Blade-Server, vor zehn Jahren in den Markt gebracht, werden nach wie vor für unterschiedliche Einsätze vorgeschlagen. IDC-Analyst Thomas Meyer* zeigt im Interview mit ChannelPartner auf, in welchen Märkten Blades auf jeden Fall in Frage kommen.
CP: Der Blades-Markt hat im vergangenen Jahr genauso gelitten wie der Servermarkt insgesamt. Doch jetzt bahnt sich eine Erholung an.
Thomas Meyer: Im letzten Jahr waren Blades von der deutlichen allgemeinen Investitionszurückhaltung betroffen. Doch unsere Zahlen zum ersten Quartal 2010 zeigen, dass der Markt für Blades wieder anzieht. Man darf sich zwar keine großen Sprünge erwarten, doch das Plus von 14 Prozent gegenüber 2009 zeigt, die Nachfrage ist wieder da. Im letzten Jahr wurden in Deutschland rund 46.000 Blades verkauft, im Jahr zuvor aber 55.000. IDC geht davon aus, dass in diesem Jahr ähnlich viele Blades verkauft werden wie im Jahr 2008.
CP: Blades müssen im Servermarkt eine Reihe von Rollen spielen: Sie sollen als Rack-Ersatz taugen, sie sollen maßgeblich zur Serverkonsolidierung beitragen, sie sollen als Lösung, also als Kombination aus Hardware und Applikation, zum Zug kommen und schließlich sollen sie als Stapelserver für Virtualisierungszwecke taugen. Trotzdem entfällt auf Blades derzeit nur ein Marktanteil von 15 Prozent. Steht Blades die Zukunft noch bevor?
Meyer: Seit ihrem Markteintritt vor rund zehn Jahren sind Blades mit vielerlei Szenarien konfrontiert worden. Ob das zur geglückten Positionierung beigetragen hat, ist umstritten. Tatsache ist jedoch, dass Blades ein paar Plätze gefunden haben, wo sie kaum mehr wegzudenken sind. Beispiel Appliances: Hier spielen Blades eine größere Rolle. Vor allem innovative Unternehmen setzen auf die Kombination aus Blades und standardisierten Applikationen. Mit dem Ergebnis einer größeren Flexibilität und guter Integration.
Weitere Szenarien sind sogenannte "Datencenter in der Box" für kleinere Unternehmen, wo Blades die Rolle effizienter Applikationsserver mit überschaubarem und einheitlichem Management übernehmen. Des Weiteren eignen sich Blades überall dort sehr gut, wo Unternehmen effiziente Lösungen für wichtige Applikationen suchen. Zum Beispiel Kommunikation: Es bietet sich an, den Mailverkehr auf einer Box sprich einem Blade-Server vorzuhalten.
CP: Trotzdem werden Blades von vielen IT-Verantwortlichen skeptisch betrachtet. Im Gegensatz zu sogenannten Standard-Servern sind sie nicht kompatibel, sondern proprietär. Das bedeutet, Unternehmen müssen in Trainings investieren und sie müssen das Management der Blades als eigene Disziplin betrachten.
Meyer: Blades sind proprietär. Das werden sie voraussichtlich auch in Zukunft sein. Denn solange Hersteller keinen Vorteil darin sehen, kompatible Blades anzubieten, werden sie weiterhin ihre eigenen Blades anbieten.
Für Unternehmen bedeutet deshalb die Entscheidung für solche Server, gerade wenn sie eine heterogene IT haben, also zum Beispiel x86-Server neben Unix- oder Itanium-Server einsetzen, eine Architekturentscheidung. Mit allem, was darauf folgt - also Skill-Aufbau, eine klare interne Roadmap bezüglich Applikationen und deren mittelfristige Verfügbarkeit. Es müssen aber auch Vorhaben wie beispielsweise Outsourcing und Managed Services berücksichtigt werden, ebenso die Abwägung Flexibilität und Integration , und auch, auf welche Architekturen muss ich unter Umständen verzichten.