EU findet Microsofts Quellcode-Angebot "unzureichend"

30.01.2006
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes ist offensichtlich überrascht von Microsofts Angebot, Teile des Windows-Quellcodes offen zu legen. In einem Interview

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes ist offensichtlich überrascht von Microsofts Angebot, Teile des Windows-Quellcodes offen zu legen. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Kroes, ihre Behörde prüfe, ob der Vorschlag die Auseinandersetzung mit dem Softwareriesen beenden könne. Dass sie Microsofts Überzeugung , mit der jüngsten Ankündigung, den Windows Server-Code zu veröffentliche, sei das Verfahren wegen Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung einem Ende nahe, nicht teilt, lies sie deutlich anklingen: "Gelinde ausgedrückt, ist der Quellcode keine wirkliche Dokumentation von irgendetwas. Es geht darum, dass die Programmierer anderer Unternehmen präzise Informationen und Erklärungen benötigen, um ihre Produkt-Codes an die Microsoft-Protokolle anzupassen", sagte Kroes.

Mittlerweile berichtet das "Wall Street Journal" (WSJ), aufgrund der ihm zugänglich gemachten vertraulichen Dokumente der EU-Kommission müsse Microsoft damit rechnen, dass die Kommission mit der 12.000 Seiten umfassenden Quellcode-Dokumentation nicht zufrieden sei, so dass der Softwareriese ab 15. Februar täglich zwei Millionen Euro Strafe zahlen müsste.

Laut dem WSJ bezeichnete Neil Barrett, der von beiden Seiten als Experte eingesetzt worden ist, die Dokumentation als "unbrauchbar". Konkurrenten wie IBM, Oracle, Sun oder Novell wüssten nicht, was sie mit den Seiten anfangen sollten. Von der EU bestellte Programmierer hätten es nach 42 Stunden Arbeit aufgegeben, einen neuen Benutzer an die Server-Software anzubinden. Im übrigen enthalte die Dokumentation weder Index noch Definitionen und Fehlerbeschreibungen, die Nicht-Microsoftlern irgend etwas sagen könnten.

Horacio Gutierrez, Microsoft-Justiziar in Europa, erwiderte, offensichtlich habe Barrett die neue Dokumentation noch nicht studiert. Zu den Aussagen der Software-Konkurrenten merkte er sarkastisch an, diese seien allein getan worden, um Lizenzgebühren zu vermeiden. (wl)

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