Vom IT-Consulting wurden schon immer besondere Ergebnisse erwartet. Eine Zeit lang galt der Bereich als Wundertüte mit dicken Gewinnen. Die entstehende New Economy etwa und der Vorlauf zum Jahrtausendwechsel bescherte der Branche ein Sonderhoch. Aber seit Wirtschaft und IT-Konjunktur lahmen, hat das Geschäft merklich nachgelassen. Zurzeit schwärmen einige Analysten zwar von staatlichen Mil- liardenprogrammen, die für mehr Sicherheit und bessere Infrastruktur aufgelegt werden. Genaueres dazu weiß man jedoch nicht.
Im Endeffekt liegen die IT-Investitionen derzeit auf einem niedrigen Niveau. Die Experten von der Deutsche Banc Alex Brown Inc. in London rechnen erst ab März 2002 mit steigenden IT-Ausgaben. Eigentlich läuft es zurzeit darauf hinaus, installierte Computersysteme im Rahmen der niedrigeren IT-Budgets optimal zu betreuen oder notwendige Aufrüstungen vorzunehmen, und das möglichst kostensparend.
Projekte auf dem Prüfstand
Die Computer-Sciences-Tochter CSC Ploenzke meinte kürzlich: Es stehen viele Projekte auf dem Prüfstand; die großen strategischen Vorgaben werden zwar fortgeführt, doch viele andere Entwicklungen liegen derzeit auf Eis. Auch das E-Business wird kritischer gesehen. Zwar sind dort Umsatzzunahmen von 100 Prozent möglich, die Etats jedoch sind weniger üppig. Dennoch haben sich die Beraterpapiere teils kräftig erholt. Das Risiko scheint die Börse momentan nicht zu stören. Die Accenture-Aktie beispielsweise sprang in den vergangenen Wochen von 12,50 auf 23 Dollar. Bei den Perspektiven und der Ertragskraft gibt es aber beträchtliche Unterschiede.
Die mehrfach empfohlene EDS-Aktie notiert auf ihrem Allzeithoch - eine echte Seltenheit im arg gebeutelten IT-Aktiensektor. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 17 Prozent. Das Neugeschäft erreichte mit Verträgen im Wert von 6,8 Milliarden Dollar ein Rekordergebnis. In den ersten drei Quartalen 2001 wurden Vertragsabschlüsse von gesamt 21,3 Milliarden Dollar unterzeichnet - 27 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. "EDS setzt seinen breit angelegten Wachstumskurs trotz der unsicheren weltwirtschaftlichen Lage fort", sagte Chairman und CEO Dick Brown.
Der Branchenerste IBM verdiente im dritten Quartal um 20 Prozent weniger, der Umsatz schrumpfte um sechs Prozent. Das Dienstleistungsgeschäft legte jedoch um fünf Prozent auf 8,7 Milliarden zu und stellte damit den Großteil des Quartalsumsatzes von 20,4 Milliarden Dollar. Im Juli-September-Abschnitt kamen neue Aufträge von mehr als zehn Milliarden herein, sodass Ende September ein Auftragsbestand von 97 Milliarden Dollar vorhanden war. Der Kurs notiert über dem Stand vom Jahresanfang, was die Qualität der Aktie von Big Blue unterstreicht.
Das Dienstleistungsgeschäft der Kombination HP/Compaq ist derzeit insgesamt dreimal kleiner als der Servicebereich von IBM. Bei einem Treffen mit Analysten wies ein Teilnehmer darauf hin, dass mehr als 60 Prozent des Serviceumsatzes von HP aus dem Billigsegment kommen, im Vergleich zu 15 Prozent bei IBM. HP-Chefin Carleton Fiorina konterte: "Wir halten Ausschau nach strategischen Chancen, um das Segment am oberen Ende auszubauen." Die Compaq- und HP-Aktien haben den Vorteil, dass sie nach ihrem kräftigen Rückgang jetzt vergleichsweise billig zu haben sind.
CSC Ploenzke mit "kritischer Größe"
Bei Computer Sciences waren die letzten Quartale durchwachsen. Dennoch notiert die Aktie seit Monaten stabil. Bei einem Jahresumsatz von mehr als zehn Milliarden Dollar hat CSC zweifellos die "kri-tische Größe", die nötig ist, um weiter ganz vorne mitzumischen. Zehn Prozent Zuwachs pro Jahr sollen auf jeden Fall herausspringen. Das einzig Störende, so Ana-lysten, sei der mit einer Milliarde Dollar sehr hohe Verschuldungsgrad.
Bei Unisys, das den Großteil der Erlöse ebenfalls mit Beratung und Service einfährt, kommt es im laufenden Quartal zu Sonderlasten von 200 Millionen Dollar. Die Gewinnprognose für das vierte Quartal wurde auf zehn bis 15 Cent je Aktie gesenkt. Vor allem die Reise- und Finanzbranche hat Aufträge storniert.
Wenig optimistisch sind die aktuellen Prognosen für KPMG Consulting. Für das laufende Quartal rechnet KPMG infolge Verzögerungen mit etwas schlechteren Zahlen als im Vorquartal. Seit Ende September hat sich die Aktie von 10 auf 15 Dollar erholt und vielleicht noch 25 Prozent Luft. Das Papier wird mehrfach zum Kauf empfohlen, die Bewertung erscheint anspruchsvoll. Accenture ist die größte börsennotierte Unternehmensberatung mit Schwerpunkt IT-Lösungen und Planung.
Ähnlich wie bei der amerikanischen und europäischen Konkurrenz läuft der Bereich Outsourcing recht gut. Voriges Jahr wurde ein um 17 Prozent höherer Umsatz als 1999 erwirtschaftet. Dieses und nächstes Jahr dürften die Erlöse nur einstellig zunehmen. Zu den Kunden gehören 84 der 100 weltgrößten Unternehmen. Die Aktie war im Juli dieses Jahres zu 14,50 Dollar an die Börse gekommen.
Novell führt erneut eine Reorganisation durch und muss die Übernahme und Integration des Consultants Cambridge Technologies verdauen. Mit rückläufigem Umsatz und einem Verlust waren die letzten Quartalsresultate etwas mager. Das aktuelle Quartal dürfte ebenfalls durch Sonderaufwendungen belastet sein. Der bisherige Kursverlauf nahe den Tiefständen deutet noch nicht auf eine merkliche Besserung hin.
Aktienanalysten uneins über Cap Gemini
Bei den europäischen Konzernen könnte die Lage besser sein. Die französische Atos Origin konnte im ersten Halbjahr noch ein ansehnliches Umsatzplus verbuchen. Atos kaufte die Beratergesellschaft Origin voriges Jahr von Philips. Durchwachsen sind derzeit allerdings die Ergebnisse bei der französischen Sema Group. Beide Unternehmen erwarten für 2002 den Turnaround, was den Börsenkursen gut tun wird. Der größte europäische Berater Cap Gemini Ernst & Young präsentierte Mitte November wie erwartet ein leicht schwächeres Quartalsergebnis. Genaueres zur Zukunft will der Konzern am 13. Dezember mitteilen. Die Aktienanalysten haben zurzeit keine richtige Meinung zu dem an sich erstklassigen Beraterpapier. Die Aktie wird im Ranking neutral eingestuft und scheint zurzeit keine allzu großen Chancen zu haben. (kk)