Der Siegeszug der Plattform-Ökonomie hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele traditionelle Geschäftsmodelle neu gedacht werden mussten. Unternehmen wie Uber, Shopify und Amazon ermöglichen es Händlern, ihren Betrieb in die digitale Welt zu verlagern. Innerhalb kürzester Zeit können Unternehmen (und Einzelunternehmer) zum Beispiel einen Online-Shop mit allen essentiellen Funktionen aufbauen, Lagerbestände nutzen, in andere Länder expandieren oder ihre Dienstleistungen anbieten.
Die Verlagerung von Software in die Cloud, wo sie leicht zugänglich und skalierbar ist, hat den Erfolg geschaffen, auf der und von der ganze plattformbasierte Märkte und Ökosysteme funktionieren. Der Schlüsselaspekt ist, dass Plattformen eine Reihe von branchenrelevanten Technologien und Funktionen für die Erfüllung des Kerngeschäfts bereitstellen. Uber hilft bei der Planung der Routen, Shopify bei der Erstellung eines Online-Shops und Amazon unter anderem beim Fullfillment.
Eine der wichtigsten Komponenten für eine Plattform in diesem Strauß an Funktionen ist dabei die Zahlungsabwicklung. Schließlich müssten sowohl Uber-Fahrer als auch Einzelhändler bezahlt werden können. Im Gegensatz zu Einzelhändlerzahlungen sind plattformbasierte Zahlungen aufgrund ihrer Mehrschichtigkeit jedoch komplexer und erfordern meist zusätzliche Funktionen und Kontrolle. Da die Plattform Dreh- und Angelpunkt der Businessprozesse und demnach auch das Wachstum des Händlers mitbestimmt, ist sie nun auch eigenständig verantwortlich für ein reibungsloses Onboardung der Händler, für schnelle Payouts, für die die rasche Bearbeitung von Chargebacks und Fraud-Fällen sowie für die Bereitstellung von Daten und Insights.
Payments wird zu einem Wettberwebsvorteil
Angesichts der zahlreichen Plattform-Optionen steht Händlern und Geschäftsinhabern mittlerweile eine große Auswahl an Lösungen für ihre Geschäftstätigkeiten zur Verfügung. Es gibt immer mehr dzunehmend einfacher zu verwaltende und einheitliche Software-Angebote. Viele Plattformen haben daher begonnen, nach einem Wettbewersbsvorteil für ihre eigene Positionierung zu suchen.
Nur wenige ziehen die Zahlungsabwicklung momentan in Betracht, wenn es um strategische Wettbewerbsvorteile geht. Für den zukünftigen Erfolg einer Plattform ist diese Interpretation gerade im Hinblick auf das Trendthema Embedded Finance jedoch unerlässlich. Immer mehr Plattformen, wie Shopify, Zalando oder Otto, haben bereits begonnen, selbst Zahlungsdienstleister zu werden oder White-Label-Infrastruktur zu nutzen, die es ihnen ermöglicht, wichtige Zahlungsfunktionen selbst in die Hand zu nehmen.
Denn der Zahlungsverkehr eignet sich herrvoragend dafür, relativ risikofrei das Plattform-Geschäft zu erweitern. Schließlich gehören Zahlungen zur essentiellen Geschäftstätigkeit und sind oft so eng in einen Software-Worklfow eingebettet, dass wir oft vergessen, dass es diese Technologie überhaupt gibt.
Das Versprechen dahinter ist nicht nur ein Wettbewerbsvorteil im Rahmen eines besseren Angebots, sondern auch deutlich mehr Umsatzmöglichkeiten. Gerade im Zahlungsverkehr liegen Margen oft über 90 Prozent. Auch lohnt sich das Engagement in Bezug auf Kundenzufriedenheit durch eine konsistente Brand Experience. Da die Plattform alle Aspekte einer Payment Journey kontrolliert, kann sie auch ein deutlich integrierteres Erlebnis für den Kunden und Händler schaffen.
Der erste Schritt zum Payments-Produkt
Wie bei den meisten Services stellt sich eingangs die Frage: Lieber selber machen oder White-Label-Technologien integrieren? Viele der größten Plattformen haben sich aufgrund mangelnder Alternativen für Ersteres entschieden. So haben Zalando und Otto eine eigene Zahlungsfirma gegründet und die entsprechenden Lizenzen bei der Bafin beantragt.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Plattform weiß oft am besten, wie interne Prozesse zu gestalten sind. Lösungen lassen sich also passgenau an die Infrastruktur anpassen und das Umsatzpotential ist mit Hilfe einer eigenen Lösung am einfachsten zu realisieren. Zu den Nachteilen gehört der erhöhte Ressourcen- und Verwaltungsaufwand. In diesem Szenario arbeiten Legal-, Produkt- und die IT-Abteilung in der Regel eng miteinander zusammen, um die Zahlungsabwicklung zu gewährleisten. Die größten Stolpersteine, auf die Plattformen achten müssen, sind vor allem im regulatorischen Bereich. Sowohl die Lizenzbeantragung beim Regulator als auch das Händler-Onboarding beziehungsweise das kontinuierliche Händler-Monitoring sind komplexe rechtliche Themen, die tiefe Expertise benötigen und deshalb nicht zu unterschätzen sind.
Auch erfordert das Entwickeln des Payment-Gateways, inklusive des Beziehungsaufbaus zu den Acquirern, essentielle Features, wie schnelle Payouts. Hierfür ist eine wohlüberlegte IT-Infrastruktur mit den richtigen Partnern essentiell. Diese Faktoren entscheiden über den Erfolg, wenn es um das Thema Kosten und Schnelligkeit einer Transaktion geht.
Alternativ kann eine Plattform auch White-Label-Lösungen nutzen, um Payments in ihr Produktangebot zu integrieren. Hier entfallen potentielle Stolpersteine im Bereich Regulatorik und Produktzertifizierung, da der Technologiepartner für jene Themen zuständig ist. Auch kann die Integrationszeit wesentlich verkürzt werden. Oft dauert diese nur einige Tage statt Monaten.
Die größte Herausforderung ist hier jedoch die Auswahl des richtigen Providers. Payment Use Cases, besonders jene von Plattformen, sind häufig komplex und spezifisch. Gerade, wenn der Technologiepartner nicht alle Prozesse abdecken kann, können Workarounds zu einem erheblichen operativen Zeit- und Ressourcen-Mehraufwand führen.
Mehr zum Thema Payment:
Payment-Trends 2021
Payment-Tredns 2022
Payment-Trends 2023
Bezahlen im 21. Jahrhundert
PayPal baut Bezahlmöglichkeit am PoS aus