Die Speichermedien
Bänder, Festplatten, SSDs und Disk Arrays einschließlich VTL (Virtual Tape Library) sowie Cloud-Lösungen sind für unterschiedliche Zwecke zu gebrauchen. Große Unternehmen fahren hier in der Regel mindestens zweigleisig. Führende Hersteller decken meist mehrere oder sogar sämtliche Bereiche ab.
Bei der Entwicklung der B&R-Strategien sollten immer alle Medien in Betracht gezogen werden, sagt HP-Experte Meier und zeichnet folgende Szenarien entlang verschiedener Anforderungen:
Disk-Snapshots für ein bis zwei Tage
Backup-to-Disk für Wochen bis drei Monate
Tape für Aufbewahrungszeiten von mehr als ein paar Monaten (Archiv)
Als wesentliche Vorteile der Bandlaufwerke (Tapes) gelten die hohen Transferraten, lange Haltbarkeit, die Kompatibilität mit einer Vielzahl von Geräten unterschiedlichster Hersteller und die Möglichkeit, die Bänder extern zu lagern. Der Nachteil sind die relativ langen Suchzeiten in den Datenindizes, weshalb sie sich auch nur bedingt für die Wiederherstellung kleinerer Dateien eignen.
Für viele kleine Dateien und Datensätze, für Datenquellen ohne ausreichenden Backup- In- und Output, für kurze RTO-Zeiten, als Zwischenlager für Synthetic-Full-Backups und für Deduplizierungs-Stores etwa werden Disk-Systeme wie auch VTLs empfohlen. Flexibel konfigurierbar und mit mehr Anschlussmöglichkeiten als Bandlaufwerke ausgestattet, haben diese Systeme aber auch den Nachteil, dass die Speichermedien sich nicht extern lagern lassen. Außerdem ist die Langzeitspeicherung trotz gesunkener Festplattenpreise immer noch vergleichsweise teuer.
Für und Wider der SSD
In großen Rechenzentren machen sich Flash-Speichermedien wie Solid State Drives (SSDs) zunehmend breit, weiß Böhret. Das liege nicht an den schnelleren Zugriffszeiten, sondern in erster Linie daran, dass diese keine oder kaum Wärme abgeben. Bei Hunderten von Servern mit jeweils 25 oder 30 Festplatten sei der Aufwand in punkto Kühl- und Notstromaggregate ohne SSDs gewaltig. Abgesehen vom hohem Preis hat Flash aber auch technologisch bedingte Nachteile - allen voran die begrenzten Schreibzyklen und die erschwerte Datenvernichtung. Mit Wear leveling und Secure Erase rücken die Hersteller den Problemen zwar zu Leibe, echte Langzeitstudien über deren Wirksamkeit fehlen aber noch. Anwender sollten daher mindestens zweigleisig fahren und auch die Übertragungswege der Backup-Daten diversifizieren (LAN, WLAN, LANless via Fibre Cannel oder iSCSI).
Die Daten wie und wo lagern
Eine "Generalempfehlung" für Art und Ort der Aufbewahrung gibt es nicht, sagt Meier. Berücksichtigt werden müssen die Retention-Pläne, RTOs, RPOs und SLAs. Das Backup müsse mindestens im zweiten Brandabschnitt liegen, sagt Böhret. Besonders kritische Daten sollte man zusätzlich auslagern - ob in der Cloud oder physikalisch, hänge auch von den Anwendungen ab. Die Backup-Daten sollten jeweils in sicherer Entfernung zu den Online- und Produktivdaten gesichert werden, betont Weingand. Global aufgestellte große Unternehmen sicherten oft in zwei lokalen Rechenzentren und einem entfernten Disaster Recovery Center.
Eine Möglichkeit, die Produktiv- von den Backup-Daten zu trennen, ist das LANless oder LANfree Backup über Fibre Channel oder iSCSI in einem Storage Area Network (SAN) - ein Beispiel ist der Tivoli Storage Manager von IBM. Dessen Vorteil ist, dass die zu speichernden Daten das normale LAN nicht belasten.
Cloud-Daten so nah wie möglich
Cloud-Speicherdienste beschreibt HP-Manager Meier als gute Alternative zur Desaster-Vorsorge respektive als "dritten Standort". Geeignet seien sie für Unternehmen, die für bestimmte Umgebungen keine eigene Backup-Infrastruktur aufbauen wollten. Vorsicht ist aber beim physikalischen Speicherort der Cloud-Daten geboten. Als schlechte Beispiele seien China und die USA genannt - ersteres wegen seiner Zensurgesetze, zweitere wegen des "Patriot Act", nach dem die US-Behörden Zugriff auf Cloud-Daten verlangen dürfen. Anwender sollten sicherstellen, dass ihre Cloud-Daten in Europa, besser noch in Deutschland gespeichert sind. Eine Alternative stellt eine Private Cloud dar - am besten in einem eigenen Rechenzentrum mit dediziertem Netzwerk, das zur Wahrung der Performance von den eigentlichen Anwendungen abgekoppelt ist.