Steigende Preise, eine Inflationsrate von über zehn Prozent und die unsichere Wirtschaftslage lassen die Deutschen beim Weihnachtseinkauf 2022 wieder stärker auf die Preise achten. Auch wer einem lieb ist, darf dieses Jahr nicht mit teuren Geschenken rechnen. Das legen die auf Deutschland heruntergebrochenen Ergebnisse einer Umfrage von Oracle Retail nahe, für die Ende September über 8.100 Verbraucher in elf Ländern befragt wurden, darunter 517 Personen in Deutschland.
Demnach haben 74 Prozent der deutschen Verbraucher 2022 bereits früher als sonst für Weihnachten eingekauft oder planen dies. Sie verschaffen sich dadurch mehr Zeit, um attraktive Angebote entdecken und nutzen zu können. Ein weiterer Aspekt ist die Angst vor Lieferschwierigkeiten. 25 Prozent der weltweit Befragten fürchten, dass Produkte wegen Verknappung kurz vor den Feiertagen teurer sein könnten.
Das sind noch einmal deutlich mehr als in einer Ende November 2021 veröffentlichten Verbraucherumfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY). Damals rechneten 54 Prozent der Verbraucher mit "leicht steigenden Preisen", 29 Prozent sogar "mit einer deutlichen Verteuerung". Rund 30 Prozent der 2021 von EY Befragten gaben an, ihre Weihnachtseinkäufe aufgrund der damaligen Lieferprobleme vorziehen zu wollen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) wollte den größten Teil der Weihnachtseinkäufe bereits im November erledigen.
Verbraucher befürchten Preissteigerungen durch Lieferprobleme
20 Prozent der für die Oracle-Studie Befragten sorgen sich zudem, dass gewünschte Produkte möglicherweise nicht mehr auf Lager sind und 17 Prozent, dass die Lieferung nicht rechtzeitig erfolgt. Zu ähnlichen Ergennissen kam auch eine kürzlich veröffentlichte Studie von Ebay Ads: Da mögliche Lieferschwierigkeiten befürchten werden, will jeder siebte Deutsche dieses Jahr seine Weihnachtseinkäufe früher als sonst erledigen. Vor allem Konsumentem zwischen 18 und 29 Jahren ziehen ihren Weihnachtseinkauf 2022 deutlich vor: 27 Prozent von ihnen setzen angesichts möglicher Lieferengpässe auf den frühen Geschenkekauf. Bei den über 65-Jährigen sind es dagegen nur knapp 10 Prozent.
"Neben der Verfügbarkeit der Ware ist der Preis der wichtigste Faktor dafür, wie und wo die Verbraucher in dieser Weihnachtssaison einkaufen werden", sagte Mike Webster, Senior Vice President und General Manager von Oracle Retail. "Für Einzelhändler, die immer noch mit der ständigen Schleife von begrenzten Lagerbeständen oder Überschüssen zu kämpfen haben, wird die richtige Waren- und Preisstrategie entscheidend sein, wenn es darum geht, Margen und Kundenerwartungen zu steuern."
Kosten beim Weihnachtseinkauf 2022 der Hauptfaktor
In Zahlen sieht das so aus: Fast die Hälfte (48 Prozent) der Verbraucher sagen, dass sie in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben werden. 66 Prozent geben an, dass sie eine Finanzierung in Betracht ziehen, um die Kosten für Geschenke zu decken. Folgerichtig sind für 39 Prozent der Deutschen die Kosten beim Weihnachtseinkauf der Hauptfaktor.
Etwa 26 Prozent der Umfrageteilnehmer befürchten, dass sie aufgrund steigender Preise nicht so viel Geld haben, wie sie gerne für Weihnachtseinkäufe ausgeben würden. Zugleich gehen 38 Prozent davon aus, dass Geschenke, die sie kaufen möchten, dieses Jahr teurer werden. 69 Prozent nehmen sich daher bewusst mehr Zeit, um das beste Angebot zu finden und sich nach Rabatten umzusehen.
Großteil der Deutschen will intensiver Preise vergleichen
Insgesamt haben sich 69 Prozent der Befragten vorgenommen, für die Weihnachtseinkäufe 2022 sowohl online als auch im Geschäft intensiv die Preise zu vergleichen. Davon profitieren auch die Discounter: 66 Prozent der Befragten wollen dort mehr für Weihnachten einkaufen als in den vorangegangenen Jahren.
Die Verbraucher erwarten besonders vom Einzelhandel große Rabattaktionen. 69 Prozent der Befragten haben diesen Anspruch. Dabei haben sich die aus den USA nach Deutschland herübergeschwappten Rabattaktionen zum Auftakt des Weihnachtsgeschäfts fest etabliert. Für 52 Prozent der Käufer ist der Oracle-Umfrage zufolge der Black Friday der Spitzenreiter unter den Angebotsaktionen. Die Amazon Prime Days liegen mit 43 Prozent noch vor den Weihnachts-Sales-Aktionen (22 Prozent).
Einer aktuellen Marktstudie des IFH Köln zufolge haben Verbraucher aber auch bei der Schnäppchenjagd in der Cyber Week 2022 einen stärkeren Preisfokus: Drei Viertel der Konsumenten, die die Aktionstage Ende November nutzen wollen, geben an, dieses Jahr noch stärker auf Preise zu achten und nur gezielt Produkte zu kaufen, die sowieso als Anschaffung geplant waren.
Eine repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung PwC unter mehr als 2.000 Bundesbürgern bestätigt die Ergebnisse der Oracle-Umfrage im Wesentlichen. Demnach liegt die Kauflust auf Vorjahresniveau und wollen die Einkäufer in diesem Jahr im Durchschnitt 289 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Zwei Drittel wollen allerdings Sonderangebote rund um den Black Friday 2022 nutzen, weil sie davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen. 38 Prozent planen, nur das zu kaufen, was sie benötigen. Jeder Fünfte will aufgrund der Umstände weniger kaufen als sonst .
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