2008 warb die Cebit erstmals mit einem "Green-IT Village" um Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten der IT, etwas zum Umweltschutz beizutragen. 2009 war es dann schon eine "Green-IT World". Visionär, könnte man sagen. Zu früh, könnte man auch sagen. Denn die Urteile damals fielen vernichtend aus und reichten von "Enttäuschung" (Tecchannel und speicherguide.de) bis "Mogelpackung" (so "Der Spiegel").
2022 wäre das Leitthema sicher ein Erfolg gewesen. Nicht nur, weil Menschen nach zwei Jahren und gefühlt 2.000 Video-Meetings wieder nach persönlichen Treffen vor Ort lechzen. Auch weil die Bemühungen der IT-Firmen inzwischen weit über die damals als Kuriositäten präsentierten Holzgehäuse für Notebooks, eine Öko-Maus aus Naturfasern oder die potenziellen Energieeinsparungen durch effizientere Netzteile hinausgehen.
Green-Washing und Greta-Bashing sind out, Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit sind im Trend. Daran ändert auch nichts, dass einer Umfrage der Personalberatung Russell Reynolds zufolge 46 Prozent der befragten deutschen Vorstände Nachhaltigkeitsmaßnahmen immer noch aus Marketingerwägungen heraus treffen. Sie wollen damit "als gesellschaftlich verantwortlich angesehen zu werden und sich über ein Nachhaltigkeitsimage vom Wettbewerb abzusetzen." Das klappt nicht immer, wie eine Studie des NewClimate Institute zu den Klimaversprechen großer Unternehmen belegt.
Die Zeiten in denen solche Schummeleien großzügig übersehen werden, sind aber bald vorbei. Beispiele gefällig? Bitteschön:
Ebay hat im Mai 2022 für gebrauchte oder generalüberholte Produkte die Unterkategorie „Re-Store“ eingeführt. Begründung: Laut einer von Ebay in Auftrag gegebene Studie wollen 52 Prozent der Deutschen Gebrauchtes und Generalüberholtes kaufen.
Bei Also gehört nachhaltiges Engagement seit der Generalversammlung im März 2022 zu den Unternehmensgrundsätzen
HP hat durch sein Engagement für mehr Nachhaltigkeit im Geschäftsjahr 2021 eigenen Angaben zufolge zusätzliche Umsätze in Höhe von mehr als 3,5 Milliarden Dollar erzielt.
Laut einer repräsentativen Online-Umfrage von YouGov auf Auftrag von Acer achten über ein Viertel der Verbraucher bei Technik und Unterhaltungselektronik inzwischen auf Nachhaltigkeitsaspekte - auch wenn sie den Begriff recht unterschiedlich definieren.
Am Rande der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 deutete Microsoft-Präsident Brad Smith in einem Interview an, dass Partnerschaften mit Firmen ganz ohne Klima-Ambitionen auf den Prüfstand kommen könnten.
Laut der aktuellen Lünendonk-Studie zu IT-Dienstleistern in Deutschland sagen 73 Prozent der Unternehmen, dass Nachhaltigkeit bereits einen Einfluss auf die Entscheidung bei der Auswahl eines IT-Dienstleisters hat oder bald haben wird.
Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Nachhaltigkeit ist also längst mehr als eine Modeerscheinung, um das Image aufzupolieren. Es ist absehbar, dass es immer mehr Vorgaben und Richtlinien gibt - vom Lieferkettengesetz bis zum Treibhausgasprotokoll. Die frühzeitig und umfassend einzuhalten, wird auch finanzielle Vorteile bringen und ist mittelfristig sicher erforderlich, um zum Beispiel mit der öffentlichen Hand im Geschäft zu bleiben.
Die Anforderungen beziehen sich längst nicht mehr nur auf einzelne Produkte, wie das zum Beispiel beim Umweltsiegel "Blauer Engel" der Fall ist. Vielmehr werden die Auswirkungen des gesamten Geschäftsbetriebs auf die Umwelt betrachtet. Deshalb ist Umdenken angesagt. Am besten jetzt. Doch wo soll man anfangen?
Anregungen geben die aktuelle Ausgabe der ChannelPartner (Heft 5/2022 - hier kostenlos zum Download) sowie die letztjährge Ausgabe zum Thema Nachhaltigkeit (zum Download von ChannelPartner Heft 8/9 2021). Online finden Sie ebenfalls viele interessante, praxisnahe und hilfreiche Artikel zum Thema. Hier eine Auwahl:
Refurbishment: Das zweite Leben von IT-Geräten
Wie nachhaltig sind PC-Hersteller?
Nachhaltigkeit bei Tinte und Toner
Nachhaltigkeit ist ein Verkaufsargument
Erfahrungen eines Systemhauses mit Nachhaltigkeit: „Interesse ja, mehr bezahlen nein“