Mit Apple-Mitgründer Steve Wozniak

Goldgräberstimmung auf dem IoT-Kongress LiveWorx 2015

freier Autor aus Waldenbuch
Auf der Branchenkonferenz LiveWorx 2015 stellte der IoT-Spezialist ThingWorx in Boston die neue Realität der Informationstechnologie vor: Im Internet of Things finden IT-Systeme und Geräte zu intelligenten Produkten und Systemen zusammen.
 
  • ein Bundesland zu einem IoT-Cluster machen
  • Steve Wozniak prämiert IoT-Projekte
  • Barrierefreiheit für Blinde durch sensorgestützte Verkehrsschilder
  • ThingWorx zeigt ein BMX-Bike mit Sensoren

Gouverneure, Professoren und IT-Pioniere gaben sich auf auf dem Kongress LiveWorx 2015 in Boston die Klinke in die Hand, um die Neuerungen im Internet of Things-Markt (Iot) zu preisen, aber auch um vor den anstehenden Umwälzungen in IT und Business zu warnen.

Zu diesen Warnern zählte der IoT-Guru Michael Porter. Der Professor an der Harvard Business School hat zusammen mit Jim Heppelman, dem Präsidenten und CEO des Software-Herstellers PTC, zu dem ThingWorx gehört, im "Harvard Business Journal" einen wegweisenden Artikel über Chancen und Risiken der heranwachsenden IoT-Branche veröffentlicht. "Viele der heute gültigen Technologiestapel werden für IoT-Zwecke nicht mehr geeignet sein", sagte er voraus.

Rasante Umwälzungen durch das Internet der Dinge

In einer Welt, in der intelligente, mit Sensoren und SIM-Karten ausgestattete Geräte mit der IT kommunizieren, müssen Netzwerke eine viel größere Last transportieren können. Ebenso müssen Analyse-Anwendungen in der Lage sein, Big Data schnell und effizient sowie handlungsorientiert zu verarbeiten, darzustellen und den Fachkräften die Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.

In der IoT-Technologiepyramide, die IDC veröffentlicht hat, stehen Analytik und Apps ganz oben, Connectivity hingegen gehört zu den Fundamenten des ganzen Technikstapels. Dies werde den Wettbewerb durcheinanderwirbeln, prophezeiten die Auguren Heppelman und Porter.

Wohl dem also, der bereits über eine entsprechende IoT-Plattform verfügt - er hat die Nase vorn. Unter anderem IBM, HP, Microsoft und ThingWorx haben eine entsprechende Plattform vorgestellt. Sie wird komplett in der Cloud betrieben, denn nur dort ist die nötige Skalierbarkeit, die Vernetzung und die effiziente Integration der Daten realisierbar.

Goldgräber schürfen nach den IoT-Nuggets

Dieser Präsentation lauschten rund 2.300 Besucher in einer brechend vollen Kongresshalle in Boston, Massachusetts. Weitere Besucher aus rund 100 Ländern waren per Live-Stream zugeschaltet. Ein solches Auditorium ließ sich auch der Gouverneur von Massachusetts, Charles Baker, nicht entgehen. Er kündigte an, sein Bundesland zu einem IoT-Cluster machen zu wollen - nicht zuletzt mit Hilfe des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard Business School. Da kam richtige Goldgräberstimmung auf.

Steve Wozniak im Hackathon

Der Höhepunkt des zweiten Konferenztages war zweifellos die Anwesenheit von Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Er mag nicht mehr der Jüngste sein, aber er ist immer noch begeistert von den Möglichkeiten, die die IT bietet, damals, wie künftig. Als Jurymitglied hatte er die knifflige Aufgabe übernommen, das beste IoT-Projekt eines vor der Konferenz begonnenen Experiments zu küren. Drei Kandidaten hatten es in die Endausscheidung geschafft.

Bereits zwei Tage vor Beginn der Konferenz unterzogen sich über 100 Experten einer technischen Herausforderung. Binnen 24 Stunden sollten Prototypen und Geräte vernetzt werden, aber auch innovative IoT-Lösungen für intelligente Städte, Barrierefreiheit und intelligente Landwirtschaft mit Hilfe der ThingWorx IoT Plattform realisiert.

Das ziemlich junge Team "SmartSign" gewann den Preis in der Kategorie "Barrierefreiheit für Blinde". Durch sensorgestützte Verkehrsschilder wird dafür gesorgt, dass Fahrbahnüberquerungen und Kreuzungen für visuell beeinträchtigte Menschen und alle anderen Fußgänger sicherer werden. Juror Wozniak konnte sich mit diesem Beitrag besonders identifizieren: "Es ist wichtig, jedem Einzelnen im alltäglichen Leben Hilfe anzubieten, damit der Alltag besser bewältigt werden kann."

Wo steckt das Geld drin?

Dies wäre keine US-amerikanische Konferenz gewesen, wenn es nicht mindestens eine Präsentation und/oder Podiumsdiskussion gegeben hätte, die sich um die Monetarisierung des Internets der Dinge gekümmert hätte: "From IoT to ROI" etwa suchte nach den Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um den ersten Dollar Gewinn aus Industrie 4.0 einstreichen zu können. Industrie 4.0 heißt in USA einfach "Industrial Internet".

In einer sinnfälligen Bühnen-Demo zeigte ThingWorx ein scheinbar normales BMX-Bike, das jedoch derart mit Sensoren gespickt war, dass daraus eine digitale Kopie erzeugt werden konnte. Diese Kopie empfing per WLAN Sensordaten von Federung, Bremse, Verschleißteilen, so dass beim realen Fahren des Bikes laufend Verhaltensdaten an diese Kopie geliefert wurden. Sämtliche Leistungsdaten dieses "digital twin" ließen sich auf einem mobilen Endgerät wie etwa einem Tablet abrufen, um so die Performance zu beobachten.

Mit der CAD-Design-Software Creo von PTC hätte man das Design des Bikes bearbeiten können. Die Leistungsdaten konnten in ein Creo-Modell eingespielt werden. Man sieht: Ein Prototyping-Zyklus wird durch IoT erheblich verkürzt - von Monaten auf Wochen oder gar Tage. Dies entspricht einer der Vorhersagen, die IDC bereits zu IoT gemacht hat. Eingegrenzt auf Predictive Maintenance, war festzustellen, dass das Geld meistens in den Services steckt, die ein IoT-Dienstleister und ISV seinen Kunden bieten kann. Alle Plattformanbieter suchen deshalb nach Lösungs- und Service-Partnern, um ein Ökosystem aufzubauen.

Neuheiten von ThingWorx

Im Zuge der Veranstaltungen gab PTC, die Muttergesellschaft von ThingWorx, eine ganze Reihe von Neuheiten bekannt. Dazu gehörten u.a. die Übernahme-Vereinbarung mit ColdLight, einem Anbieter von Big Data Machine Learning und Predictive Analytics, und das neue IoT-Produktangebot ThingWorx Converge.

Durch ihre Kombination sollen diese Technologien eine zentrale Plattform für Konnektivität, Gerätemanagement, Rapid Application Development sowie Big Data und Predictive Analytics bieten. Nun kommt es darauf an, dass PTC den Interessenten zeigt, dass seine IoT-Plattform in Sachen Analytics, Entwicklung und CAD/Design mehr bietet als die oben genannten Mitbewerber. Auf den Podiumsdiskussionen waren Vertreter von Technologiepartnern wie Splunk, ParStream, EMC, aber auch Systemintegratoren wie Accenture zu finden.

Laut den den IoT-Marktforschern von IoT Nexus führt Cisco das weltweite IoT-Ranking an - vor Intel und Google. Auf Platz vier folgt ARM, dahinter SeeControl, Sigox und WOT.io. An achter Steller der Top-50-IoT-Companies findet sich IBM, gefolgt von General Electric und Spark.io. Platz elf belegt Vodafone, Platz zwölf ThingWorx. Apple ist 14te, Bosch 16te und Samsung 19te. (rw)

Die Highlights der LiveWorx 2015 aus Boston.

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