"Keine erdrutschartigen Marktverschiebungen"
Eno-Manager Bütner ist sich jedoch sicher: "Ja, die anderen ziehen nach, da Datenvolumen zukünftig zum knappen Gut wird und somit als Wert vom Kunden erkannt und bezahlt wird. Im Mobilfunk ist die Drosselung der Datengeschwindigkeit ab einem bestimmten Volumen ja bereits geübte Praxis."
Die Telekom-Ankündigung, dass die Drosselung der Geschwindigkeit "ab einem monatlichen Datenvolumen von 75 GB greifen soll, ist nicht in Stein gemeißelt", sagt Wössner. In den aktuellen VDSL-Verträgen sei ein Datenvolumen von 200 GB pro Monat bereits inkludiert. Je nach Vertragsvariante schlappt der Kunde dann bei Überschreitung für den Rest des Monats statt mit 25.000 kbit/s nur noch mit 6.016 kbit/s durchs Netz. Sollte die technische Umsetzung der neuen Vertragsbedingungen näher rücken, spricht Wössner von einer Informationskampagne in Richtung der Endkunden. Den Nutzern sollen dann entsprechende Tools zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie ihr durchschnittliches Datenvolumen errechnen können.
"Grundsätzlich ist es eine logische Folge aus der Datenexplosion der vergangenen Jahre. Es sollte eine proaktive sachliche Aufklärung der Endkunden erfolgen und klar gesagt werden, dass es darum geht, auch künftig mit Highspeed zu surfen und nicht generelle Preiserhöhungen zu bekommen, die durch einzelne Poweruser verursacht werden. Generell erwarten wir hier keine erdrutschartigen Verschiebungen im Markt", sieht Eno-Manager Bütner die künftige Netznutzung.
Sicher wurde in den vergangenen Tagen auch der eine oder andere TK-Fachhändler auf dieses Thema von seinen Telekom-Kunden angesprochen. Zur Errechnung des eigenen Datenvolumens stellt Telekom bereits jetzt ein relativ anschauliches PDF-Formular zur Verfügung, das verschiedene Nutzungsszenarien wie Videostream, Musik-Download oder das Versenden von Fotos abbildet. Anhand der angegebenen Durchschnittsvolumina kann sich der Kunde ein ungefähres Bild von seiner eigenen Datennutzung zusammenbasteln. Der eine oder andere Privatnutzer wird in der Lage sein, sein Datenvolumen zu berechnen. Andere wiederum nicht - sie werden auf die Unterstützung des Fachhandels angewiesen sein. Auf dem Telekom-Schulungsportal liegen für den Handel bereits Charts zum Thema "Neue Tarifstruktur" bereit. Für weitere Informationen rät der Carrier den Händlern, ihren Keyaccounter auf das Thema anzusprechen.
"Wenn das, was im Mobilfunk schon üblich ist, jetzt auch im Festnetzbereich eingeführt wird, dann ist das für den Handel auch eine Chance. Denn letztlich bekommen breitbandiger Zugang und Datengeschwindigkeit darüber auch einen Preis. Die Grenzen zwischen Mobilfunk und Festnetz verschwimmen. Mit dem Smartphone oder dem Tablet im LTE-, UMTS oder WLAN-Netz zu sein, geht kaum merklich in den Anwendungen ineinander über. Wenn ein Anwender, der diese Leistungen stärker beansprucht, auch mehr bezahlt, dann ist das sicher unpopulär - aber am Ende fair den Wenignutzern gegenüber. Für den Fachhandel ist es eine zusätzliche Möglichkeit für mehr Geschäft", sieht Uwe Bauer, Vorstand der Fachhandelskooperation Aetka die Situation. (bw)