Alles ist sorgfältig verlegt und angeschlossen, dennoch streikt das Netz - eine Applikation funktioniert nicht oder die neue Multimedia-Applikation zickt herum. Wer jetzt bei der Fehlersuche falsch vorgeht, verschlimmbessert womöglich das Problem.
Hier hat D-Link-Senior Consultant Christoph Becker einen Ratschlag parat, der auf den ersten Blick ungewohnt und fast schon paradox klingt: Egal, ob Heimnetz oder Corporate Network, bei der Fehlersuche sollte der User auf der untersten Schicht des OSI-Layers, also im Zweifelsfall mit der Netzebene 1 beginnen und sich dann nach oben arbeiten. Ungläubig halten wir ihm entgegen, dass wir genau andersherum vorgehen würden, denn auf den oberen komplexeren Netzschichten gäbe es ja vielmehr Fehlerquellen.
Eine Argumentation, die Becker im Prinzip teilt, gleichzeitig hält er uns aber entgegen: "Und was haben Sie davon, wenn Sie auf den oberen Ebenen den Fehler suchen, in Wirklichkeit aber ein Kabel einen Ermüdungsbruch hat? Sie haben die doppelte Arbeit, weil sie sich oft mit der Fehlersuche auf der falschen OSI-Ebene auch noch ihre Netzeinstellungen zerschossen haben." Er empfiehlt deshalb, sich bei der Suche unbedingt von der untersten OSI-Ebene nach oben vorzuarbeiten und so Fehlerquellen auszuschließen.
- Problemfelder im LAN
Wenn das LAN verrückt spielt, kann das mehrere Gründe haben. - Verbindungsfragen
Als erstes sollten bei LAN-Problemen die Kabel überprüft werden, selbst optisch einwandfreie Kabel können defekt sein. - In der Dauerschleife
Falsch installierte Switches könne für eine Loop sorgen, der Broadcast-Stürme hervorruft. Dieser zusätzliche Verkehr kann das Netz massiv beeinflußen. - Unerlaubte IP-Adressen
Ein weitere beliebte Fehlerquellen sind doppelte oder falsche IP-Adressen. Bei modernen Switchen lassen sich diese Übeltäter auf Port-Ebene aussperren. - Zu viele DHCP-Server
Heimlich installierte DHCP-Server finden Sie mit einem Server-Screening. Da das mehrfache Vorhandensein von DHCP-Servern den Netzbetrieb beeinträchtigt, sollten Sie die Störenfriede aussperren. - Fehlerfalle Spanniung Tree
Das Vermeiden von doppelten Strecke und Gewährleistung der Redundanz – diese Vorteile sprechen für ein Netz mit Spanning Tree. Wer jedoch nicht aufpasst handelt sich mehr Probleme ein. - Performance-Booster Trunk
Mit paralellen Leitungen (Trunk) läßt sich die Übertragungsleistung verdoppeln. - Tuning statt Upgrade
Mit Hilfe des Trunking lässt sich häufig ein kostspieliges Upgrade auf 10 Gbit/s Ethernet vermeiden, denn im Trunk können bis zu acht Gigabit-Verbindungen zusammengeschaltet werden.
Fehler: Tückische Ethernet-Kabel
Der erste Blick sollte dabei den verwendeten Kabelverbindungen gelten, wie wir aus leidvoller Erfahrung selbst wissen. So brachte uns einmal ein NAS-Test fast zu Verzweifelung: Mit Fast Ethernet erzielten wir Messergebnisse, die im Rahmen des zu erwartenden waren. Schlossen wir dagegen ein Gigabit-Ethernet-Device an, brachen die Leistungen drastisch ein. Eine zeitraubende Überprüfung der Switches, Netzkarten etc. zeigte keine Auffälligkeiten. Erst als wir das optisch unbeschädigte Cat5e-spezifizierte Kabel - das ja mit Fast Ethernet funktionierte - austauschten, war der Spuk vorbei. Da der einfache Kabelaustausch, im Heim- oder Testnetz meist noch problemlos möglich, im Enterprise-LAN nicht so einfach ist, ist die Anschaffung eines Kabeltesters dringend ratsam. Dabei sollte das Testgerät aber auch alle Übertragungsarten (vollduplex, Gigabit Ethernet etc.) beherrschen, die später im Alltag gefahren werden.
Fehler: Ethernet-Treiber
Eine andere tückische Fehlerquelle stellen die Netzwerktreiber für die Interface-Karten dar. Auch wenn es uns noch nicht selbst passiert ist, so berichten User immer wieder davon, wie die seltsamsten Netzfehler mit einem Upgrade der Ethernet-Treiber verschwanden. Wer auf den Seiten des Motherboard- oder Netzwerkkarten-Herstellers keine neueren Treiber findet, sollte die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Die Chipsatz-Hersteller der Netz-Interfaces offerieren meist aktuelle generische Treiberversionen. Bei Windows-Systemen finden sie den Chipsatzhersteller in der Regel im "Gerätemanager" unter "Netzwerkadapter".
Fehler: Jumbo-Frames
Eine weitere, oft übersehene Performance-Bremse sind die so genannten Jumbo-Frames, also überlange Ethernet-Pakete. In Gigabit-Ethernet-Umgebungen sollen sie - zumindest in der Theorie - die Performance bei der Übertragung großer Dateien oder Multimedia-Files deutlich steigern. In der Praxis erlebten wir allerdings das Gegenteil: Deutliche Leistungseinbußen. Die eigentlich clevere Idee der Jumbo-Frames hat nämlich einen Haken: Alle Devices im Netz müssen diese Transferart unterstützen. Erschwerend kommt hinzu, dass dieses Verfahren nicht standardisiert ist, womit in heterogenen Umgebungen Probleme fast programmiert sind. Unser Ratschlag lautet deshalb: Deaktivieren Sie die Jumbo-Frames bis Sie die reibungslose Netzkommunikation in allen Betriebszuständen garantieren können. Danach können Sie mit diesem Performance-Booster experimentieren.