Die an Dynamik, überraschenden Wendungen, Auf- und Absteigern nicht eben arme Computerbranche ist diesem Ruf im vergangenen Jahr mehr als gerecht geworden. Nur zwei "Highlights": Die deutsche Groß-Distributorenriege ist nun endgültig fest in amerikanischer Hand, und Fachhändler wie PC-Ketten mußten hilflos mitansehen, wie die Kunden scharenweise zu Elektromärkten oder gar Aldi, Lidl & Co. abwanderten. Unterm Weihnachtsbaum bleibt nicht viel Zeit zum Durchatmen und Zurückblicken. Wir helfen Ihnen dabei...
Januar
Gleich zu Jahresbeginn hängt bei PC-Spezialist der Haussegen schief. Franchiser werfen das Handtuch oder gehen pleite. Nach ComputerPartner vorliegenden Informationen sind 30 Prozent des Gruppenumsatzes weggebrochen. Der Vorwurf: Bestehende Verträge werden zu Lasten der Franchiser interpretiert, das Tagesgeschäft wird vernachlässigt. Geschäftsführer Thomas Kruse sieht hingegen Verschwörer am Werk, die seine Einkaufsgemeinschaft kaputtmachen wollen.
Nur zwei Monate dauert das Gastspiel von IBM-PC-Chef Jürgen Renz als persönlicher Assistent von Big Boss Louis Gerstner in den USA. Mitte Mai taucht der Schwabe als geschäftsführender Gesellschafter beim IBM-Vertriebspartner SDV Informationssysteme GmbH in Krefeld wieder auf. Renz' Nachfolger auf dem Stuttgarter Posten ist Christian Hildebrandt.
Ebenfalls zum Jahresbeginn ist in den Chefetagen heftigeres Stühlerücken als normal zu hören: Klaus Lutz und Roland Rakebrand werden neue Vorstände bei Peacock. Lutz war bis dato Geschäftsführer bei Macrotron, Rakebrand Vertriebsleiter bei Peacock. Neuer Vertriebsleiter Außendienst bei Computer 2000 Deutschland wird ab Mitte Januar Werner Hollik. Der ehemalige Metrologie-Geschäftsführer löst Karl Heinz Lorenz ab.
Neuer Olivetti-Geschäftsführer und Nachfolger von Roland Netter ist Hermann Anzenberger. Er kommt von Digital, wo er als Vertriebsleiter für den Bereich Geschäftspartner verantwortlich war.
Der Hamburger Otto-Versand übernimmt die Anteile der Actebis-Gründer Ulrich Puhrsch und Norbert Wrede und hält nun 97,5 Prozent des Kapitals des Distributors.
Compaq übernimmt die kriselnde Digital Equipment. Mit diesem Paukenschlag zum Preis von 9,6 Milliarden Dollar katapultiert sich der ehemalige Kistenschieber endgültig ins Führungstrio der größten IT-Unternehmen der Welt. Doch nicht alle sind begeistert: Die Digital-Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, den Compaq-Kanal graust es nun noch stärker vorm Direktvertrieb.
Februar
Die PC-Discount-Ketten geraten immer stärker unter Druck. In der Vobis/Maxdata/Peacock-Gruppe wird umstrukturiert. Maxdata, der es eigentlich gut geht, muß 230 Mitarbeiter in der Marler PC-Produktion entlassen, um die Vobis-Fertigung in Würselen besser auszulasten.
Jubel bei den Mac-Freunden: Apple schreibt im ersten Quartal des Geschäftsjahres 1997/98 (31.12.) erstmals seit 1995 wieder schwarze Zahlen, und zwar in Höhe von 47 Millionen Dollar. Der positive Trend wird sich in den nächsten Monaten fortsetzen - G3 und iMac sei's gedankt.
Zahlen zum Krisenstandort Deutschland: Das Wachstum des hiesigen PC-Marktes blieb 1997 mit 11,3 Prozent unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 14,5 Prozent. Anlaß zur Hoffnung geben allein die vergleichsweise investitionsfreudigen kleinen und mittleren Unternehmen.
Die leidenschaftliche Diskussion um den Meistertitel für Computerhändler ist vorerst zu Ende. Der Bundestag verabschiedet eine Novelle der Handwerksordnung ohne die EDV-Betriebe.
Nach den Übernahmen des Vorjahres machen sich die deutschen Distributoren ans Aufräumen: CHS, die mit dem Kauf von Merisel, Frank & Walter und Karma am meisten Aufsehen erregte, verpaßt sich eine Holding. Macrotron, die unter das Dach von Tech Data geschlüpft ist, muß sich von der Börse zurückziehen. Und Joachim Prinz von Computer 2000 macht sich auf die Suche nach neuen Wachstumsmärkten. Doch schon brauen sich neue Sturmwolken über den Großhändlern zusammen: Tech Data streckt erste Fühler nach der Computer 2000 aus.
Die erste "Sage KHK Expo" macht 1.000 KHK-Händlern nochmal klar, daß die Free-licence-Zeiten endgültig vorüber sind. Unklar ist deshalb, wieviele der 1.600 Partner dem Softwarehersteller die Treue halten werden. Immerhin verspricht der neue Geschäftsführer Christoph Michel ausschließlich indirekten Vertrieb. Wütend sind die Vertriebspartner trotzdem. Viele drohen in den nächsten Monaten mit Klagen oder laufen zu Konkurrenten wie Lexware über.
Gleich vier Fachhändlervereinigungen hat Microteam-Chef Frank Garrelts über die Jahre ins Leben gerufen. Da muß eine Dachorganisation her: Gegründet wird die Akcent Computerpartner Deutschland AG. Der Börsengang wird für das Jahr 2000 anvisiert.
März
Es knirscht im Gefüge von Cabletron: Nach der Übernahme der Netzwerkabteilung von Digital finden die beiden Unternehmen nur schwer zueinander. Es herrscht heftiges Postengerangel. Leidtragende sind die Digital-Vertriebspartner, die nicht wissen, wie das Morgen aussieht.
Wie erwartet stellt Apple die Produktion der Newton-Produkte ein. Ein Nachfolger auf Basis des neuen Mac-OS wird angekündigt.
Ralph Schraven (Foto), Marketingleiter PC bei Toshiba, scheidet nach zehn Jahren Betriebszugehörigkeit aus dem Unternehmen aus. Nachfolger wird im Sommer Oliver Jockenhövel aus dem gleichen Haus. Nur zwei Jahre dauerte das Gastspiel von Frank Wuschech als Chef der Drucker-Abteilung von IBM. Sein Nachfolger Dieter Weißhaar will dafür sorgen, daß Big Blue beim Printer-Geschäft endlich wieder einen Fuß auf die Beine bekommt.
Metrologie-Geschäftsführer Stefan Kaczmarek drängt die französischen Eigner im ComputerPartner-Interview auf eine schnelle Entscheidung: Werde der Distributor nicht schnell verkauft, müsse das Unternehmen
"in Schönheit sterben".
Zähneknirschen beim Vorstandsvorsitzenden Gert Hügler: Die Vobis-Gruppe meldet für 1997 einen Gewinneinbruch von 20 Prozent und im Stammgeschäft einen Verlust von 17,5 Millionen Mark.
Nach harten Zeiten will Datenbankentwickler Informix wieder auf die Beine kommen. Das neue Management unter der Führung Deutschland-Geschäftsführerin Barbara Stanley will sich wieder auf das konzentrieren, was es am besten kann: Lösungen für den High-end-Bereich.
Die Chipgiganten streiten sich immer heftiger um den Billig-PC-Markt. Nach AMD und Cyrix überschlägt sich nun auch Intel mit Ankündigungen abgespeckter Billig-Varianten des technisch Möglichen.
Die deutschen Mittelständler zeigen sich unwillig, auf breiter Front in die von den Anbietern bejubelte Intranet- und Extranet-Technologie zu investieren - laut Marktforscher Meta Group. Nur sechs Prozent haben bereits ein Extranet, magere 14 Prozent planen eins in den nächsten zwei Jahren. Sehr viel höher liegen allerdings auch die Zahlen bei den Großunternehmen nicht.
Das vielleicht größte Sorgenkind der IBM, der PC-Bereich, soll endlich aus den Puschen kommen. Nach der Offensive im Consumer-Geschäft mit Vobis und Comtech geht Big Blue, wie der Rest der Branche auch, den Mittelstand und kleine Unternehmen an. 1.000 zusätzliche Business-Partner sollen dabei helfen.
Ex-Vobis-Chef Theo Lieven kann nicht von der Branche lassen: Als neuer Aufsichtsrat der Elsa AG in Aachen kann er sich einbringen. Im September wird er sich zusätzlich den gleichen Posten bei der Lintec AG gönnen.
Ada - Das Systemhaus hat die Mehrheit an der Singhammer Datentechnik übernommen. Deren geschäftsführender Gesellschafter Erich Dlask teilt sich mit Ada-Chef Arnhold August die Geschäftsleitung des in Ada - Singhammer Systemhaus GmbH umgetauften Münchner Unternehmens.
S 3 AG: Unter diesem Namen haben sich die drei Systemhäuser T.I.S. GmbH, IVM GmbH und DCS GmbH zusammengetan. Der neue Verbund will sein Geschäft mit Vertriebsinformationssystemen auch über die Grenzen Deutschlands hinaustragen.
Verstimmte Händler und Kunden im Schwäbischen: Zuerst sehen sie nur aus wie Hewlett-Packard-PC, kurz drauf sind es wirklich welche, teilweise verkauft sie der Schadt-Ableger "Computerworld für HP", teilweise Schadt selber, und das beste: Die HP-Brio-Rechner werden weit unter Händler-EK verscherbelt. Achselzucken bei den Verantwortlichen. Für die HP- und andere Händler
eine weitere unlustige Anekdote im ewigen Kanalgerangel.
Taiwan, bis dato nur als billiger OEM-Lieferant bekannt, geht verstärkt unter eigenen Labeln in die Märkte. Aktuelles Beispiel: Notebooks der Firma Smile.
Nach einer kostspieligen Bruchlandung im Consumermarkt taucht der ISDN-Anbieter Acotec GmbH wieder am Markt auf - nur zwei Wochen nach Eröffnung des Konkursverfahrens. Künftig will sich Geschäftsführer Thomas Schröter auf den Business-Markt beschränken und den Direktvertrieb bis auf Großkunden sein lassen.
Nach einem alles andere als erfolgreichen Jahr geht Samsung-Top-Manager Wolfgang Pfanner nach fünfjähriger Betriebszugehörigkeit von Bord.
Nicht nur gefälschte Software bereitet Microsoft Verdruß. In Hessen und Rheinland-Pfalz stellt die Polizei 2.500 gefälschte Mäuse sicher.
Nicht zu vergessen: Cebit. Der Frühjahrs-Pflichttermin der Branche. Produktseitig gibt es nichts zu sehen, was nicht auch vorher bekannt gewesen wäre. Die Messe platzt trotzdem aus allen Nähten. Dabeisein ist offenbar alles. Dennoch die wichtigsten "Neuheiten": DVD, Internet-Telefonie/Remote Access, Flachbildschirme, Dokumentenmanagement, Spracherkennung, Windows CE und Handhelds.
April
Nach kurzer Ruhephase läutet Tech Data die nächste Runde im Distributoren-Monopoly ein: Die Kalifornier kaufen der Viag-Tochter Klöckner & Co. ihren 80prozentigen Anteil an der Computerr 2000 ab. Wert des Deals: rund 720 Millionen Mark. Der Münchner Disti wurde schon seit geraumer Zeit als Übernahmekandidat gehandelt, nicht zuletzt auch, nachdem er sich mit seinem Ameriquest-Engagement in den USA verhebelt und so Eigentümer wie Aktionäre verärgert hatte. Die deutschen Händler sehen die Übernahme mehrheitlich gelassen. Spannend ist allein: Was wird aus Macrotron? "Nicht zusammenlegen", fordert C2000-Boß Walter von Szczytnicki.
So dürfte auch Macrotron-Vorstand Michael Kaack schon harmonischere Lenze erlebt haben. Die jährliche Hauptversammlung gerät zum Tollhaus, in dem sogar die Polizei für Ruhe sorgen muß. Die Kleinaktionäre wollen den Rückzug von der Börse und die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft nicht widerstandslos hinnehmen.
Auch für Systemhäuser gilt: Die Großen werden immer größer. Den Beweis tritt m+s mit der Übernahme der in der PC-Assemblierung starken DRV Dr. Böhmer GmbH an. Damit macht das Systemhaus jetzt insgesamt rund 700 Millionen Mark Umsatz. Als Herausforderer der Systemhaus-Elefanten macht sich die englische Computacenter bemerkbar. Bis Ende des Jahres will Geschäftsführer Rüdiger Muth bundesweit vertreten sein und 100 Millionen Mark Umsatz machen.
Elf Jahre lang waren sie praktisch eins: Intel und sein CEO Andrew Grove. Jetzt gibt der gebürtige Ungar seinen Chefposten an Craig Barrett ab.
Die Angriffslust auf den Notebook-Platzhirsch Toshiba nimmt zu: Fujitsu will in Deutschland unter die Top fünf, IBM zielt auf Platz zwei (wird es im zweiten Quartal auch schaffen), und Compaq liebäugelt mit der Spitzenposition. Allein Samsung ist nach einem Jahr im Markt der Mobilen die Luft ausgegangen.
Netscape Deutschland hat einen neuen Geschäftsführer: Der ehemalige Informix-Chef Klaus Blaschke (Foto) löst Karl Klarmann ab.
Watsch'n von oben: Epsons Europa-Chef Claude Hofstetter ist unzufrieden mit seiner deutschen GmbH. Weil die Düsseldorfer noch immer zu sehr auf das Retail-Geschäft fokussiert sind, leiden sie beträchtlich unter der Konsumflaute bei den privaten Anwendern. Hofstetter fordert in ComputerPartner mehr Initiative für den Fachhandel und die Systemhäuser.
Die Wintel-Nebelkerzen ê la Net-PC haben ihren Zweck erreicht: Der Network Computer (NC) kommt nicht aus den Startlöchern, zumal die Software noch auf sich warten läßt. Jetzt wartet der Markt auf die Windows-based terminals (WBT), mit denen Microsoft der Java-thin-client-Idee den Todesstoß versetzen will.
Nachdem Iomega und die Superdisk-Allianz unter der Führung von Imation glaubten, den Markt für preisgünstige Wechselmedien bereits unter sich aufgeteilt zu haben, springen nun Sony und Fuji mit einer 200-MB-Floppydisk auf das Format-Karussell auf. Damit wird es zunehmend schwieriger, einen definitiven 3,5-Zoll-Floppy-Nachfolger auszumachen.
Mai
Mit der Ankündigung, die PC-Fabrik von Siemens Nixdorf in Augsburg kaufen zu wollen, landet der taiwanische IT-Konzern Acer einen Überraschungscoup. Die Siemens-Rechner "made by Acer" werden unter eigenem Namen weiter vertrieben - so lautet der Plan. Damit scheint die letzte Bastion europäischer PC-Fertigung gefallen. Denn: Tulip Computers steht am Abgrund. Die Hausbank dreht den Geldhahn zu, die Fließbänder stehen still und die Gläubiger im Regen. Die im März veröffentlichten Geschäftszahlen waren einen Tick zu rot.
Ralf Paul, Mitbegründer und Alleininhaber der P&T Computer GmbH, verkauft sein Unternehmen an die Schweizer COS AG.
Kyocera, bei seinen Vertriebspartnern bislang dafür geschätzt, daß er sie direkt beliefert, ernennt Maxdata - und damit auch Peacock - zum Distributor für die gesamte Druckerpalette.
Microsofts mit viel Wirbel gestarteter Onlinedienst MSN schrumpft zur werbefinanzierten Homepage mit E-Mail-Postfach. Auf neudeutsch heißt das "Web Portal".
In der Not hilft immer der Partner - sagt sich auch IBM und verkauft seine Mainframes künftig nicht mehr allein direkt, sondern auch über Systemhäuser.
Der Werbeaufwand war beeindruckend. Trotzdem nimmt Intel nur 15 Monate nach der Einführung des MMX den Multimedia-Chip wieder vom Markt und setzt voll auf die neuen Pentium-II-Generationen. Außer dem Prozessor-Giganten findet indes kaum einer Gefallen an dieser flatterhaften Marktstrategie.
Die Gerüchte werden offiziell: Gateway wagt - wie schon in den USA - die ersten Schritte in den indirekten Vertrieb. Grund für den Gesinnungswandel: mickrige Marktanteile in Deutschland.
Juni
ComputerPartner erscheint jetzt wöchentlich und in einem neuen Layout.
Ingram-Geschäftsführer Sven Janssen (Foto) nimmt seinen Hut und macht erstmal Urlaub. Vier Monate später wird er wieder auftauchen; als Sven von Puttkamer und Geschäftsführer einer Firma, die er zusammen mit seinem alten Weggefährten Stefan Kaczmarek gründet: Die Atax Beteiligungs AG in Kronberg macht in Risikokapital für junge IT-Unternehmen.
Pech für Vobis: Tulips nagelneue PC-Fabrik, um die der Aachener Computerhändler mehrere Wochen heftig geworben hatte, geht für 85 Millionen Mark an Ingram Micro. Der dem Untergang entronnene Tulip-Geschäftsführer Manfred Tigges verspricht: "Die deutsche Tulip GmbH wird es weiter geben." Stimmt. Eine niederländische Finanzgruppe hilft mit einer kräftigen Geldspritze.
Der ehemalige Geschäftsführer der Compuserve Deutschland GmbH, Felix Somm, bekommt den hochmoralischen Zorn der Richter im High-tech-Land Bayern zu spüren: zwei Jahre Haft auf Bewährung für die angebliche Mittäterschaft bei der Verbreitung von Kinderpornographie und anderem jugendgefährdenden und strafbaren Schund. Damit wird erstmals ein Online-Anbieter für Inhalte Dritter im Internet zur Verantwortung gezogen. Pikant: Sogar der Staatsanwalt hatte auf Freispruch plädiert.
Unbill droht aus Brüssel: Das Europäische Parlament in Straßburg hat sich in erster Lesung für die "EU-Richtlinie über den Verbrauchs-güterkauf und -garantien" ausgesprochen. Das Regelwerk wird damit voraussichtlich ohne weitere nennenswerte Änderungen Ende 1999 in Brüssel verabschiedet. Die Einzelhandelsverbände toben. Die Kunden können zukünftig statt sechs Monaten Gewährleistung zwei Jahre verlangen.
Der Retail-Markt entwickelt sich immer mehr zur Spielwiese auch für Distributoren. Compushack zum Beispiel verkauft über den Mediamarkt ein "Netzwerk-Kit". Zielgruppe: per Ethernet vernetzte PC-Spieler.
IBM gibt sich Bill Gates geschlagen und nimmt OS/2 als Betriebssystem für Heimanwender endgültig vom Markt. Um nicht ganz auf Microsoft-Linie einschwenken zu müssen, hält IBM als Alternative jetzt noch die Java-Fahne hoch - ohne dabei wirklich konkret zu werden.
Auch bei der Hardware könnte es für Big Blue besser laufen. Die verheerenden PC-Ergebnisse und die Konkurrenten Compaq und Dell gehören zu den Gründen für IBM, zur bis 1996 durchgehaltenen "Sowohl-indirekt-als-auch-direkt"-Vertriebsstrategie zurückzukehren. Vorerst soll der Direktverkauf auf die Netfinity-PC-Server beschränkt bleiben. Ein Versuchsballon?
Panikreaktionen bei Motorola: Weil die Halbjahresergebnisse - vor allem im Halbleiterbereich - knapp unter den Erwartungen liegen, setzen die Amerikaner kurzerhand 15.000 Mitarbeiter auf die Straße.
In allerletzter Minute hat Bill Gates mit eloquenter Unterstützung von mehr als 30 hochkarätigen IT-Unternehmern eine Intervention des US-Justizministeriums bei der Auslieferung von Windows 98 inklusive Browser verhindert. Umfragen zeigen jedoch: Sowohl amerikanische als auch deutsche Unternehmen und die Privatanwender zeigen dem neuen Betriebssystem vorerst die kalte Schulter. Kein Vergleich zu der Hysterie bei Windows 95.
Die lange erwarteten Java-Office-Pakete liegen wie Blei in den Regalen. Das mittlerweile abgenudelte Total-cost-of-ownership-Argument zeigt keine Wirkung. Die Anbieter warten indes mit feuchten Handflächen auf den Durchbruch der Netzwerk Computer - das Henne-Ei-Dilemma.
Disti, Disti, Du mußt wandern. Gerade erst von Tech Data übernommen, reichen die Amerikaner Macrotron für 100 Millionen Dollar an den Erzrivalen Ingram Micro weiter. Für den ist das eine glückliche Fügung, war der US-Riese bei seinen Einkaufstouren in Deutschland bisher wenig erfolgreich - Stichwort J&W. Macrotron-Chef Michael Kaack schwebt gleich wieder auf Wolke Sieben: "Bis 2001 sind wir die Nummer eins", tönt er.
Um die Hälfte auf 54.000 reduzierte Digital-CEO Robert Palmer (Foto) seine Belegschaft zwischen 1992 und dem Jahr des Verkaufs an Compaq. Jetzt muß Palmer selber gehen. Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer weist ihm ebenso die Tür wie 15.000 weiteren Digital- und 2.000 der 32.000 Compaq-Angestellten. Weitere werden folgen.
Die Computernetzwerker zittern vor den TK-Ausrüstern. Seit die Vermählung von Sprache und Daten via IP im Raum steht, sind die milliardenschweren Firmen auf Akquisitionstour. Als erstes trifft es Bay Networks. 9,1 Milliarden Dollar ist der Spezialist für Datenkommunikation dem kanadischen TK-Ausstatter Nortel wert.
Nach 20 Jahren bei Big Blue wechselt Richard Seibt in den Vorstand der 1&1 AG & Co. KGaA in Montabaur. Seibt war bei IBM Deutschland Geschäftsführer und zuletzt in den USA für das sterbende OS/2 verantwortlich.
Das Schlagwort Asienkrise beschäftigt seit einem neuerlichen Yen-Tiefflug wieder verstärkt die Gemüter von Anlegern und Geschäftspartner asiatischer Unternehmen. Neben Singapur und Malaysia wird vor allem Japan arg gebeutelt. Die Gewinnrückgänge sind schwindelerregend: Hitachi minus 96 Prozent, Fujitsu minus 88 Prozent, Toshiba minus 85 Prozent, NEC minus 50 Prozent. Einzige Ausnahme: Sony. Der Mischkonzern ist stärker international verwurzelt. Auch dem Inselreich Taiwan geht es noch vergleichsweise gut. Bitter für einige deutsche Dependancen: Sie sollen für die panischen Asiaten Cash-cow spielen. Samsung beispielsweise, ohnehin nicht von Erfolg verwöhnt, gerät unter den Druck der koreanischen Konzernzentrale. Die will Devisen um jeden Preis.
CHS' Hunger nach deutschen Großhändlern ist noch immer nicht gestillt. Nach der Übernahme des Spezialdistributors Metrologie Systems im März krallt sich CHS-Boß Claudio Osorio nun noch die Hürther Micro Computer Dos GmbH.
Juli
Für 25 Millionen Dollar schluckt der Remote-access-Spezialist Digi International die ITK International AG. Die Amerikaner haben es vor allem auf die Voice-over-IP-Produkte der Dortmunder abgesehen.
IBM bitte herschauen: Auch im heißumkämpften Druckermarkt haben Neueinsteiger eine Chance. Minolta macht es vor. Innerhalb von neun Monaten holten sich die Japaner auf dem deutschen Laser-Markt vier Prozent Marktanteil. Für den Anfang nicht schlecht.
Die Analysten sind sich einig: Der deutsche Monitormarkt wird 1998 nicht so wachsen, wie noch Ende 1997 erwartet. Schuld daran sind die Asienkrise, ein rapider Preisverfall und Einbrüche im PC-Geschäft. So wird wohl auch der erhoffte Durchbruch der TFT-Bildschirme auf 1999 verschoben.
Im Juli scheint CHS den Spitzenplatz unter den deutschen Distis für alle Zeiten gepachtet zu haben: Für 587 Millionen will der Großdistributor nun auch noch die Computersparte der Metro AG mit Vobis, Maxdata und Peacock an Bord holen. Die beiden Handelsriesen waren sich schon einig.
Wie's aber dann am Ende ausgeht..., der fleißige Branchenbeobachter weiß es. Alle anderen: siehe Oktober.
August
Führungswechsel bei Dell Deutschland: Nach gut drei Jahren geht Hans-Jürgen Mammitzsch von der Brücke und übergibt das Kommando an Uwe Mottner (Foto), der eben erst zum Fujitsu-Geschäftsführer befördert worden war.
Knapp 14 Jahre nach der Gründung weist die deutsche Sun Microsystems GmbH im Geschäftsjahr 1997/98 erstmals mehr als eine Milliarde Mark Umsatz aus.
Er weiß es noch nicht, aber nur bis Oktober heißt der neue Chef der Vobis AG Joachim Gut, vormals Maxdata. Vorgänger Gert Hügler nimmt erst einmal eine Auszeit, ebenso wie Vorstandsmitglied Ruud van Nispen.
Der Auftritt vom Compaq im deutschen Consumer-PC-Markt ist nach wie vor wenig beeindruckend. Karola Bode wird auserkoren, endlich kräftig aufs Gaspedal zu treten. Die energische Geschäftsfrau hat "Gateway"-Vergangenheit. Das läßt bei manchem Händler die Alarmglocken schrillen.
Seit Jahren predigen die Hersteller den Fachhändlern: Der Dienstleistungsanteil am Umsatz muß wachsen. Die Realität sieht anders aus: Eine ComputerPartner-Umfrage unter 170 Fachhändlern beweist: Der Dienstleistungsanteil nimmt sich mit 28 Prozent weiter bescheiden aus und schrumpfte binnen Jahresfrist gar um fünf Prozent.
Inzwischen haben sich die deutschen Händler an die neue Konkurrenz der Supermärkte wie Aldi und Lidl gewöhnt. Eine Studie von PC Europa belegt, was alle schon wußten: Das Wachstum der Retailer und Assemblierer wird dadurch empfindlich gebremst. Die großen Verlierer sind die spezialisierten Ketten wie Vobis oder Schadt, Gewinner neben den Lebensmitteldiscountern die Elektromärkte.
September
Katerstimmung bei Datura: Die zur Cebit verkündete Übernahme der siechenden Metrologie Deutschland GmbH endet mit dem Aus für den Münchner Distributor. Datura-Chef Thilo Hildebrandt zieht damit die Notbremse, bevor seine Fachhandelskooperation mit in den Abgrund gerissen wird. Der Versuch, mit Hilfe eines anderen Distis die Logistik von Metrologie zu retten, scheitert. Im Oktober meldet Metrologie Konkurs an.
Nach dem Ausscheiden des ehemaligen C2000-Vorstands Walter von Szczytnicki im Juli packt auch Dieter Bock, verantwortlich für Informationssysteme und Logistik, seine Siebensachen. Seine Aufgaben übernimmt wie bei Szczytnicki der neue Vorstandsvorsitzende Steven Raymund, der obendrein Chairman und CEO der Mutter Tech Data ist.
Der zweite Versuch, die Cebit Home in Hannover als Alternative zur Internationalen Funkausstellung in Berlin zu etablieren, ging erneut daneben. Die Zahl der Besucher und Aussteller ging gegenüber 1996 zurück.
Nett für Nostalgiker: Der Commodore C64 ist wieder da - als Terminal zum Anschluß an TV oder PC.
Entgegen allen Unkenrufen behält Unix weiter die Nase vor NT-Servern. Laut IDC hat 1997 vor allem Sun im High-end-Bereich nach Stückzahlen kräftig zugelegt und kommt auf einen Marktanteil von 22 Prozent, während etwa SGI weiter Federn lassen mußte.
Trommelwirbel und Tusch: Der neue iMac von Apple ist endlich in Deutschland zu haben. Trotz Mängeln im technischen Detail: Apple-Chef Steve Jobs setzt kompromißlos auf sein futuristisch designtes Baby. Tatsächlich sind Wiederverkauf und Endkunden gleichermaßen angetan von dem knapp 3.000 Mark teuren Rechner. Und für die beeindruckende Werbekampagne samt Händlerunterstützung zum Marktstart kassiert Apple im Oktober auch gleich den ComputerPartner-Award.
Die Bechtle-Systemhaus-Gruppe positioniert sich als "drittgrößter konzernunabhängiger EDV-Dienstleister in Deutschland". Stück für Stück erweitert sie bestehende Geschäftsräume oder übernimmt kleinere Häuser - wie jetzt die Sündorf GmbH in Darmstadt. Ein Ende des Expansionsdrangs ist nicht in Sicht.
Vollkommen überraschend platzt der SNI-Acer-Deal, der doch eigentlich schon in trockenen Tüchern schien. Aus profanem Geldmangel kaufen die Taiwaner das PC-Werk der Siemensianer nun doch nicht: zu wenige harte Mark im Geldbeutel - die Asienkrise läßt grüßen. Bedauern tun das beide Seiten. Die Produktionsstätte in Augsburg, nunmehr in die eigenständige PCS GmbH & Co. KG überführt, bleibt vorerst unter den Fittichen von Siemens.
Kurz vor der Auslieferung steht Version 8i von Oracles Datenbankserver. Die Branche ist reichlich gespannt auf diese wichtige Alternative zu Microsofts SQL Server. Eine Datenbank, in die man sowohl Java-Programme, ganze Web-Sites und Internet-Anwendungen als auch Texte, Spreadsheets und Bilder packen kann, verspricht der eloquente Oracle-CEO Larry Ellison.
Oktober
Unzufriedene Sage-KHK-Händler haben jetzt eine Alternative: Aparis Software plant ähnliche Produkte wie die Frankfurter, Vertrieb nach dem Free-licence-Prinzip und - so der Vorsatz - echte Händlerpflege. Umgewöhnen muß sich niemand: Die Mannschaft bei Aparis besteht aus 30 Ex-KHK-Mitarbeitern, darunter auch Ex-Mitgeschäftsführer Manfred Rudorf, der im Juni gegangen war.
EDV und Telekommunikation wachsen zusammen. Das hören wir schon lange. Zwei Distis vollziehen dieses Postulat nun vor aller Branchenaugen: Connect Service Riedlbauer und NT plus fusionieren zur NT plus Riedlbauer AG - mit drei Monaten Verspätung. Der Grund: Das neue Unternehmen hat mit dem überraschenden Einkauf von 1&1 bei NT plus nun fünf statt der ursprünglich geplanten vier Gesellschafter.
Big Blues Deutschland-Chef Hermann-Josef Lamberti wechselt zur Deutschen Bank. Damit ist er nach Willi Berchthold und Richard Seibt der dritte IBM-Manager in Deutschland, der überraschend ausscheidet. Die niemals ratlosen Insiderstimmen führen das auf Big Boß Lou Gerstners zentralistischen Führungsstil zurück. Wie auch immer, Lambertis Nachfolger heißt Erwin Staudt.
Über 5.000 Besucher auf der Lotusphere 98 in Berlin. Quantitativ ist das ein Rekord. Qualitativ ist die Stimmung aber schlecht. Die Partner der IBM-Groupware-Tochter argwöhnen, Lotus wolle selber ins Applikationsgeschäft einsteigen, und zwar unter dem Deckmantel der "Lotus Solution Architecture" (LSA) mit ihren verbindlichen Definitionen für Notes-Anwendungen. "Das Thema ist ausdiskutiert", wiegelt Lotus-Chef Fritz Fleischmann ab. Und so drohen viele Partner schon mal mit der Abwanderung zu Microsoft.
Von fünf Systemhäusern, die sich im Herbst 1997 zur Systemhaus AG zusammengeschlossen haben, sind nur noch Computer Partner und Hauser Computer übrig. Nach Horn & Görwitz und PSB im Dezember stieg im April auch die Hamburger ECS aus. Um den Traum nicht endgültig zu begraben, fusionieren die Übriggebliebenen zur Computer Partner AG. Die soll in den nächsten Jahren unter deutschen Händlern auf Einkaufstour gehen. Erstes "Opfer" von Vorstandschef Rudolf Hotter ist die Münchner Bernecker & Partner GmbH.
Das Ende einer guten Idee: Der 1996 gegründete Stollcom-Verbund sollte kleinen EDV-Anbietern große Geschäftschancen eröffnen. 20 Monate später verließen die Initiatoren Klaus-Peter Stoll und Klaus Ploschke von der Stoll Datentechnik GmbH das Projekt. Die Sanierungsbemühungen des Stollcom-Vorstands Hubertus Küpper (Foto) kamen zu spät: Konkursantrag beim Amtsgericht Köln.
Verluste in Asien, Konsequenzen in Deutschland: Nach unerquicklichen Halbjahresergebnissen der NEC Corp. übergibt Geschäftsführer Peter Bundgard (Foto) seinen Posten an Ex-SNI-Manager Ernst Holzmann. Bundgard wird im Dezember Geschäftsführer der CHS Electronics GmbH. Dort kümmert er sich um das operative Geschäft des Distributors.
Seit Jahren fordern Deutschlands Systemhäuser und Fachhändler eine eigene Interessenvertretung. Jetzt ergreift Walter Steigauf, Geschäftsführer der SDS GmbH, die Initiative. Das Resultat: In den Räumen des IDG-Verlages kommen acht Unternehmer aus dem Bundesgebiet zusammen, um den Debit-Verband zu gründen. 1. Vorsitzender wird Steigauf, 2. Vorsitzender Richard Herrle, Geschäftsführer von Abesy GmbH und ABV GmbH.
Im Frühjahr beschlossen, am 1. Oktober umgesetzt: Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG wird zu einem Großteil wieder in den Siemens-Konzern eingegliedert. Das Unternehmen verschwindet in drei IuK-Bereichen der Siemens AG. Damit können sich auch Vorstandsvorsitzender Gerhard Schulmeyer und Europa-Chef Walter Rössler neue Herausforderungen suchen. Jede Menge neue Köpfe und die Pleite mit dem Acer-Deal: Da nimmt es schon etwas Wunder, daß es die Augsburger geschafft haben, im Geschäftsjahr 1997/98 (30.9.) 1,4 Millionen PC zu verkaufen und damit ihr Absatzziel zu erreichen. Allerdings ist die Freude der fleißigen Partner getrübt, denn die Siemens-Strategen denken darüber nach, den einstufigen Vertrieb aufzugeben und Distributoren einzubinden.
Land unter bei Systematics in Hamburg: 13 Jahre nach der Gründung muß der einstmals größte Apple-Vertriebspartner der Welt Konkurs anmelden. Der Firmengründer und langjährige Kapitän des Handelsunternehmens, Fritz "Mr. Systematics" Borgstedt (Foto), war erst wenige Wochen zuvor von Bord gesprungen. Sein Nachfolger Jürgen Jarchow konnte den Untergang auch nicht mehr abwenden.
Daß der neue Vobis-Vormann Joachim Gut schon nach wenigen Wochen wieder seinem Vorgänger Gert Hügler Platz machen mußte, zeigte dem aufmerksamen Beobachter bereits, daß irgendwas im Busch war. Mitte Oktober schließlich platzt die Übernahme der Vobis-Gruppe durch CHS spektakulär. Die Metro hat keine Lust mehr, länger auf ihr Geld zu warten, das dem Grossisten aus Miami aufgrund abstürzender Aktienkurse knapp geworden war. In der Folge kabbeln die beiden Geschäftspartner noch ein bißchen miteinander und schieben sich die Schuld für die Pleite gegenseitig in die Schuhe. Jedenfalls hat die Metro das ungeliebte Trio Vobis/Peacock/Maxdata jetzt wieder am Hals.
PC von der Stange sind out, und Lagerkosten auch. Deshalb ist "Channel Assembly", oder neudeutsch "Build-to-order"
(BTO), der letzte Schrei. Eine ComputerPartner-Umfrage zeigt: Mehr als ein Drittel der Händler bezieht bereits bei seinem Distributor "nach Bestellung gebaute" Computer. Und fast 90 Prozent sind mit der Qualität der Rechner zufrieden.
Das neue Messegelände hat das Herbstereignis Systems belebt. Dafür sprechen zumindest die neuen Rekorde bei Ausstellern und Besuchern. Erstere sind indes unterschiedlicher Ansicht, was den Erfolg der Münchner IT-Messe angeht. Ein Highlight aber war auf jeden Fall der Fachhandelstreff "Dealers only" in Halle C3. Laut Veranstalter besuchten rund 13.000 Händler die nur für sie reservierte Plattform.
Darauf haben eine Menge Gegenspieler von Microsoft in Wirtschaft und Politik lange hingearbeitet: In Washington beginnt das Justizministerium ein Kartellverfahren gegen den Software-Giganten. Beide Seiten fahren schwere Geschütze auf: Zeugenaussagen von Anwendern und Konkurrenten, Zitate aus vertraulichen oder nur scheinbar gelöschten E-Mails, gezielte Indiskretionen. Das Ende der langwierigen Prozedur ist ungewiß. Schlimmstmöglicher Prozeßausgang für Bill Gates: Das Unternehmen wird wie weiland in den siebziger Jahren AT&T in einzelne Teile zerschlagen.
November
Nach monatelangen Gerüchten zieht PC-Filialist Schadt nun selber den Schlußstrich: Konkurs. Beobachter werten das Aus als deutlichen Warnschuß für alle PC-Ketten. Wer sich im Markt ohne wirklichen Markennamen nur über den Preis behaupten will, muß sich gegenüber den Großflächenvermarktern und Lebensmittelketten schon was einfallen lassen.
Verärgerte Partner, vernachlässigte Produktentwicklung: Das heillose Chaos bei Baan fordert seinen Tribut. Die erforderlichen Restrukturierungen kosten zirka 110 Millionen Dollar. Und da der niederländische Spezialist für Warenwirtschaftssysteme erstmals
in der Firmengeschichte ein Quartal - das dritte - mit Verlust beendet, müssen die Mitarbeiter bluten. 1.200 von 6.000 müssen sich einen anderen Job suchen.
Die Zahlen der Marktforscher für das dritte Quartal 1998 erfreuen die PC-Verkäufer. Von Flaute keine Spur. Der deutsche PC-Markt wächst gegenüber dem Vorjahr um satte 19 Prozent.
Die Wechselmedien-Hersteller haben wenig Grund zum Lachen. Angesichts der Speicheralternativen CD-R, CD-RW, billiger Festplatten und Internet-Datenbanken stehen sie mit dem Rücken zur Wand. Als erstes erwischt es den Electronic-publishing-Klassiker Syquest: Konkurs.
Wandelt HP auf Compaqs Pfaden? Direktere Kommunikation mit dem Endkunden bei hundertprozentiger Kanaltreue. Diesen Vertriebsspagat will HP mit Hilfe von Internet-Shops und erweiterter PC-Assemblierung meistern. Letztere stemmt der Konzern gemeinsam mit Actebis und künftig Computer 2000. Die Zusammenarbeit mit Frank & Walter wird beendet.
Die Hersteller von Speicherchips sind in einer üblen Lage. Durch Überproduktion der alten Chipgenerationen, während die neuen schon vor der Tür stehen, fallen die Preise dramatisch. Und ein Ende des Sturzfluges ist nicht abzusehen.
Mit seinen eigenen Waffen nicht schlagen, aber doch zumindest ärgern, will Star-Division-Chef Marco Börries den übermächtigen Feind Bill Gates. Der deutsche Jungunternehmer verschenkt sein Office-Paket per Internet kostenlos an Privatanwender. Die sollen die Software dann in die Unternehmen tragen, wo Börries sein Geld verdient - sagt er. Man kann sich denken, was passiert, wenn dieser kühne Plan nicht aufgeht.
Die zur Cebit Home stolz verkündete Übernahme Hercules durch die Aachener Elsa AG ist geplatzt. Der Grafikkarten-Pionier war auf den zweiten Blick wohl doch nicht so verlockend, wie Vorstandsvorsitzender Theo Beisch zunächst gedacht hatte. Jetzt sucht er nach neuen Übernahmekandidaten, und das bei sinkenden Umsätzen und negativer Rendite.
Die deutsche Ingram Micro wird bis Ende März 1999 25 Prozent der Belegschaft entlassen, das sind insgesamt 40 Mitarbeiter. Grund ist die maue wirtschaftliche Situation des Distributors. Mit der Integration von Ingram und Macrotron haben die Kündigungen nichts zu tun. Wegen Anfechtungsklagen von Macrotron-Kleinaktionären ist die nämlich vorerst auf Eis gelegt. Soviel ist aber klar: Die deutsche Ingram Micro soll auf Markendistribution dezimiert werden, und Compu-Shack wird in den Macrotron-Konzern integriert.
Comdex in Las Vegas: Der Name hat noch immer einen verlockenden Klang für die, die den Daheimgebliebenen schon im Herbst erzählen wollen, was im nächsten Jahr auf den deutschen Markt kommt. Die diesjährige Messe verläuft jedoch für Branchen-Trüffelschweine eher enttäuschend. Die ohnehin arg PC-lastige Schau hat außer Spielereien technologisch nicht viel Neues zu bieten.
Mit harscher Partnerkritik wird Apple-Chef Peter Dewald überzogen. Weil er den Fachhandel nur mehr über zwei Distributoren beliefern will. Und weil der Handel sich fragt, ob Apple das neue Vertrauen bei professionellen Kunden zugunsten einer neuen Retail-Strategie niedertritt. G3-Rechner und Powerbooks werden nämlich im Kanal zur Mangelware. Logistische Vorfahrt genießt der iMac.
Schützenhilfe für den Fachhändler von unerwarteter Seite: Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. warnt die Konsumenten vor dem unüberlegten Kauf von Billig-PC im Supermarkt. Sind Beratung und Service doch was wert?
Dezember
Ausverkauf schon vor Weihnachten: AOL übernimmt Netscape für 4,2 Milliarden Dollar. Die Onliner habe es vor allem auf das Web-Portal Netscape-Center abgesehen. Sun schnappt sich für 350 Millionen Dollar Lizenz- und Marketinggebühren an AOL die E-commerce- und Server-Produkte von Netscape.
Ab dem 1.1.1999 versteht sich Compaq Deutschland nicht mehr als reiner PC-, sondern als "strategischer IT-Anbieter" vom Schlage IBM, HP oder Sun. Dafür müssen weitere 730 der zirka 2.500 Digital-Angestellten gehen. Den Sozialplan zahlt Onkel Eckhard aus Houston. Ungewohnt für die Dornacher und ihre Chefin Gerrit Huy sind die voraussichtlich 65 Millionen Mark operativer Verlust für dieses Geschäftsjahr.
Starke Geschütze fährt Vobis-Gründer Theo Lieven gegen die Metro auf: Er wirft dem Konzern vor, sein Lebenswerk vor die Hunde gehen zu lassen. Das will er verhindern - notfalls mit seinem eigenen Geld.
Eine erfreuliche Bilanz kann die Computer 2000 AG zum Jahresende ziehen. Im Geschäftsjahr 1997/98 (30.9.) hat das Unternehmen seinen Umsatz um 22 Prozent auf 10,1 Milliarden Mark gesteigert. Der Gewinn vor Steuern beträgt 150 Millionen Mark.
Der blaue Riese tut sich schwer beim PC-Verkauf. Jetzt aber ein Lichtblick: IBMs PC-Chef Christian Hildebrandt verkündet zum Jahresende: 350.000 PC verkauft. Die Zielmarke lag bei 338.000. Erstaunlich: Vor drei Monaten waren erst 159.000 Rechner bei den glücklichen Kunden. Ein Vertriebswunder?
Aldi macht den Fachhändlern ein schönes Weihnachtsgeschenk: Nicht mehr ganz aktuelle Top-Computerspiele für lächerliche 15 Mark.