Nur wenige Tage nachdem Getgoods in einem Interview die „Übernahme einiger kleiner Nischenanbieter“ ankündigte, hat der Elektronikversender den Kauf des Onlinehändlers Xgsm.com bekannt gegeben. Laut Getgoods erwirtschaftete die Xgsm.com GmbH im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 75 Millionen Euro. Den Kaufpreis gab das Unternehmen nicht bekannt.
Auch sonst ist die Übernahme mit einigen Fragezeichen versehen. So ist der Bekanntheitsgrad von Xgsm.com in der Branche gering. Das Unternehmen wurde offensichtlich 2007 von den Geschäftsführern des Berliner ITK-Systemhauses Gedasys, Gerald Augustat und Jörg Lindemeier, ins Leben gerufen. Wie aus Internetquellen hervorgeht, hat das Systemhaus das Tochterunternehmen vor allem für den Warenverkauf über die Online-Plattformen Amazon und eBay gegründet. Die jeweiligen, mittelgroßen Seller-Accounts von Xgsm.com sind inzwischen auf den Namen Tadago – einer zur Gedasys GmbH gehörenden Marke – umfirmiert. Der Onlineshop unter Xgsm.com ist derzeit nicht erreichbar, die im Google-Cache gespeicherte Version der Seite von Ende April zeigt einen Webshop mit lediglich einem Dutzend angebotenen Artikeln.
Die Mitteilung von Getgoods zu der Übernahme legt allerdings nahe, dass der Elektronikversender ohnehin nicht am Endkundengeschäft des akquirierten Unternehmens interessiert ist: Xgsm.com vertreibe in erster Linie IT- und Telekommunikationsprodukte an den internationalen Großhandel, heißt es darin. „Auf Basis der guten und langfristigen Strukturen sowie der umfangreichen Erfahrungen, die das Unternehmen mitbringt, möchte die Getgoods.de AG ihr Angebot mit einem zusätzlichen Absatzweg (B2B) abrunden.“ Von diesem zusätzlichen Geschäftszweig könne Getgoods auch langfristig profitieren, indem beispielsweise große Restwarenbestände in einem Block abgesetzt werden könnten. „Dieses zusätzliche Geschäftsmodell stattet uns zukünftig mit noch mehr Flexibilität aus, um unser Wachstum weiter fortzusetzen“, erklärt dazu Getgoods-Chef Markus Rockstädt-Mies.
Nach Ansicht von Branchenbeobachtern zählt das B2B-Geschäft allerdings nicht gerade zu den großen Defiziten von Getgoods. „Ich betrachte Getgoods nicht als klassischen Onlinehändler, sondern eher als eine Trader oder einen Subdistributor, der zusätzlich auch Produkte online listet“, erklärte beispielsweise Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer gegenüber ChannelPartner – eine Einschätzung, die auch andere Brancheninsider teilen. Fragwürdig bleibt daher, inwiefern ein größtenteils unbekannter Onlineanbieter – selbst wenn dessen B2B-Schwerpunkt und der kommunizierte Umsatz im zweistelligen Millionenbereich zutreffen sollten – Getgoods substanziell verstärken kann. (mh)