HP-Druckerchefin Jaimi Cyrus

"Es gab viele Turbulenzen um HP"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Amerikanerin oder Europäerin? Jaimi Cyrus ordnet sich dazwischen ein.
Amerikanerin oder Europäerin? Jaimi Cyrus ordnet sich dazwischen ein.

Kommen wir zu den generellen HP-Themen: Welchen Herausforderungen wird sich HP in absehbarer Zeit stellen müssen?

Cyrus: Für den Gesamtkonzern gesehen, ist es die erste Herausforderung, wieder Stabilität herzustellen. In den letzten Wochen unter Führung von Meg Whitman hat das oberste Priorität. Und ich bin mir sicher, dass wir es relativ schnell schaffen.


Die Unsicherheiten waren ja stark von der PC-Sparte PSG getrieben. In wie fern hat IPG darunter gelitten?

Cyrus: Wir haben nicht gelitten. Natürlich wurden wir gefragt, was HP vorhat und ob es auch Diskussionen über eine Veränderung bei der Druckerorganisation gibt. Aber aufgrund unserer guten Beziehungen zu unseren Partnern konnten wir diese Missverständnisse rasch ausräumen. Unsere Kunden halten uns die Treue. Und wir haben eine klare Botschaft: Die IPG Strategie ist langfristig angelegt und ändert sich nicht.

Von Händler und Distributoren wird bei HP immer wieder bemängelt, dass es Probleme im Workflow und in der Verfügbarkeit gibt, sowohl bei der Hardware, als auch bei Supplies und Ersatzteilen. Mitarbeiter führen das auf europäische und weltweite Strukturen zurück. Kann es sein, dass ein so großer Konzern einfach auch unflexibel ist?

Cyrus: Die Verfügbarkeit ist generell gut. Es gibt aber eine momentane Knappheit bei Farb-All-In-Ones weil das Marktwachstum unerwartet groß ist und wir nicht exakt die Stückzahlen liefern können, die wir bräuchten. Das Thema Unflexibilität ist ein anderes und es ist sicher so, dass ein großes Unternehmen wie HP mehr Prozesse braucht, um seine Geschäft zu managen. Wir versuchen aber immer wieder erneut, diese kundennah und flexibel zu gestalten.

Laut Informationen aus der Distribution liegt die eine oder andere Lieferschwierigkeit auch daran, dass es HP die Produkte zwar gibt, man aber nicht weiß, wo sie sind. Plötzlich tauchen Produkte dann doch unverhofft auf, aber im schlechtesten Fall hat der Händler oder Kunde bereit umgeplant. Die Händler wünschen sich hier mehr Verlässlichkeit.

Cyrus: Es ist immer gut, solche Rückmeldungen zu hören. Ich möchte es trotzdem etwas anders darstellen. Diese Beschreibung zeigt eher unsere Flexibilität. Wir versuchen wirklich alles, wenn die Nachfrage da ist. Das können wir nicht immer auf Knopfdruck machen, aber es kann schon sein, dass wir in einer anderen Region Ware finden, die wir dann hierzulande dem Markt zur Verfügung stellen.

Wie können Sie in Deutschland etwas unabhängiger von internationalen Strukturen werden, die Sie hierzulande manchmal etwas ausbremsen?

Cyrus: Wir sind eine internationale Firma und arbeiten weltweit eng vernetzt zusammen. Meine Aufgabe ist es, hier in Deutschland die Bedürfnisse unserer Kunden und Partner zu verstehen und entsprechend in unsere Planungen einfließen zu lassen. Dazu gehört auch, die Nachfrage richtig einzuschätzen. Dabei sind wir übrigens auch auf die Hilfe unserer Partner angewiesen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelhafte Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

Cyrus: Da hatten wir eine ziemlich lange Durststrecke, das stimmt. Aber das ist nicht mehr der Fall. Wir haben das Problem gelöst. Es hat allerdings etwas länger gedauert. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Natürlich hängt auch dieses Problem damit zusammen, wie die Nachfrage eingeschätzt wird. Wenn es dann wirklich ein Problem gibt, bei dem man über eine längere Zeit hinweg mit falschen Planungszahlen gearbeitet hat, braucht man sehr lange, um die Produktion hochzufahren.

In einer Umfrage vom Beratungsunternehmen Peakom in Zusammenarbeit mit ChannelPartner haben wir Händler zu ihren Erfahrungen mit Partnerprogrammen befragt. HP hat mehr negative als positive Nennungen bekommen. Allgemein wurde an Partnerprogrammen bemängelt, dass sie zu komplex und unflexibel sind. Muss man Partnerprogramme nicht einfacher gestalten?

Cyrus: Auf jeden Fall. Auch in meiner vorherigen Position war es eines meiner wichtigsten Ziele, zu schauen, wo man Programme vereinfachen kann. Aber es gibt auch Gründe, warum man eine gewisse Komplexität braucht, beispielsweise aus Compliance-Erwägungen. Ich weiß, dass das immer ein Kritikpunkt ist, aber es ist wichtig, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Wir wollen diese Sicherheit für unsere Partner und unsere Kunden haben. Das erfordert eine gewisse Komplexität,die wir nicht abschaffen können. Ein weiterer Punkt ist, dass wir noch genügend Flexibilität bewahren, um Partner auch für ihren besonderen Einsatz belohnen zu können. Es ist nicht ganz einfach, hier die richtige Balance zu finden. (awe)

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