Hektik im Redaktionsbüro der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT, konzentriertes Tastenhämmern, Schreiben unter Hochdruck, die einen kommen vom, die anderen eilen zum nächsten Interview. Das Telefon klingelt, ein Interview-Termin wird ganz kurzfristig und spontan angeboten. "Wir können Steve Wozniak interviewen. Morgen. Wer ist da noch da und wer hat Zeit?", fragt Chefredakteur Heinrich Vaske in die Runde.
"Ich habe vormittags eine Podiumsdiskussion, aber könnte nachmittags", melde ich mich, angetan von der Möglichkeit, die Apple-Ikone zu interviewen. Das teile ich auch gleich meinem Apple-begeisterten Mann per SMS mit. Dieser antwortet prompt: "Ich MUSS ein Autogramm von Woz haben!!! Er hat mein Leben VERÄNDERT." Alles klar. Das wollen Ehefrauen hören.
Vorletzter Messetag, nur zehn Minuten Zeit für das Interview. Der Mann ist eng durchgetaktet, die Journalisten stehen Schlange. Gute Planung ist da alles, denke ich, und entwerfe kurze, knackige Fragen, überprüfe auch mein Smartphone, mit dem ich das Interview aufzeichnen will. Da soll nichts schief gehen. Once in a lifetime!
Ich mache mich auf den Weg, merke, dass ich doch recht aufgeregt bin – selbst nach 15 Jahren Journalismus und einigen Prominenten, mit denen ich im Laufe meiner Karriere zu tun hatte. Aber gut, der Apple-Gründer und Steve-Jobs-Weggefährte ist schon eine ganz besondere Nummer.
Vielleicht stehe ich deshalb und trotz meiner guten Planung dann vor der falschen Halle, habe mich im Plan verlesen. Aaaah. Also auf zur richtigen Halle, gefühlte zwei Kilometer weiter. Dennoch komme ich noch ein paar Minuten vor dem Termin an, nehme im Interview-Bereich Platz. Dann öffnet sich die Tür, ein lächelnder Wozniak kommt auf mich zu, schüttelt mir die Hand und los geht's. Ich drücke auf meinen Aufnahmeknopf auf dem Smartphone, stelle meine paar Fragen zu Gadgets, Fusion-io. Er antwortet gut gelaunt, es macht Spaß.
Die Zeit ist wirklich knapp, ich hätte noch eine Frage in petto, zu der kommt es aber nicht, ich bekomme schon heftige Zeichen von den PR-Verantwortlichen mit der Aufforderung, zum Ende zu kommen. Ich mache Platz für die Kollegin von der Bild-Zeitung, die als nächste dran ist und freue mich über meine Ausbeute.
Zurück im Redaktionsbüro, wo ich das Interview abtippen will, die schockierende Feststellung: Das Gerät hat nicht aufgenommen. Das darf nicht wahr sein! Der Albtraum eines jeden Journalisten. Ich bin am Boden zerstört.
Ein Trost ist, dass ich wenigstens noch ein Foto von Woz gemacht und einen kleinen Glückwunsch zum 40. Geburtstag der COMPUTERWOCHE gefilmt habe. Und jetzt eine originelle, kleine Geschichte erzählen kann. Na ja, und das Autogramm für meinen Mann habe ich auch in der Tasche.
Von CW-Redakteurin Karen Funk, die diesen Tag nie in ihrem Leben vergessen wird