war. Wer bereits eine SSD für Betriebssystem und Anwendungen nutzte, profitierte kaum, wenn er Optane Memory als Caxche davorschaltete. Mit der neuesten Produktgeneration hat Intel jedoch im Frühjahr 2018 dafür gesorgt, dass Optane Memory auch Laufwerke unterstützt, auf denen kein Betriebssystem liegt. Auch Nutzer, die schon eine schnelle SSD als Boot-Laufwerk nutzen, daneben aber weiterhin eine große HDD als Massenspeicher verwenden, bemerken nun mit Optane Memory eine Leistungsverbesserung.
Arbeitsspeicher oder Optane Memory aufrüsten?
Zwar ist der Griff zu Optane Memory etwas teurer als die Aufrüstung des vorhandenen Arbeitsspeichers. Sie bringt aber laut Intel auch mehr. Denn oft könne der verbaute Prozessor die vom Arbeitsspeicher zur Verfügung gestellte Leistungsfähigkeit gar nicht wirklich nutzen oder sei gar nicht der Arbeistspeicher, sondern der Zugriff auf den Massenspricher der Flaschenhals. Optane Memory dagegen nehme Aufgaben selbständig und gezielt ab, entlaste so die anderen Komponenten und sorge für eine insgesamt bessere Performance.
Als Eckdaten für die Leistungssteigerung nennt Intel für die Zielgruppe der Büroanwender und Knowledge-Worker eine Beschleunigung von Standard-Anwendungen bis um den Faktor 2,2. Für Kreative, die viel mit großen Mediendateien arbeiten, ist der Vorteil besonders am Desktop hoch, Intel stellt hier Verbesserungen um den Faktor 3 in Aussicht.
Gamer profitieren am Desktop und am Notebook aufgrund der Zwischenspeicherung beim Laden von Spiele-Leveln von einer maximalen Performance-Steigerung um den Faktor 3,9 respektive 4,7. Intel spricht hier von "Data-Drive-Acceleration"-Funktion. Letztendlich dient der Optane Speicher als Beschleuniger der als primäres Speichermedium verwendeten, großen Festplatte. Damit das funktioniert, ist die Installation eines Treibers erforderlich.
Bei den Optane SSDs stellt Intel die hohe Leistung bei zufälligen Schreib-Lesevorgängen, die geringen Latenzzeiten und die lange Haltbarkeit in den Vordergrund. Zudem sollen sie dazu beitragen, dass auf dem Papier eigentlich leistungsfähige, aber nicht optimal aufeinander abgestimmte Konfigurationen aus Arbeitsspeicher, Prozessor und Speichermedium (vor allem Festplatte) deutlich besser zusammenarbeiten, indem Engpässe vermieden werden, die sonst durch die zweitweise Überlastung einer Komponente entstehen. Als Faustregel gilt: Die Vorteile sind auch hier größer, je größer die verbaute (traditionelle) Festplatte ist.
Systemvoraussetzungen für Optane-Produkte
Optane Memory stellt gewisse Anforderungen an das im Rechner verbaute Motherboard. Dazu gehören eine Intel-Core-CPU der 7.oder 8. Generation, die Chipsets: B250, Z270 oder H270 und ein M.2-Konnektor. Inzwischen gibt es bereits eine breite Palette an Motherboards der etablierten Hersteller, die Intel Optane Memory unterstützen. Gerade zahlreiche für Gaming optimierte Modelle von ASRock, Asus, Gigabyte, MSI und anderen Anbietern gehören dazu. Eine vollständige Liste hält Intel auf seiner Website vor.
Für Fachhändler bietet es sich an, beim Verkauf eines der als Optane-ready zertifizierten Mainboards auf die zusätzlich erhältlichen Optane-Memory-Produkte hinzuweisen und deren Vorteile darzustellen. In vielen Fällen dürfte das Zusatzgeschäft vergleichsweise leicht abzuschließen und der Kunde im Endeffekt sogar zufriedener sein.
Intel-Prozessoren mit der Bezeichnung Core i+
Ab Sommer 2018 kommen zudem mit Core i5+ und Core i7+ gekennzeichnete Rechner auf den Markt. Mit dem + will Intel es Händlern und Endkunden einfacher machen, Prozessoren und damit ausgerüstete Rechner zu erkennen, die ab Werk mit der Optane-Technologie ausgerüstet sind beziehungsweise darauf vorbereitet sind, problemlos darauf aufgerüstet zu werden.
Die mit Core i+ gekennzeichneten Prozessoren wird es als Boxed Versionen sowie bereits verbaut in ausgewählten Notebooks geben. Welche Modelle die OEM-Partner von Intel wann in Deutschland auf den Markt bringen, ist noch nicht klar. Auch wie intensiv sie in ihrer eigenen Produktwerbung auf die Bedeutung des Plus-Zeichens hinweisen ist noch offen.
Zumindest bei aufmerksamen Kunden sorgt es zumindest in der Anfangsphase der Markteinführung im zweiten Halbjahr 2018 wahrscheinlich jedoch für Beratungsbedarf. Auch um die Gelegenheit zu nutzen, sollten Fachhändler sich mit den Argumenten für Optane Memory vertraut machen.
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