Das Internet hat die Handelsstrukturen in den Industrieländern gravierend verändert. Völlig neue Unternehmen wie der Online-Händler Amazon konnten sich zu Branchenriesen entwickeln, andere wie die Hamburger Otto Group sich erfolgreich anpassen und stark wachsen. Wer als Händler den Trend zum Einkauf im Netz nicht rechtzeitig erfasste, gefährdete seine Existenz oder verschwand vom Markt wie der Versandhändler Quelle. Fast alle größeren stationären Einzelhändler vertreiben ihre Waren mittlerweile zusätzlich über das Internet. Rund 35 Millionen Kunden kaufen nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (BVH) über das Netz ein.
Schon seit Jahren erfreut sich der Online-Handel oder E-Commerce zweistelliger Wachstumsraten, die meist über den Erwartungen liegen. Im vergangenen Jahr durchbrach der Online-Handel in Deutschland erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro Umsatz. Endgültige Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch nicht vor, doch schon in den ersten neun Monaten verzeichnete die Branche einen Umsatz von 15,7 Milliarden Euro im E-Commerce und allein durch das Weihnachtsgeschäft sind nochmals 4,4 Milliarden Euro dazugekommen.
Darin sind umsatzstarke Dienstleistungen wie Flug- und Bahntickets, Konzertkarten oder Pauschalreisen noch nicht einmal enthalten. Sie machen nochmals mindestens sieben Milliarden Euro aus. Rund zwei Drittel des Versandhandels gehen mittlerweile über das Netz, der Rest über die traditionellen Bestellwege Katalog, Telefon oder Fax. Durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablets erwartet die Branche weitere Impulse. Das mobile Internet soll neues Wachstum bringen.
Durch den Online-Boom wächst auch der Anteil des Versandhandels am Einzelhandel insgesamt. Konnten die Versandhändler in den 1960er Jahren maximal fünf Prozent des deutschen Einzelhandelsumsatzes erreichen, so sind es mittlerweile gut acht Prozent. Männer und Frauen nutzen das Internet gleichermaßen für den Einkauf, doch sind jüngere Altersgruppen aktiver als ältere. Am meisten über das Netz gehandelt werden Bekleidung, Textilien und Schuhe; der relative Anteil des Online-Umsatzes ist jedoch am höchsten bei Medien, Bild- und Tonträgern, Unterhaltungselektronik, Computer und Zubehör. (dpa/rw)