Channel Partner sprach mit Ismet Koyun, Gründer und Chairman des deutsch-türkischen Sicherheitsunternehmens Kobil Systems. Der Anbieter mobiler Sicherheitsplattformen will sein Partnergeschäft ausbauen, setzt auf Cloud-Services und verfolgt die Vision eines umfassenden Sicherheits-Eco-Systems.
Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends im Bereich mobiler Sicherheit?
Ismet Koyun, Kobil System: Auch im Bereich mobiler Sicherheit spielt der Trend zur Digitalisierung eine enorme Rolle. Sehr viele digitale Services benötigen Autorisierung und die eindeutige Identifikation der Nutzer. Stand heute muss sich der Nutzer bei jedem Service gesondert identifizieren und seine Transaktionen autorisieren.
Wir arbeiten zurzeit daran, diese Identifizierung und Autorisierung so zu gestalten, dass sie auch über Unternehmensgrenzen hinweg in Ökosystemen funktionieren. Innerhalb solcher Eco-Systeme kann der Nutzer verschiedene Services in Anspruch nehmen sowie verbindlich interagieren und muss sich dafür aber nur einmal identifizieren. Das funktioniert zum Beispiel im Bereich Reisen hervorragend, in dem sehr häufig mehrere verschiedene Unternehmen zusammenarbeiten müssen, um dem Kunden ein Komplettangebot aus Flug, Versicherung, Hotel und Vorort-Veranstaltungen zu bieten.
Stellen Sie sich vor, das können sie alles verbindlich buchen und nur einmal ihre Identität nachweisen, die in diesem Fall Ihr Device darstellt. Im Banken- und Versicherungsbereich sowie in anderen Branchen sind solche Szenarien ebenfalls leicht vorstellbar. Das geht aber natürlich über den Endverbraucher hinaus. Denken Sie nur an Geschäftsprozesse wie Supply Chain oder CRM, die über verschiedene Unternehmensgrenzen hinweg reichen. Auch hier kann mit einer einmaligen, aber eindeutigen Identifikation ein verbindlicher Geschäftsprozess realisiert werden.
Es wird nicht nur viel über Security geredet, viele Hersteller, Distis und Händler wetteifern gerade im B2B-Bereich um Kunden. Überhitzt der Markt nicht langsam?
Ismet Koyun, Kobil: Speziell im Bereich Authentifizierung, den wir seit unseren Anfängen bedienen, ist eine deutliche Sättigung festzustellen. Hier haben die Kunden wenig Interesse, ihre bestehende Lösung durch etwas Neues zu ersetzen, das etwas Ähnliches bewerkstelligt und nur kurzfristig Mehrwert oder Ersparnis bringt. Sie wollen Identität zum integralen Bestandteil ihrer Prozesse machen. Nur dann können auch digitale Services funktionieren.
Eine sichere Identität in der digitalen Welt ist nicht alles, aber ohne diese ist alles nichts! Es fängt zwar immer mit der Authentifizierung an, doch der Mehrwert, den eine Identitätslösung hinsichtlich Prozessintegration bringen muss, ist entscheidend. Daran arbeiten wir mit unseren Partnern und Kunden. Wir achten darauf, dass sich unsere Lösungen vollständig in die Prozess- und IT-Landschaften integrieren lassen und dass sie nicht nur für einzelne Services funktionieren, sondern auch weitere Möglichkeiten bieten.
Wenn wir beispielsweise einer Bank das sichere Login ihrer Kunden in das Online-Banking-System ermöglichen, können Sie mit der gleichen Technik ihren Kunden auch die Identifizierung im Call Center bieten oder sichere Kommunikation zwischen der Bank und ihren Endkunden und mit Partnern. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern schafft auch neue Geschäftsmöglichkeiten für unsere Partner und Kunden.
Ein Diebstahl von Unternehmensdaten ist für die Befragten mit Abstand das größte mobile Sicherheitsrisiko.
Fast 60 Prozent halten das Risiko, das von mobilen Apps hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit ausgeht, für „eher gering“ oder „gering“.
Ein Fünftel der für den Zugriff auf Unternehmensdaten eingesetzten Mobilgeräte unterliegt nicht der Kontrolle der IT-Abteilung.
Fast die Hälfte der Befragten berichtet von bereits bestehenden oder geplanten externen Zugriffsrechten auf die Infrastruktur oder bestimmte Prozesse.
Welche Rolle spielt Kobil im Markt für mobile Security? Man hat Sie im Bereich Chipkarten, Kartenleser, Trustcenter oder One-Time-Passwort auf der Rechnung, aber was hat Kobil im Bereich mobiler Security zu bieten?
Ismet Koyun: Durch Chipkartenlesegeräte sind wir bekannt geworden. Aber wir haben aber schon immer Software rundum die sichere Identität entwickelt - sei es Crypto-Middleware für das sichere Login am Windows-Arbeitsplatz oder hochkomplexe Infrastruktur-Lösungen für den Betrieb eines Trustcenters wie wir sie für die Bundesnetzagentur bereitstellen. Diese Lösungen sieht man nicht sofort, weil sie im Hintergrund arbeiten.
Seit über fünf Jahren treiben wir die Transformation dieser Sicherheitsinfrastruktur bei gleichbleibendem Sicherheitsniveau in Richtung mobile Welt voran und vertreiben entsprechende Produkte. Mit unseren nun mehr als 25 Jahren Erfahrung bringen wir hier ein Know-how mit, das in Deutschland und auch Europa einzigartig ist.
Zum Beispiel haben wir bereits vor mehr als 15 Jahren, lange vor Smartphone und Tablets, den ersten mobilen Arbeitsplatz entwickelt. Das Produkt hieß "mIdentity" und war ein USB-Stick, den der Nutzer immer bei sich tragen konnte. Die Identität für den Zugriff wurde in Form einer Smart Card im Device mitgeführt. Es war damals mit Abstand der modernste und probabelste Weg, von unterwegs mobil auf sensible Unternehmensdaten zuzugreifen. Unsere Kunden haben die Einfachheit und die hohe Sicherheit geliebt.