Die meisten Erfolgsgeschichten fangen ungefähr so an: Zwei Studenten tun sich zusammen und suchen nach einer genialen Idee, die sie berühmt und vor allem natürlich reich macht. Bei Hartmut Hellweg und Hermann Greif war es wohl ähnlich: Sie gründeten vor mehr als 20 Jahren die Audio Impex GmbH, handelten zunächst mit der sogenannten "braunen Ware". Das hat so gut funktioniert, dass sie schon bald in die EDV-Branche einstiegen.
Aus Audio Impex wurde Peacock
Die bisherige Audio Impex wurde in die berühmte Peacock AG umfirmiert. Gleichzeitig wurde eine neue Audio Impex ins Leben gerufen, die als Dienstleister fungierte und Kassensysteme sowie spezielle Rechner hergestellt hat. "Zu 90 Prozent wurde aber für die Peacock gearbeitet", sagt der heutige Geschäftsführer Reinhold Müller. Er war insgesamt zehn Jahre lang mit von der Partie. Gern erinnert er sich an die Anfänge der Zusammenarbeit mit den Peacock-Gründern zurück: "Ich war vorher 17 Jahre lang in der Autoindustrie tätig, war bei VAG, als ich die beiden kennen lernte", sagt Müller und grinst: "Ich habe Peacock Autos verkauft."
Offenbar waren Hellweg und Greif von seinen vertrieblichen Qualitäten schwer beeindruckt: "Sie haben mich abgeworben." Müller sträubte sich zunächst ein wenig: "Ich hatte ja keine Ahnung von PCs, wusste nicht mal, was eine Festplatte ist. Und ehrlich gesagt: es hat mich auch nicht sonderlich interessiert." Doch steter Tropfen höhlt den Stein und Müller hatte eines Tages als Vertriebsleiter Distribution und Systeme bei Pea-cock die Umsatzverantwortung für etwa eine Milliarde Mark inne. Der Audio Impex-Chef denkt gerne an damals: "Da lief es im Betrieb irgendwie familiär und freundschaftlich ab." Mit dem Verkauf der Peacock AG an die Metro-Gruppe brach die "Familie" vor rund drei Jahren auseinander, die Führungsköpfe wurden sofort ausgetauscht: "Das ist so üblich und ich kann es auch verstehen. Sie konnten doch nicht die Peacock-Philosophie im Unternehmen belassen". Greif und Hellweg verließen gleich das Unternehmen, bekamen zudem ein Wettbewerbsverbot als Auflage. Müller: "Das griff, soweit ich weiß, noch bis Juni 2000. Die konnten nicht einfach wieder etwas eigenes auf die Beine stellen". Reinhold Müller bleibt dem Unternehmen noch vier Monate erhalten: "Ich hatte ja die Kontakte, ein Vertrauensverhältnis zu den Kunden. Das hat man noch genutzt." Nachdem er Peacock verlassen musste, hat er im August 1998 die Audio Impex gekauft. Greif und Hellweg hätten nie Interesse gehabt, wieder aktiv einzusteigen, sagt Müller: "Die leben! Und zwar sehr, sehr gut." Die Freundschaft sei natürlich geblieben: "Wir spielen Tennis, fahren zusammen in Urlaub."
Schwieriger Neustart im Sommer 1998
Für ihn sei der Neuanfang schwierig gewesen: "Wir haben praktisch bei Null angefangen, mussten erst neue Produkte, einen neuen Vertriebskanal und einen neuen Kundenstamm aufbauen", so Müller. Heute hat der Paderborner EDV-Großhandel 20 Mitarbeiter, plant in diesem Jahr einen Umsatz von 25 Millionen Mark.
Die Audio Impex GmbH verkauft PC-Lösungen Marke Eigenbau, vom Office-Rechner bis zur hochwertigen Server-Lösung ist alles dabei. Außerdem hat das Unternehmen Notebooks, Monitore und Komponenten im Leistungsspektrum. Auf den Komponenten liege aber nicht der Fokus seiner Firma, betont Müller, die Auswahl sei beschränkt: "Wir verkaufen nur die, die wir selber in unsere Systemen einbauen".
Etwa 350 Kunden kaufen bei Audio Impex ein, etwa 80 Händler drei bis vier Mal die Woche. Von dieser Partnersorte hätte Müller gerne um die 150. Vor allem die kleinen und mittleren Systemhäuser haben es ihm angetan: "Die Großen sollen ruhig weiterhin Peacock und Maxdata bedienen." Man habe gar nicht den Ehrgeiz große Dimensionen zu erreichen: "Alle sagen doch: bei uns ist der Kunde König. Aber es gibt einen Unterschied zwischen uns und den anderen: Wir haben noch die Größe, das auch zu leben", gibt sich Müller selbstbewusst. Rund 1.000 Rechnersysteme und etwa zehn Server baut Audio Impex nach seinen Angaben derzeit pro Woche. 60 bis 70 Prozent davon seien Build-to-Order-Systeme: "Die machen wir garantiert innerhalb von fünf Arbeitstagen fertig. Bei den Großen sind Sie auch als Top-Kunde mit sieben bis zehn Tagen dabei." Der Laden läuft, sagt der Geschäftsführer: "Wir sind vor allem in Schulen, Unis, kleineren und mittleren Handwerksbetrieben mit unseren Systemen gut vertreten." Müller hat den totalen Überblick, mischt auch heute noch im Vertrieb kräftig mit: "100-prozentige Geschäftsführung - das wäre nichts für mich. Dafür macht mir der Vertrieb viel zu viel Spaß."
Preiswert, aber nicht billig
Auch in puncto Eigen-Marketing ist er ein Profi: So betont er, dass man preislich unter den Konkurrenzprodukten liege, "weil wir keinen so großen Kopf zu füttern haben". In seine Systeme komme ihm nur Markenware, drei Jahre Ga-rantie und Vor-Ort-Service gibt es obendrauf. Die Hotline ist selbstverständlich kostenlos.
Auf engen Kontakt zu den Partnern legt der neue Chef viel Wert: "Wir kennen unsere Kunden noch persönlich und beim Namen. Selbst wenn einer aus Versehen in der Buchhaltung landet, gehen dort die Alarmlämpchen an", freut sich der Manager. Außerdem hat sich Müller Konsequenz auf die Fahne geschrieben: "Unsere Rechner werden Sie niemals im Retail-Kanal finden, das gebe ich jedem Händler schriftlich. Retail und Endkundengeschäft lassen wir links liegen". Müller weiß, warum ihm die Partner vertrauen: "Man muss das alles nicht nur kommunizieren, man muss es auch leben." (mf)
www.audio-impex.de