Gouverneure, Professoren und IT-Pioniere gaben sich auf auf dem Kongress LiveWorx 2015 in Boston die Klinke in die Hand, um die Neuerungen im Internet of Things-Markt (Iot) zu preisen, aber auch um vor den anstehenden Umwälzungen in IT und Business zu warnen.
Zu diesen Warnern zählte der IoT-Guru Michael Porter. Der Professor an der Harvard Business School hat zusammen mit Jim Heppelman, dem Präsidenten und CEO des Software-Herstellers PTC, zu dem ThingWorx gehört, im "Harvard Business Journal" einen wegweisenden Artikel über Chancen und Risiken der heranwachsenden IoT-Branche veröffentlicht. "Viele der heute gültigen Technologiestapel werden für IoT-Zwecke nicht mehr geeignet sein", sagte er voraus.
Rasante Umwälzungen durch das Internet der Dinge
In einer Welt, in der intelligente, mit Sensoren und SIM-Karten ausgestattete Geräte mit der IT kommunizieren, müssen Netzwerke eine viel größere Last transportieren können. Ebenso müssen Analyse-Anwendungen in der Lage sein, Big Data schnell und effizient sowie handlungsorientiert zu verarbeiten, darzustellen und den Fachkräften die Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.
- IoT-Kongress LiveWorx 2015
Jim Heppelman, Präsident und CEO von PTC, der Mutter von ThingWorx, eröffnet den IoT-Kongress LiveWorx 2015. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
In einer sinnfälligen Bühnen-Demo zeigte ThingWorx ein scheinbar normales BMX-Bike, das jedoch derart mit Sensoren gespickt war, dass daraus eine digitale Kopie erzeugt werden konnte. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Diese Kopie empfing per WLAN Sensordaten von Federung, Bremse, Verschleißteilen, so dass beim realen Fahren des Bikes laufend Verhaltensdaten an diese Kopie geliefert wurden. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Sämtliche Leistungsdaten dieses "digital twin" ließen sich auf einem mobilen Endgerät wie etwa einem Tablet abrufen, um so die Performance zu beobachten. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Michael Porter, Professor an der Harvard Business School, warnt vor den im Zusammenhang mit IoT anstehenden Umwälzungen in IT und Business. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Michael Porter, Professor an der Harvard Business School: "Viele der heute gültigen Technologiestapel werden für IoT-Zwecke nicht mehr geeignet sein." - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Der Höhepunkt des zweiten Konferenztages war zweifellos die Anwesenheit von Apple-Mitgründer Steve Wozniak. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Das junge Team "SmartSign" gewann im IoT-Wettbewerb de Preis in der Kategorie "Barrierefreiheit für Blinde". - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Als Jurymitglied hatte Steve Wozniak die knifflige Aufgabe übernommen, das beste IoT-Projekt eines vor der Konferenz begonnenen Experiments zu küren. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
Steve Wozniak mag nicht mehr der Jüngste sein, aber er ist immer noch begeistert von den Möglichkeiten, die die IT bietet, damals, wie künftig. - IoT-Kongress LiveWorx 2015
In der IoT-Technologiepyramide, die IDC veröffentlicht hat, stehen Analytik und Apps ganz oben, Connectivity hingegen gehört zu den Fundamenten des ganzen Technikstapels.
In der IoT-Technologiepyramide, die IDC veröffentlicht hat, stehen Analytik und Apps ganz oben, Connectivity hingegen gehört zu den Fundamenten des ganzen Technikstapels. Dies werde den Wettbewerb durcheinanderwirbeln, prophezeiten die Auguren Heppelman und Porter.
Wohl dem also, der bereits über eine entsprechende IoT-Plattform verfügt - er hat die Nase vorn. Unter anderem IBM, HP, Microsoft und ThingWorx haben eine entsprechende Plattform vorgestellt. Sie wird komplett in der Cloud betrieben, denn nur dort ist die nötige Skalierbarkeit, die Vernetzung und die effiziente Integration der Daten realisierbar.
Goldgräber schürfen nach den IoT-Nuggets
Dieser Präsentation lauschten rund 2.300 Besucher in einer brechend vollen Kongresshalle in Boston, Massachusetts. Weitere Besucher aus rund 100 Ländern waren per Live-Stream zugeschaltet. Ein solches Auditorium ließ sich auch der Gouverneur von Massachusetts, Charles Baker, nicht entgehen. Er kündigte an, sein Bundesland zu einem IoT-Cluster machen zu wollen - nicht zuletzt mit Hilfe des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard Business School. Da kam richtige Goldgräberstimmung auf.
Steve Wozniak im Hackathon
Der Höhepunkt des zweiten Konferenztages war zweifellos die Anwesenheit von Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Er mag nicht mehr der Jüngste sein, aber er ist immer noch begeistert von den Möglichkeiten, die die IT bietet, damals, wie künftig. Als Jurymitglied hatte er die knifflige Aufgabe übernommen, das beste IoT-Projekt eines vor der Konferenz begonnenen Experiments zu küren. Drei Kandidaten hatten es in die Endausscheidung geschafft.
Bereits zwei Tage vor Beginn der Konferenz unterzogen sich über 100 Experten einer technischen Herausforderung. Binnen 24 Stunden sollten Prototypen und Geräte vernetzt werden, aber auch innovative IoT-Lösungen für intelligente Städte, Barrierefreiheit und intelligente Landwirtschaft mit Hilfe der ThingWorx IoT Plattform realisiert.
Das ziemlich junge Team "SmartSign" gewann den Preis in der Kategorie "Barrierefreiheit für Blinde". Durch sensorgestützte Verkehrsschilder wird dafür gesorgt, dass Fahrbahnüberquerungen und Kreuzungen für visuell beeinträchtigte Menschen und alle anderen Fußgänger sicherer werden. Juror Wozniak konnte sich mit diesem Beitrag besonders identifizieren: "Es ist wichtig, jedem Einzelnen im alltäglichen Leben Hilfe anzubieten, damit der Alltag besser bewältigt werden kann."
Wo steckt das Geld drin?
Dies wäre keine US-amerikanische Konferenz gewesen, wenn es nicht mindestens eine Präsentation und/oder Podiumsdiskussion gegeben hätte, die sich um die Monetarisierung des Internets der Dinge gekümmert hätte: "From IoT to ROI" etwa suchte nach den Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um den ersten Dollar Gewinn aus Industrie 4.0 einstreichen zu können. Industrie 4.0 heißt in USA einfach "Industrial Internet".
In einer sinnfälligen Bühnen-Demo zeigte ThingWorx ein scheinbar normales BMX-Bike, das jedoch derart mit Sensoren gespickt war, dass daraus eine digitale Kopie erzeugt werden konnte. Diese Kopie empfing per WLAN Sensordaten von Federung, Bremse, Verschleißteilen, so dass beim realen Fahren des Bikes laufend Verhaltensdaten an diese Kopie geliefert wurden. Sämtliche Leistungsdaten dieses "digital twin" ließen sich auf einem mobilen Endgerät wie etwa einem Tablet abrufen, um so die Performance zu beobachten.
Mit der CAD-Design-Software Creo von PTC hätte man das Design des Bikes bearbeiten können. Die Leistungsdaten konnten in ein Creo-Modell eingespielt werden. Man sieht: Ein Prototyping-Zyklus wird durch IoT erheblich verkürzt - von Monaten auf Wochen oder gar Tage. Dies entspricht einer der Vorhersagen, die IDC bereits zu IoT gemacht hat. Eingegrenzt auf Predictive Maintenance, war festzustellen, dass das Geld meistens in den Services steckt, die ein IoT-Dienstleister und ISV seinen Kunden bieten kann. Alle Plattformanbieter suchen deshalb nach Lösungs- und Service-Partnern, um ein Ökosystem aufzubauen.
- AdhereTech: Tabletten schon eingenommen?
Als zwei von zehn interessanten IoT-Startups hat Computerwoche die folgenden beiden Beispiele vorgestellt. AdhereTech ist eine smarte Pillendose, die den Patienten darauf hinweist, seine Tabletten einzunehmen. - Chui als sicherer Türöffner
Chui soll über Gesichtserkennung die „weltweit intelligenteste Türklingel“ sein. - Nicht verwandt: Chui Motorcycle Trackers
Aus einer Serie von Motorrad-Diebstählen in Kenia ist die Idee entstanden, einen GPS-Service für verloren gegangene Maschinen und Flottenmanagement aufzubauen. Das Chui in Chui Motorcycle Trackers ist nicht Chinesisch, sondern Swahili und bedeutet Leopard, zugleich Wappentier der Firma. - Wo ist Lilly?
Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt. - Au Back, die Klingen gehen aus!
Ob „Mann“ morgens vor dem Spiegel tatsächlich die Sorge hat, dass er sich anderntags nicht mehr nassrasieren kann, sei dahingestellt. Aber mit dieser Box hat Gilette eine M2M-Lösung entwickelt, welche die Nachbestellung auf Knopfdruck ermöglicht. - Yoints statt der alten Rabattmarken
Das Hamburger Startup Yoints ermöglicht es Geschäften, dass die Kunden über die eigenen yBeacons am Ladeneingang schon mit Bonuspunkten belohnt werden, ebenso auch an der Kasse. Kommen genügend Treuepunkte zusammen, können die fleißigen Käufer dann mit Prämien belohnt werden. Praktisch ist das eine Art Rabattmarken 4.0. - Toshiba-Idee für Public Displays
Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen. - Seidensticker-Hemden aus dem Automaten
Selbst eine Traditionsmarke wie Seidensticker geht mit der Zeit und bietet die Herrenhemden über Automaten an, die über M2M zentral den Füllstand anzeigen. Mehr und mehr Automatenaufsteller setzen auf diese Technologie, weil das Abfahren und Aufschließen jeder einzelnen Verkaufsbox weit teurer ist. - Datenbrillen zum Wohle der Patienten
Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson. - Entwicklerplattform Apple Watch
Smartwatches wie Apple Watch bieten Entwicklern viele Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen, nicht nur im viel zitierten Bereich Fitness. - Samsung verspricht massive Fördermittel
Samsung-CEO BK Yoon hat auf der CES 2015 Anfang Januar 100 Millionen Dollar an Fördermitteln für Entwickler in Aussicht gestellt. „Denn nur zusammen können wir die Zukunft des Internets der Dinge gestalten“, so Yoon. Besonders gefördert werden sollen Technologie-Startups, wie sie die Deutsche Telekom übrigens über fünf Jahre mit 500 Millionen Euro den Steigbügel halten will. - Intel Make it Wearable
Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche. - Die Drohne Nixie hat bei Intel gewonnen
Die 500.000 Dollar aus dem Intel-Wettbewerb „Make it Wearable“ hat das US-Team Nixie mit dieser handlichen Drohne als erste tragbare Kamera gewonnen, die fliegen kann. Dabei gab es auch andere gute Ideen. Einen smarten Handschuh mit integrierten Sensoren, Scanner und Display hatte zum Beispiel das Team ProGlove aus München ins Rennen geschickt.
Neuheiten von ThingWorx
Im Zuge der Veranstaltungen gab PTC, die Muttergesellschaft von ThingWorx, eine ganze Reihe von Neuheiten bekannt. Dazu gehörten u.a. die Übernahme-Vereinbarung mit ColdLight, einem Anbieter von Big Data Machine Learning und Predictive Analytics, und das neue IoT-Produktangebot ThingWorx Converge.
Durch ihre Kombination sollen diese Technologien eine zentrale Plattform für Konnektivität, Gerätemanagement, Rapid Application Development sowie Big Data und Predictive Analytics bieten. Nun kommt es darauf an, dass PTC den Interessenten zeigt, dass seine IoT-Plattform in Sachen Analytics, Entwicklung und CAD/Design mehr bietet als die oben genannten Mitbewerber. Auf den Podiumsdiskussionen waren Vertreter von Technologiepartnern wie Splunk, ParStream, EMC, aber auch Systemintegratoren wie Accenture zu finden.
Laut den den IoT-Marktforschern von IoT Nexus führt Cisco das weltweite IoT-Ranking an - vor Intel und Google. Auf Platz vier folgt ARM, dahinter SeeControl, Sigox und WOT.io. An achter Steller der Top-50-IoT-Companies findet sich IBM, gefolgt von General Electric und Spark.io. Platz elf belegt Vodafone, Platz zwölf ThingWorx. Apple ist 14te, Bosch 16te und Samsung 19te. (rw)
Die Highlights der LiveWorx 2015 aus Boston.