Ulrich Schumacher, der Vorsitzende des Vorstands der Infineon Technologies AG, hat sein Amt als Mitglied und Vorsitzender des Vorstands der mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der Aufsichtsrat stimmte dem plötzlichen Rücktritt zu und machte seinen Vorsitzenden, den früheren BASF-Finanzvorstand Max Dietrich Kley, interimistisch zum Vorstandsvorsitzenden. Gründe für den Abgang des umstrittenen Managers wollte Infineon nicht nennen.
Der stets forsch auftretende Schumacher, der Infineon seit der Ausgliederung aus Siemens im April 1999 geleitet hatte, brachte den Chiphersteller an die Börse. Unter ihm wurde Infineon zu einem der führenden Halbleiter-Anbieter der Welt, musste aber wie alle Anbieter dieser turbulenten Branche mehr als zwei Jahre mit gewaltigen Verlusten kämpfen, die Entlassungen nach sich zogen. Nach neun Verlustquartalen in Folge konnte Infineon im vierten Quartal 2003 wieder einen Gewinn verbuchen.
Schumacher war unternehmensintern umstritten, sowohl was seinen "Lowperformer"-Plan betraf, als auch seine Umzugspläne in das Ausland. Diese stießen hierzulande auf harte Kritik, nicht zuletzt deshalb, da Infineon mit staatlichen Mitteln gefördert wurde. Die Idee, mittels des "Lowperformer"-Plans alljährlich fünf Prozent der schwächsten Mitarbeiter zu entlassen, stieß nicht nur beim Infineon-Betriebsrat auf heftigen Widerstand, sondern sorgte bei den rund 31.000 Mitarbeitern für erheblichen Unmut und Unruhe.
Zuletzt war Infineon ins Visier des amerikanischen Kartellamtes und der Europäischen Union geraten. Der Vorwurf der Behörden: Infineon habe mit drei weiteren Unternehmen ein Kartell gebildet, das sich sowohl bei den Preisen als auch bei den Produktionsmengen abgesprochen habe.(hei/wl)