Eine neue Wende hat der Kartellstreit zwischen der EU und Microsoft genommen. Der Softwareriese will nun den Programmcode seines Windows Server-Betriebssystems (Windows NT Server 4.0, Windows 2000 Server Standard Edition und Windows Server 2003 Standard Edition) lizenzieren. Damit kommt Microsoft den Forderungen der EU-Kommission nach.
Mit der Öffnung des Quellcodes wären andere Software-Firmen endlich in der Lage, Einblick in den grundlegenden Aufbau und die Funktionsweise des Betriebssystems zu nehmen und damit ihre Produkte besser an Windows anzupassen. Bis dato hatte Microsoft dies mit Verweis auf die Wettbewerbssituation verweigert.
Microsofts Justitiar Brad Smith sprach von einem "mutigen Schritt". "Heute legen wir unser wertvollstes intellektuelles Vermögen auf den Tisch", erklärte der Vize-Präsident. Aber er sagte auch, dass Firmen für die Lizenzierung des Programmcodes bezahlen müssten. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass der Quellcode nicht verbreitet werden - ein Vorhaben, das schwierig werden dürfte.
Microsoft erklärte, es habe gerade damit begonnen, in Amerika und in Europa die Einzelheiten der Lizenzpolitik vorzustellen. Es sei überzeugt, dass es mit diesem Schritt alle Einwände der EU-Kommission gegenstandslos mache. Trotzdem werde es die neue Frist, die die EU-Kommission bis 15. Februar eingeräumt hat, nutzen, um die Vorwürfe der Kommission zu widerlegen.
Die EU-Kommission hatte den Softwareriesen Ende Dezember gedroht, er müsse rückwirkend zum 15. Dezember täglich eine Strafe von zwei Millionen Dollar zahlen, wenn er nicht endlich der im März 2004 verhängten Auflage nachkomme, den Windows-Programmcode auch Konkurrenten zugänglich zu machen. Microsoft hat gegen den Beschluss beim EU-Gericht erster Instanz geklagt. Frühestens vom 24. bis 28. April wird die Anhörung stattfinden. (wl)