Eine Workflow-Fax-Kombination

02.09.2004
Vor 22 Jahren als Anbieter von Unified-Messaging-Lösungen entstanden, entwickelte sich Captaris zum Spezialisten in Sachen Fax-Server. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Captaris (www.captaris.com) heißt erst seit drei Jahren so, und auch davor hat sich die Firma zwei Mal umbenannt. Damit ging eine wechselvolle 22 Jahre andauernde Geschichte der Produktausrichtung einher: zuerst ein Voice-Mail-System, danach Unified Messaging, später ein Fax-Server, dazwischen eine Wireless-Lösung. 2003 übernahm Captaris Teamplate und vermarktet nun auch noch dessen Workflow-Lösung. Im gleichen Jahr gab das Unternehmen das Geschäft mit Unified Messaging komplett auf und verkaufte die Call-Express-Technologie an Sound Advantage.

Fax-Server als Vorstufe zum Workflow

Übrig blieb das prosperierende Business mit der Netzwerk-Faxlösung "Right Fax". "Dieser Markt wächst derzeit mit 17 Prozent jährlich an", will Rüdiger Bohn, Regional Manager Central & Eastern Europe bei Captaris, herausgefunden haben. Und in der Tat, der Erfolg der Company gibt ihm Recht. So hat Captaris im Jahr 2003 über 80 Millionen Dollar umgesetzt und einen Nettoprofit von zwölfeinhalb Millionen Dollar erwirtschaftet. Außerdem hat das Unternehmen noch über 100 Millionen Dollar Barmittel auf der Bank.

"Right Fax" als Hauptumsatzbringer

Etwa 70 Prozent seines Produktumsatzes erzielt Captaris mit "Right Fax". Diese Lösung ist in der Lage, eingehende Faxdokumente einzelnen Empfängern als TIFF- Bilddatei zuzustellen. Gleichzeitig werkelt die Software als Fax-Server, ermöglicht also den Usern, Dokumente aus fast allen Applikationen heraus als Fax oder E-Mail zu verschicken beziehungsweise am Drucker auszugeben. Dies macht das umständliche und zeitaufwändige manuelle Faxen überflüssig. Der Kunde erspart sich den Unterhalt von in Anschaffung und Betrieb teuren herkömmlichen Faxgeräten.

Massenfaxe lassen sich mit der Captaris-Software viel einfacher als per Hand verschicken. Außerdem kann der einzelne Sachbearbeiter all seine Vorgänge von seinem Schreibtisch aus ausführen. Er kann Bestellungen, Rechnungen und Reklamationen bequem von seinem PC via Fax versenden, ohne die Dokumente auszudrucken und ins Faxgerät zu legen. Diese Methode schlägt nämlich laut Captaris durchschnittlich mit einem Euro pro Dokument zu Buche, während der Versand per Software lediglich zehn Cents kostet. Oder anders ausgedrückt: Ein herkömmliches Fax benötigt laut Bohn durchschnittlich etwa acht Minuten, wohingegen es vom PC lediglich eine Minute dauert.

So lohnt sich nach Ansicht des Regionalmanagers die Anschaffung von Right Fax in den meisten Fällen: "Die RoI-Zeiten (Return on Investment) schwanken zwischen drei Monaten und einem Jahr. So verwundert es nicht, dass Captaris hier zu Lande auf eine breite Basis von Vertriebspartnern zurückgreifen kann. Ja, es gibt sogar zwei dezidierte Value Added Distributoren (VAD), die sich um die Belange der etwa 50 Right-Fax-Wiederverkäufer in Deutschland kümmern. Einer von ihnen ist die Egssoft GmbH (www.egssoft.de) aus Erkrath bei Düsseldorf, bei dem zweiten VAD handelt es sich um Net Z (www.net-z.com), vertreten im Allgäu und der Rhein-Main-Region.

OEM-Partnerschaften intensivieren

Ihnen unterbreitet nun Captaris ein interessantes Angebot: Im Rahmen des "Early Partner Launch"-Programms können ausgewählte Händler den neu konzipierten Right Fax Wizard ihren Kunden anbieten. Dabei handelt es sich um eine Kombination der bewährten Faxlösung mit der Workflow-Software "Teamplate". So können gerade eingegangene Faxe unmittelbar in die Geschäftsprozesskette des Anwenderunternehmens integriert werden. Der Wizard übermittelt das Schreiben an den richtigen Sachbearbeiter weiter und sorgt gleichzeitig dafür, dass das Dokument, nachdem es bearbeitet wurde, an die nächste Person weitergeleitet wird. Vor allem in der Versicherungsbranche, wo derzeit das Faxaufkommen immer noch immens hoch ist, soll sich dieses Verfahren lohen. Bei der Verarbeitung von Schadensmeldungen verkürzt sich das Procedere erheblich, so Captaris.

Doch der Softwarehersteller möchte nicht nur das bestehende Channel-Netz aktivieren und ausbauen, sondern vornehmlich die OEM-Partnerschaften mit Cisco, Microsoft, SAP und weiteren Technologie-Anbietern intensivieren. Gleichzeitig plant der Softwerker, sich stärker um seine direkten Accounts ("Enterprise" und "Global") zu kümmern. Auch bestimmte - bisher noch unterrepräsentierte - Branchen will Captaris stärken angehen. Hierbei spielen die jüngsten Regulierungsinitiativen wie Sarbanes-Oxley, Basel II oder GDPdU eine entscheidende Rolle.

Bisher nur in den USA ist "Interchange" erhältlich. Diese Dot-net-basierende Lösung kombiniert die automatisierte Anlieferung von Informationen (Right Fax) mit deren Integration in Geschäftsprozesse (Teamplate). Hiermit möchte Captaris den wachsenden "Business Information Delivery"-Markt (BID) zufrieden stellen.

Meinung des Redakteurs

Trotz des Siegeszugs des Internets und der Killerapplikation E-Mail verlor das Fax keinesfalls an Bedeutung. Dies hängt vornehmlich mit der mangelnden Akzeptanz der digitalen Unterschrift zusammen, wohingegen ein unterschriebenes Fax mit Absenderkennung als "echt" anerkannt wird. Mit einem Anteil von 24 Prozent führt Captaris den Markt für Fax-Server an, hier lohnt es sich also, über ein Engagement nachzudenken.

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