Collaboration-Programme im Test

Es muss nicht immer Exchange sein

26.11.2014
Von Andrej Radonic

Zimbra

Die Softwareschmiede Zimbra, die zwischenzeitlich mehrfach den Besitzer gewechselt hat und von VMware über Telligent zu Synacor gewandert ist, machte bereits vor Jahren durch die gelungene Nachbildung von Outlook in einer Ajax-Web-Oberfläche von sich reden und war damit einer der Ajax-Pioniere. Mit selbst vermeldeten 100 Mio. Mailboxen gehört der Groupware-Hersteller zu den großen Anbietern. Da der "Zimbra Collaboration Server" (ZCS) aus dem Open-Source-Lager kommt, gibt es von ihm eine quelloffene Community-Edition zum Download. Die Zimbra Open Source Edition ist kostenfrei, aber auch funktionsreduziert. So erhalten volle MAPI-Unterstützung mit dem "Zimbra Outlook Connector" sowie weitere Features wie etwa Unified Communications nur die Käufer der kommerziellen Zimbra Network Edition.

Die Zimbra Web-GUI ist übersichtlich und intuitiv bedienbar.
Die Zimbra Web-GUI ist übersichtlich und intuitiv bedienbar.
Foto: Andrej Radonic

Die zentralen Server-Komponenten sind in Java realisiert. Das Dateisystem des Linux-Servers dient dabei der Mail-Speicherung (je Message eine Datei), wobei eine eingebettete MySQL-Datenbank für die Verwaltung der anfallenden Metadaten sorgt. Als weitere Open-Source-Pakete kommen unter anderem Jetty und Postfix als MTA zum Einsatz. Das Ganze ist als Komplettsystem gebündelt, so dass der Administrator sich bei Installation und Administration im Regelfall nicht um die einzelnen Programme kümmern muss.

ZCS läuft unter Red Hat und Suse Enterprise Linux sowie unter Debian, Fedora, Mandriva und Ubuntu. Zudem ist es als vSphere VM-Appliance verfügbar.

Zimbras Web-Oberfläche sucht nach wie vor Ihresgleichen: Sehr übersichtlich, bis ins Detail durchdacht und das volle Potenzial von Ajax nutzend, lässt sie den Benutzer schnell vergessen, dass er keine Desktop-Applikation vor sich hat. Gleichzeitig transportiert sie einen großen Funktionsumfang und vernetzt weitläufig die einzelnen Programmkomponenten miteinander, so dass die Summe der Anwendungsmöglichkeiten weit mehr als eine bloße Groupware bietet. Als eine der wenigen Lösungen liefert Zimbra auch eine ausgereifte und gut funktionierende Suchfunktion.

Dabei werden praktisch alle heute gängigen Clients unterstützt: Neben der gut gelungenen Outlook-Anbindung greifen Smartphones und Tablets auf eine responsive Web-Oberfläche zu. Der "Zimbra Desktop" bietet eine alternative Möglichkeit für Linux-, Mac- und Windows-Desktops, Zimbra und andere Mail-Portale zu nutzen. Darüber hinaus steht den kommerziellen Usern auch ActiveSync zum Abgleich von Daten aus dem Zimbra-Portal mit entsprechenden Endgeräten zur Verfügung.

Zimbra auf dem iPhone.
Zimbra auf dem iPhone.

Dem OpenSource-Gedanken folgend, verfügt das Zimbra-System über diverse offene Schnittstellen. Eine Besonderheit stellen die Zimlets dar: Kleine Applikationen, die als Plug-in installiert werden und sowohl Usern als auch Administratoren zusätzliche Funktionen bereitstellen, zum Beispiele eine WebEx-Anbindung oder Social Media Integration.

Seit Version 8 ist es möglich, Unified Communications Lösungen diverser Anbieter wie Cisco und Mitel zu integrieren, darunter Funktionen für Click-to-Call, Instant Messaging sowie Voicemail. Eine offene API kann dabei für weitere Anbindungen genutzt werden.

Architektur und Funktionsumfang machen Zimbra zu einem eher komplexen System mit recht hohen Hardwareanforderungen, das jedoch aufgrund der Kapselung aller Dienste sowie des hervorragenden Administrator-GUI trotzdem gut zu verwalten ist. Eine Archivierungslösung ist (aufpreispflichtig) verfügbar, voll integriert bietet sie auch Volltextsuche und Outlook-PST-Dateiimport.

Zimbra - Pro und Contra

+ Gute Outlook-Integration,

+ großer Funktionsumfang,

+ hervorragende Web-Oberfläche; spezielle iPhone-Oberfläche,

+ native Unterstützung für viele mobile Geräte,

+ offene Schnittstellen, gute Erweiterbarkeit,

+ gelungene Administration.

- Relativ hoher Ressourcenbedarf.

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