Eine neue Zukunft des Rechenzentrums soll begonnen haben. Doch was steckt wirklich hinter dem neuen Schlagwort "Software Defined Datacenter"?
von Hartmut Wiehr
Mitte März 2013 hatten EMC und VMware eine kaum beachtete Investoren- und Analysten-Konferenz unter dem Namen "Strategic Forum" in New York einberufen. Bei dieser Gelegenheit haben beide Unternehmen, die nur formal getrennt agieren (EMC ist mit 90 Prozent Anteilseigner der Tochter VMware), ihre Pläne für die nächsten Jahre dargelegt. Zu den Schwerpunkten der Strategie gehören eine Trennung der Zuständigkeiten zwischen EMC, VMware und der neugegründeten Tochter Pivotal mit den drei CEOs Joe Tucci, Pat Gelsinger und Paul Maritz. Getrennt marschieren, gemeisam für den Profit von EMC sorgen – so sieht die Strategie auf der ökonomischen Seite aus.
Inhaltlich setzt man jeweils verschiedene Akzente: EMC nach wie vor mit Storage pur (plus etwas RSA Security), jetzt angereichert mit Software Defined Storage (alias Storage Virtualisierung), VMware neben klassischer Virtualisierung jetzt verstärkt mit SDN (Software Defined Network) und SDDC (Software Defined Datacentre), Pivotal schließlich mit einer geplanten Software-Initiative für Cloud- und Big-Data-Umgebungen. EMC und seine Töchter marschieren nicht alleine in diese Richtung. IBM, HP, Cisco und andere haben ebenfalls in "Software Defined" eine ihrer neuen Lieblingsvokabeln gefunden, die ihr Marketing beherrschen.
Mit "Software Defined" ist folgendes gemeint: Virtualisierungssoftware soll den vier Säulen eines Rechenzentrums – Server, Speicher, Netzwerk und Security – neue Intelligenz einflößen. Im Prinzip möchte man den Erfolg von Server-Virtualisierung auf die anderen Bestandteile eines Rechenzentrums ausdehnen. Server-Virtualisierung mit virtuellen Maschinen (VMs) könnte man insofern genauso als "Software Defined Server" bezeichnen. Die einzelnen VMs sind ein Stück Software, das dem Server-Betriebssystem einen unabhängigen Server vorgaukelt.
Der Vorteil einer in dieser Form durchgeführten Konsolidierung: mehr (virtuelle) Server auf einer einzigen (physikalischen) Maschine, weniger physikalische Server, weniger Platz im Rechenzentrum, eventuell weniger Energieverbrauch. Ob eine wirkliche Kostenreduzierung erzielt werden kann, bedarf einer genauen Kalkulation im Einzelfall: VMware verlangt üppige Software-Lizenzen (Hyper-V von Microsoft gibt es dagegen mit dem Windows-Betriebssystem zusammen umsonst). Und für virtuelle Umgebungen, die nebeneinander die CPU beanspruchen, bedarf es leistungsfähiger neuer Server mit mehreren Cores oder CPUs.